Die Lanze Gottes (German Edition)
spürte eine tiefe Verzweiflung. Er fühlte sich schuldig am Tod dieser Menschen. Steckte die Bruderschaft dahinter? Waren diese Fürsten tatsächlich so mächtig? Reichte ihr Arm bis in den hohen Norden? Wer hatte sie verraten? Wer wusste überhaupt etwas von Adam und ihm, außer Bischof Adalbert selbst? Die Fragen überschlugen sich in Janus´ Kopf. Thengill blickte sie stählern an. »Ihr wart bei mir, als es geschah und ich konnte meinem Volk nicht helfen. Ich glaube euch, dass ihr sie nicht hergeführt habt, denn in den letzten Monaten seid ihr mir so etwas wie Freunde geworden. Doch die Mörder kamen wegen euch. Geht! Kehrt niemals zurück in mein Dorf! Sonst werden meine Leute euch töten.«
Dann wandte er sich ab und ritt davon.
Es blieb Janus und Adam nichts weiter übrig, als sich auf den Heimweg zu machen. Auf dem Ritt in Richtung Süden schwiegen sie die meiste Zeit. Ihr Weg führte sie erneut am dänischen Königshof vorbei und sie berichteten Sven Estridsson von den Geschehnissen hoch im Norden.
Sein Gesicht wurde bleich, dann sprang er auf und brüllte: »Diese Hunde! Sie haben mich betrogen!«
Janus schaute den König verwundert an. »Was meint Ihr?«
Estridsson lief hektisch durch sein Langhaus. »Es ist meine Schuld! Es ist meine Schuld! Die Männer, die das Dorf überfallen haben und die Priesterin ermordeten, waren hier am Hof. Sie sagten, sie kämen von Bischof Adalbert. Ihr Anführer, ein blonder Mann mit leicht schief stehenden Augen, sehr höflich und gebildet, stellte sich als Wilfried von Breyde vor.«
Als der König den Namen aussprach, spürte Janus einen Stich in der Magengrube und gleich darauf loderte Hass in ihm auf. »Von Breyde!» Janus zischte die Worte heraus. Immer wieder tauchte er in seinem Leben auf, brachte Leid und Schrecken über Menschen, die ihm lieb und teuer waren. »Was wollte er von Euch?«
»Er erzählte mir die gleiche Geschichte wie ihr und behauptete, Bischof Adalbert hätte ihn geschickt, um Euch heimzuholen. Er fragte nach Euch, und ich erzählte ihm von Thengills Dorf und dass Ihr von dort aus nach der Heiligen Lanze suchen wolltet. Ich konnte doch nicht ahnen, was er tun würde!«
Dieser Teufel in Menschengestalt! Janus sah die Leiber der Gemarterten des dänischen Dorfes vor sich und dachte an den Tag, an dem Wilfried von Breyde seinen Vater auf die Rüdenburg brachte. Janus würde ihn töten. Das war ihm in diesem Moment so klar wie nie zuvor. Und wenn es das Letzte war, was er auf dieser Welt tun würde!
So verließen sie schließlich Dänemark und machten sich auf den Heimweg mit einem Gefühl der Trauer. Trauer um die lieb gewordenen Menschen, die ihre Gastfreundschaft mit dem Leben bezahlen mussten, und Trauer über eine heilige Mission, die gescheitert schien.
XXIII
Asbirg war krank und Konstanze befürchtete, sie würde sterben. Sie hustete und hatte starkes Fieber. Konstanze kühlte ihre Stirn und flößte ihr ein Gebräu aus Kräutern ein.
Plötzlich vernahm sie das Geräusch von Pferdehufen vor der Hütte. Wenige Augenblicke später wurde die Tür aufgestoßen. Herein trat ein Soldat des Grafen. Konstanze kannte ihn und mochte ihn nicht besonders. Es handelte sich um Dietrich, den Sohn des Schmieds, der sie vor Jahren in den Schlamm gestoßen hatte. Immer wenn sie Dietrich im Oberdorf begegnete, stellte er ihr nach. Konstanze fand ihn nicht einmal unansehnlich, dennoch wies sie seine Annäherungsversuche zurück. Schon als Junge trat er in die Dienste des Grafen Konrad von Arnesberge. Jetzt stand er in der Tür von Asbirgs kleiner Behausung.
»Guten Morgen, Konstanze. Weck die alte Hagazussa. Wir haben Befehl, sie auf die Burg zu Graf Konrad zu bringen, seine Frau Mathilde liegt in den Wehen und der Medicus weiß nicht mehr weiter.«
Sie stand auf und stellte sich ihm in den Weg. »Asbirg ist krank. Sie darf ihr Lager nicht verlassen. Geh und sage dem Grafen, wir können nicht kommen.«
»Ich werde der Alten schon Beine machen!« Dietrich wollte Konstanze wegschieben. Sie stemmte sich gegen ihn und drohte mit der Faust. »Rühr sie nicht an!«
Verdutzt blickte er sie an. Konstanze wusste, dass er ihr nichts zuleide tun würde.
Beeindruckt von ihrem mutigen Auftreten wurde er ruhiger und legte eine Hand auf ihren Arm. »Geh zur Seite, Konstanze. Es ist der Wunsch des Grafen.«
Asbirg versuchte sich aufzurichten.
»Ich komme«, sagte sie heiser.
Konstanze sprang zu ihrem Bett und schob sie sanft zurück. »Du wirst schön bleiben,
Weitere Kostenlose Bücher