Die Lanze Gottes (German Edition)
und Janus, für den die Gemeinschaft ein Zuhause geworden war. Gotwig und Uhlmann beherrschten ihre Musikinstrumente wie sonst kaum jemand. Trommler, dieser Hüne von einem Mann, bot Juliana und Rachel gegen den einen oder anderen Freier Schutz. Am meisten schätzte Janus jedoch die Klugheit und Weitsicht von Uhlmann, dem es oft gelang, Schaden von der Gruppe fernzuhalten. Die Geschicklichkeit von Janus und seine Fähigkeit, schnell zu lernen, fügte sich in all das sehr gut ein, weswegen es ihnen oft viel besser ging als anderen Vaganten. Janus hatte in den letzten Jahren begriffen, dass sich Uhlmanns unablässige Forderungen nach Zusammenhalt bezahlt gemacht hatten.
Am nächsten Morgen begann der Markt. Uhlmann hatte einen günstigen Standort für sie ausfindig gemacht, wo sie ihre Melodien zum Besten gaben. Zahlreiche Menschen hatten sich um sie versammelt und nach jedem Spiel ging Sahra durch die Reihen und bat um eine milde Gabe.
Plötzlich bemerkte Janus, dass die Leute zurückgedrängt wurden. Die Händler räumten eilig ihre Karren beiseite. Janus und seine Gefährten unterbrachen ihr Spiel, denn der Fanfarenlärm übertönte ohnehin alles. Der König samt seines Gefolges bahnte sich den Weg durch die Menge. Die Menschen reckten ihre Hälse, um einen Blick auf den Herrscher zu erlangen.
Auch Janus versuchte sein Glück, doch er konnte nur einen großen Ritter sehen, der dem Tross voranritt. Er brüllte immer wieder: »Macht Platz für den König!« Das königliche Gefolge zog zwischen den Menschenmassen hindurch in den Dom und nach kurzer Zeit wurden die Türen des Gotteshauses geschlossen und die mächtigen Glocken des Domes ertönten.
Als Janus gegen Nachmittag während einer Pause mit Uhlmann und Trommler über den Markt schlenderte, fiel ihm erneut der groß gewachsene, grobschlächtige Ritter auf, der dem König vorangeritten war. Zusammen mit zwei seiner Knappen ging er über den Platz. Weiter vorn konnte Janus Sahra und Rachel ausmachen. Auf ein Zeichen des Ritters fassten die Knappen Sahra unvermittelt unter den Armen und schleiften sie in Richtung Stadtmauer. Rachel, die zunächst protestierte und sich dann an den Ritter schmiegte, um sich ihm anstelle ihrer Schwester anzubieten, wurde grob weggestoßen.
Janus erfasste sofort die Situation und spürte, wie sein Herz raste. Es gab es keinen Zweifel, was hier geschah. Er stieß Trommler in die Seite und wies auf das Geschehen. Auch Uhlmann schien gleich zu wissen, was hier vor sich ging, denn er fluchte leise: »Der Herr möge ihren Samen verdorren lassen! Diese Hunde! Das können wir wahrlich nicht gebrauchen.«
Trommler setzte sich sofort in Bewegung. Er bahnte sich den Weg durch die Menge. Janus und Uhlmann dicht hinter ihm.
Obwohl Sahra sich mit Händen und Füßen wehrte, zerrten die Kerle sie weiter.
Trommler drängelte sich rücksichtslos durch die Menschenmassen, um das Mädchen nicht aus den Augen zu verlieren. Janus und Uhlmann konnten kaum Schritt halten. Die drei Männer strebten auf ein abgelegenes Gebüsch an einem Bach nahe der Stadtmauer zu. Schließlich hatten sich Janus, Uhlman und Trommler aus der Menge gekämpft und schlichen sich an das Geschehen heran. Die beiden Knappen hielten Sahra die Arme fest und der Ritter hob seine Tunika und nestelte an seiner Bruche. Es wurde höchste Zeit, etwas zu unternehmen. Janus brach der Schweiß aus. Hilflos blickte er zu Uhlman.
»Ich erschlage sie«, flüsterte Trommler.
Uhlman versuchte vergeblich, den Hünen aufzuhalten, und hielt dessen Gewand fest.
»Es sind zu viele und noch dazu sind sie von Adel.«
Doch es war schon zu spät. Trommler schüttelte Uhlmans Hand ab und kroch hinter einen Baum, kaum drei Ellen von Sahra und ihren Angreifern entfernt.
Plötzlich hörte Janus das Mädchen schreien. »Wir müssen etwas unternehmen. Sie ist doch noch ein Kind«, flüsterte er Uhlmann zu, der den Kopf schüttelte und murmelte: »Dieser verrückte Riese! Er wird uns noch alle umbringen.«
Dann kroch er zu dem Baum, an dem Trommler auf den richtigen Moment wartete. Janus folgte ihm.
Uhlman wandte sich Trommler zu. »Trommler, lass es einfach geschehen. Es wird nicht lange dauern. Wenn du eingreifst sind wir alle des Todes!«
»Sie werden meiner Sahra nichts zuleide tun. Ich erschlage sie!«
Uhlman sah wohl ein, dass nichts auf der Welt den Hünen von seinem Vorhaben abbringen konnte.
»Janus, gib mir ein Messer«, flüsterte er.
Wortlos reichte Janus ihm eine seiner
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