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Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Sessel saß, in dem auch Sie jetzt sitzen, hatte er die Arme auf die Lehnen gelegt.«
    »Und?«
    »Der Ärmel seines Hemdes schob sich etwas zurück, so dass ich ein Stück Haut zwischen Handschuh und Ärmel sehen konnte. Er hatte da ein paar weißliche Narben. Sie wissen schon, so Narben, wie man sie hat, wenn man sich ein Tattoo entfernen lässt. Und als ich das sah, dachte ich …«
    »Gefängnis. Er trug Handschuhe, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, die Sie mit Ihrem Register hätten abgleichen können.«
    Truls nickte. Hole war wirklich schlau, das musste man ihm lassen.
    »Genau. Doch nachdem ich seine Bedingungen akzeptiert hatte, entspannte er sich etwas, und als ich ihm die Hand gab, um alles zu besiegeln, zog er den einen Handschuh aus. Auf dem Handrücken hatte ich danach ein paar vage Fingerabdrücke, doch die reichten aus, denn der Computer landete tatsächlich einen Treffer.«
    »Rudolf Asajev. Dubai. Wie ist es ihm gelungen, seine Identität so lange geheim zu halten?«
    Truls Berntsen zuckte mit den Schultern. »Wir sehen das bei Orgkrim beinahe jeden Tag. Es gibt etwas, das die Hintermänner, die nicht geschnappt werden, von den Leuten unterscheidet, die gefasst werden. Eine kleine Organisation. Wenig Glieder. Wenig Vertraute. Dopekönige, die sich nur in einer großen Gruppe von Leuten sicher fühlen, werden immer einkassiert. Da gibt es immer irgendeinen untreuen Diener, der alles übernehmen oder gegen Strafminderung eine Aussage machen will.«
    »Sie sagten, Sie hätten ihn auch danach noch mal gesehen?«
    Truls Berntsen nickte. »Im Fyrlyset. Ich glaube jedenfalls, dass er das war. Als er mich sah, machte er in der Tür kehrt und ging wieder.«
    »Dann stimmt das Gerücht also, dass er wie ein Gespenst durch die Stadt läuft?«
    »Wer weiß?«
    »Und was haben Sie im Fyrlyset gemacht?«
    »Ich?«
    »Polizisten dürfen da drinnen doch nicht arbeiten?«
    »Ich kannte ein Mädchen, das da gearbeitet hat.«
    »Hm. Martine?«
    »Kennen Sie sie?«
    »Haben Sie öfter da gesessen und sie beobachtet?«
    Truls spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg. »Ich …«
    »Entspannen Sie sich, Berntsen. Sie haben sich soeben selber freigesprochen.«
    »W-wie das denn?«
    »Sie sind der Stalker. Martine hielt Sie für einen verdeckten Ermittler. Sie saßen im Fyrlyset, als Gusto erschossen wurde, nicht wahr?«
    »Stalker?«
    »Vergessen Sie’s und antworten Sie mir.«
    »Verdammt, Sie dachten doch wohl nicht, dass ich …? Warum sollte ich denn Gusto Hanssen ins Jenseits befördern?«
    »Nun, das hätte durchaus ein Auftrag von Asajev gewesen sein können«, sagte Hole. »Aber darüber hinaus hatten Sie auch einen guten persönlichen Grund. Gusto war schließlich dabei, als Sie in Alnabru einen Mann getötet haben. Mit einem Bohrer.«
    Berntsen dachte über Holes Worte nach. Schätzte sie wie ein Polizist ein, der fortwährend mit Lügen zu tun hatte und davon lebte, Wahrheit und Bluffs voneinander zu trennen.
    »Wegen des Mordes haben Sie auch ein Motiv, Oleg Fauke zu töten, der ja Zeuge dieser Tat war. Der Häftling, der versucht hat, Oleg zu erstechen …«
    »Hat nicht für mich gearbeitet! Das müssen Sie mir glauben, Hole, damit habe ich nichts zu tun. Ich habe bloß Beweise vernichtet und niemanden ermordet. Das in Alnabru war ein ganz blöder Unfall.«
    Hole legte den Kopf in den Nacken. »Und als Sie zu mir ins Leons gekommen sind, hatten Sie nicht vor, mich zu ermorden?«
    Truls schluckte. Dieser Hole konnte ihn wirklich töten , daran bestand kein Zweifel. Ihm eine Kugel in die Schläfe jagen, seine Fingerabdrücke verwischen und ihm die Pistole in die Hand legen. Es gab kein Anzeichen eines Einbruchs, und Vigdis A. konnte bestätigen, dass Truls allein nach Hause gekommen war und ausgesehen hatte, als fröre er. Einsam. Auf der Arbeit hatte er sich krankgemeldet. Deprimiert.
    »Wer waren die beiden anderen, die da aufgetaucht sind? Waren das Rudolfs Leute?«
    Truls nickte. »Sie konnten entkommen, aber einer der beiden hat sich eine Kugel von mir eingefangen.«
    »Was ist passiert?«
    Truls zuckte mit den Schultern. »Vermutlich weiß ich zu viel.« Er versuchte sich an einem Lachen, es klang aber nur wie ein trockener Husten.
    Dann saßen sie sich eine Weile stumm gegenüber.
    »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte Truls.
    »Ihn fangen«, sagte Hole.
    Fangen. Es war lange her, dass Truls dieses Wort gehört hatte.
    »Sie meinen also wirklich, dass er nur wenige Leute um sich herum hat?«,

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