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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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Christengott, Mönch! Also, es geschehe, wie du sagst!«
    Am nächsten Tag führte er Janus und Adam zu Eringis, deren Hütte einen Tagesritt vom Dorf entfernt lag. Als sie die Behausung erreichten, stiegen sie von den Pferden und der Nordmann trat vor. »Lasst mich vorgehen. Sie ist sehr misstrauisch. Vor allem gegenüber deinem Christengott, Mönch!«
    Janus beobachtete, wie Adam die Nase rümpfte. Der Däne ging zu der kleinen Hütte, aus deren Öffnung im Giebel kleine Rauchschwaden zogen. Weit und breit erstreckte sich flaches Land. Alles wirkte auf Janus ein wenig unheimlich. Wie konnte die alte Frau überhaupt alleine hier leben? Von was ernährte sie sich? Und warum war sie nicht bei ihrer Sippe oder ihrer Familie?
    Nach einer Weile erschien tatsächlich ein altes Weib an der Tür. Sie ging gekrümmt und ihre langen grauen Haare hingen zottelig über die Schultern. Eringis war mit Fellen bekleidet und stützte sich auf einen handgeschnitzten Stock, der mit Runenzeichen übersät war. Bei diesem Anblick fiel Janus das Messer seines Vaters ein, das er wie immer am Gürtel trug.
    Das Weib hob den Stock in die Höhe, wies auf Adam und
    kreischte: »Der nicht!«
    »Eringis, es ist kalt! Er kann nicht die ganze Nacht draußen bleiben. Er wird schweigen. Ich verbürge mich für ihn«, sagte Thengill.
    Sie lächelte ihn von unten herauf an. »Nun gut. Aber sein Zeichen soll er vor der Hütte ablegen. Sie deutete auf das große Kreuz, das Adam über seinem Habit trug.
    Der lief rot an. »Niemals! Komm wir gehen, Janus!«
    »Ja, geht! Und nehmt euren Christengott wieder mit!«, brüllte Eringis.
    Adam saß schon auf seinem Pferd, als Thengill zu ihm hin lief. »Adam, steigt wieder herab. Eringis kann vielleicht wirklich weiterhelfen. Vertraut mir!«
    Janus schaute vorwurfsvoll zu Adam, doch der schüttelte den Kopf. »Ich werde niemals mein Kreuz vor dieser Heidin ablegen und meinen Gott verleugnen, eher erfriere ich heute Nacht!«
    Janus wusste, dass es ihm ernst war. Er blickte zu Eringis und ihm wurde klar, dass auch sie wohl nicht nachgeben würde. Unwillkürlich musste er an Ulrich und Asbirg denken. Janus hatte damals gelernt, dass Menschen unterschiedlichen Glaubens trotzdem miteinander auskommen konnten, ja zuweilen konnten sie sogar Bruder und Schwester sein. Diese beiden hier waren dazu wohl nicht in der Lage.
    »Warte, Adam!«, sagte Janus und ging langsam auf Eringis zu. Er trat vor sie hin und senkte seinen Kopf. Dann sank er auf ein Knie, fasste ihre Hand und blickte sie an. Ihr verwunderter Blick entging ihm nicht.
    »Steh auf! Wer bist du?«
    Janus erhob sich. »Man nennt mich Janus von Esken. Ich bin von sehr weit hergereist, weil ich deine Hilfe brauche, weise Eringis.« Janus schaute kurz zur Seite und bemerkte Thengill, der die Arme vor der Brust verschränkt hielt und lächelte. Adam saß kopfschüttelnd auf seinem Pferd.
    Dann wandte er sich wieder der alten Frau zu, ergriff ihre Hand und flüsterte ihr ins Ohr: »Odin wacht über alles und jeden und seine Raben haben mir den Weg durch die Nordmeere und zu dir gewiesen.« Janus kannte sich mit den nordischen Göttern ein wenig aus. Immer, wenn er mit Uhlmann und den anderen in Sachsen unterwegs war, hatten sie Menschen getroffen, die die alten Götter noch verehrten. »Dieser Mann ist mein Freund, auch wenn er den Willen deiner Götter nicht versteht.« Janus deutete auf Adam. »Ich habe viele Fragen an dich, weise Eringis, und ich verbürge mich dafür, dass mein Freund nicht von seinem Christengott sprechen wird. Ich bitte dich, lass uns hinein. Das Kreuz seines Gottes wird Adam unter dem Gewand verschwinden lassen. Aber er wird es nicht ablegen. Darum bitte ich dich, bestehe nicht darauf, sonst werden wir unverrichteter Dinge abziehen müssen.«
    Dann erzählte er ihr kurz von seinem Vater und zeigte Eringis sein Messer. Die alte Frau betrachtete es und fuhr mit ihren knochigen Händen über die Runenzeichen in dessen Griff. »Tretet ein!«
    Es dauerte noch eine Weile, bis Janus es schaffte, seinen Freund Adam zum Einlenken zu bringen. Doch schließlich gab er nach und verbarg das große Holzkreuz unter seinem Habit. Vor der Tür wandte sich Janus ihm zu. »Als wir einst vor der Tür des Bischofs standen, hast du mir gesagt, ich solle dir das Reden überlassen, es wäre für unsere Mission und unsere Sache zweckdienlicher. Ich habe es dir versprochen und mich auch so gut es ging daran gehalten. Nun erbitte ich von dir dasselbe, mein Freund.

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