Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
Vom Netzwerk:
in Konstanzes Handgelenk fest und versuchte sich aufzurichten. Ihre Augen blickten beinahe besessen. »Ich werde in die Hölle fahren!«
    Konstanze wusste sich nicht anders zu helfen, sie musste die Gräfin aus diesem Wahn befreien, holte aus und verpasste Mathilde eine schallende Ohrfeige. »Seid still! Und stellt Euch nicht so an! Ihr tut jetzt genau, was ich sage!« Sie nahm beide Hände Mathildes und hielt sie fest. Die Gräfin fing an zu weinen. Konstanze lockerte ihren Griff etwas. Unter normalen Umständen wäre sie für die Ohrfeige getötet worden. Doch die Umstände hier waren alles andere als normal, das wusste Konstanze. Trotz ihres noch jungen Alters hatte sie bei Asbirg viel gelernt und so manche Frau im Kindbett erlebt. Frauen schrien bei ihren ersten Geburten zuweilen mehr und wurden von größeren Ängsten geplagt als bereits erfahrene Mütter. Doch Mathilde stellte alles bisher dagewesene in den Schatten. Konstanze blickte der Gräfin fest in die Augen. »Erzählt mir, was los ist!«
    »Das Kind … das Kind … es wird ein Monstrum! Gott straft mich für meine Sünden!«, wisperte die Gräfin.
    »Wie kommt Ihr auf so ein Hirngespinst?«, fragte Konstanze ruhig.
    Die Gräfin beugte sich zu Konstanze. »Das Kind ist nicht von ihm«, flüsterte sie. »Es ist von einem seiner Waffenknechte, von Dietrich. Gott wird mich bestrafen!«
    Das war es also. Die junge Gräfin hatte ihrem Gemahl einen Bastard ins Nest gelegt und fürchtete den Zorn Gottes.
    Konstanze verschränkte die Arme vor der Brust. »Wer hat Euch nur so einen Unsinn erzählt? Ihr werdet ein gesundes Kind bekommen und jetzt tut genau das, was ich sage! Seid gewiss, dass kein Wort über meine Lippen kommt. Was im Kindbett geschieht oder gesagt wird, geht niemanden etwas an, am allerwenigsten die Männer«, sagte sie fest und merkte, dass sich Mathilde etwas beruhigte.
    Die Geburt dauerte sehr lange. Fast bis zum nächsten Tag. Dann hatte es die Gräfin überstanden. Konstanze atmete auf. Es war tatsächlich ein Junge. Sie trat mit Mathildes Sohn zur Tür hinaus und übergab ihn Graf Konrad, der das Kind in die Höhe hob. »Er soll Hermann heißen!«, rief er freudig.
    Konstanze wurde großzügig belohnt und verließ die Rüdenburg. Die nächsten Wochen würden Asbirg und sie genug zu essen haben. Am Fuße der Festung schaute sie sich noch einmal um und schüttelte bei dem Gedanken an Gräfin Mathilde den Kopf. Dann machte sie sich auf den Heimweg.

XXIV
    König Sven Estridsson hatte ihnen einen Platz auf einem dänischen Handelsschiff besorgt, welches schließlich die Wiseramündung erreichte. Grinsend beobachtete Janus die Erleichterung
    Adams, als sie das raue Meer ein zweites Mal hinter sich ließen.
    Gegen Abend erreichten sie Bremen. Langsam, fast schleichend fuhr das Schiff in den Hafen. Es dämmerte schon und an den Anlegestellen befanden sich nicht mehr viele Menschen.
    Sie bezahlten die Seeleute und machten sich auf den Weg zur Domschule. Adam schien glücklich, seit vier Jahren hatte er Bremen nicht mehr gesehen und wurde von seinen Mitbrüdern herzlich empfangen, was Janus ein wenig neidisch beobachtete. Adam besaß, im Gegensatz zu ihm, ein Heim, zu dem er zurückkehren konnte. Wie würde es für ihn selbst weitergehen? Er wusste nicht, wo er hingehen sollte. Zurück zu den Vaganten? Nach Gleiberg?
    Nachdem sie sich ausgeruht und Adam ihn in seine alte Stammschenke entführt hatte, um die sichere Heimkehr gebührend zu feiern, waren sie am nächsten Tag im Bischofspalast zu einer Audienz geladen.
    Der Bischof begrüßte sie in dem gleichen großen Saal, der Janus schon bei ihrer ersten Begegnung tief beeindruckt hatte. Wie üblich stand Adalbert mit dem Rücken zu ihnen und schaute aus dem Fenster in den sommerlichen Tag. Bei ihrem Eintreten drehte er sich um. »Ah, Adam, mein Freund, und der junge Graf von Esken, wohlbehalten aus den Nordländern zurückgekehrt. Ich freue
    mich, Euch nach so langer Zeit zu sehen. Kommt her und nehmt Platz!«
    Adam ging vor dem Bischof auf ein Knie und küsste seinen Ring. Janus tat es ihm gleich. Dann setzten sie sich. Adam berichtete ihm, wie es ihnen in den letzten Jahren ergangen war, und beendete seinen Bericht mit dem Massaker, welches Wilfried von Breyde in dem dänischen Dorf verübt hatte.
    Mit unbewegter Miene hörte ihm Adalbert zu, dann legte er einen Finger an sein Kinn. »Wilfried von Breyde, ich kenne ihn. Er ist tatsächlich ein Teufel. Und alle Welt weiß, dass er im Auftrag

Weitere Kostenlose Bücher