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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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wo du bist.« Dann wandte sie sich wieder Dietrich zu. »Ich werde mitkommen!«
    Dietrich zuckte gleichgültig mit den Schultern.
    Asbirg fasste Konstanze am Arm. »Kind, pass auf dich auf! Der Graf wird dich bestrafen, falls seiner Gemahlin etwas zustößt.«
    »Ich weiß. Doch sorge dich nicht, Asbirg! Ich verstehe mein Handwerk und habe in den letzten Jahren viel von dir gelernt.«
    Asbirg atmete schwer und ließ sich wieder auf ihr Lager gleiten. Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch packte Konstanze die wichtigsten Dinge in ihren Beutel und folgte Dietrich und seinen Männern zur Burg.
    Der Weg zur Rüdenburg war weit und Konstanze froh, dass sie nicht die ganze Zeit laufen musste. Es regnete wieder einmal im Sauren Land. Sie saß hinter Dietrich auf dem Pferd und klammerte sich an ihn, um nicht herunterzufallen. Der schien das zu genießen, denn er rief: »Halt dich nur gut fest, meine Schöne!«
    Kurz vor der Burg saß sie ab. Es war früher Abend und mittlerweile regnete es nicht mehr. Als sie das große Burgtor durchschritt, überkam Konstanze Furcht. Was, wenn bei der Geburt etwas schiefgehen würde? Graf Konrad würde sie möglicherweise töten.
    Dietrich führte sie durch die große Halle. An der Treppe zum Schlafgemach Mathildes stand der Graf, ein eher kleiner Mann mit kurzem, schwarzem Haar und bartlosem Gesicht. Er blickte abschätzig an Konstanze herab, aber seine dunklen Augen
    wirkten nervös. Es war immer der gleiche Ausdruck, den Konstanze bei bevorstehenden Geburten in den Männeraugen erblickte. Es stand Furcht in ihnen, wenngleich sie sich immer wieder fragte, was die Männer so verängstigte. Überkam sie die Furcht um ihre Weiber oder die Angst um ihre ungeborenen Söhne oder Töchter? Auch ein Graf unterschied sich hierin nicht von einem Bauern oder Schmied.
    »Wer ist das? Warum hast du die alte Hagazussa nicht gebracht?«, fragte der Graf und strafte Dietrich mit einem strengen Blick.
    »Die Alte ist krank. Sie liegt vielleicht im Sterben. Konstanze ist die Einzige, die die Kunst der Alten beherrscht«, gab Dietrich selbstbewusst zur Antwort. »Nun gut, führt sie zu meiner Gemahlin«, brummte der Graf nach kurzem Zögern.
    Konstanze betrat das Schlafgemach der Gräfin Mathilde, während Konrad ihr folgte. Sie lag auf ihrem Schlaflager und schrie aus Leibeskräften. Konstanze spürte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie setzte sich neben Mathilde und betastete ihren Bauch. Das Kind schien richtig herum zu liegen. Das konnte es also nicht sein. Dennoch wand sich Mathilde und schrie. Es war ihre erste Geburt. Konstanze ahnte, dass hier ein anderes Problem vorlag.
    Der Medicus stand etwas abseits und schüttelte den Kopf. Die Mägde, die sich im Schlafgemach befanden, zuckten mit den Schultern. Konstanze überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte, dann stand sie auf und trat zum Grafen. »Verlasst das Gemach, alle!«, forderte sie bestimmt.
    »Warum?«
    Jetzt galt es, den Mut nicht zu verlieren. Konstanze stemmte die Hände in die Hüften und sah dem Grafen in die Augen. »Wollt Ihr, dass ich Eurer Gemahlin helfe und Euren Sohn auf die Welt hole, oder nicht?«
    Ein Strahlen ging über das Gesicht des Grafen. »Ihr meint, es wird ein Sohn? Woher wisst Ihr es?«
    »Ich sehe es. Und nun geht, Euer Gnaden, und nehmt alle mit hinaus!«
    »Hinaus!«, befahl Konrad.
    Der Medicus rührte sich nicht.
    Konstanze lächelte ihn an. »Auch Ihr, verehrter Herr Medicus.«
    Konrad zeigte mit dem Finger auf die Tür und der Mann verließ kopfschüttelnd das Gemach. In der Tür drehte sich der Graf noch einmal zu Konstanze um. »Wenn meiner Gemahlin oder meinem Sohn etwas geschieht, seid Ihr des Todes Hagazussa!«
    Konstanze nahm seine Worte kaum noch wahr, sie saß auf dem Bett und wandte sich der Gräfin zu. »Geht jetzt!«, sagte sie, ohne Konrad noch einmal anzublicken.
    Es blieb keine Zeit, sich über ihr Schicksal Gedanken zu machen. Hochkonzentriert befühlte sie den Bauch der immer noch schreienden Mathilde.
    »Er wird mich strafen, Gott wird mich bestrafen! Ich bringe ein Monstrum zur Welt!«, brüllte Mathilde und ihre schwarzen Locken klebten schweißnass an ihrem Kopf.
    Die Gräfin hatte nun nichts mehr gemein mit der Schönheit, die einst mit ihrem Vater Otto von Northeim an Konstanze vorbeigeritten war. »Seid still. Es ist alles in Ordnung. Die Wehen haben nicht einmal richtig begonnen«, sagte Konstanze und legte Mathilde die Hand auf die verschwitzte Stirn.
    Mathilde krallte sich

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