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Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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wütend war. Das kam alles von diesem Scheißhandy.
    Als sie es bei Telenor endlich geschafft hatten, Holes Handy zu orten, war das Signal aus der Stadtmitte gekommen, aus der Nähe des Bahnhofs. Nirgendwo sonst befanden sich den ganzen Tag über mehr Menschen. Ein gutes Dutzend Polizeibeamter hatte die Gegend über Stunden hinweg nach Hole abgesucht, aber ohne Erfolg. Dann hatte ein Grünschnabel den banalen Vorschlag gemacht, ihre Uhren zu vergleichen, sich in der Gegend zu verteilen und dieses Handy auf die Sekunde genau jede Viertelstunde anzurufen. Hörte jemand zu exakt einem dieser Zeitpunkte ein Klingeln oder sah er jemanden das Telefon herausnehmen, galt es zuzuschlagen, schließlich musste es ja irgendwo sein. Sie hatten die Idee in die Tat umgesetzt und auf diese Weise das Handy tatsächlich gefunden. Und zwar in der Tasche eines Junkies, der auf der Treppe vor dem Bahnhof döste. Er gab an, das Telefon von einem Typ im Fyrlyset »bekommen« zu haben.
    Der Fahrstuhl hielt an. »Schönen Abend noch«, grummelte Truls und trat in den Flur.
    Hinter sich hörte er, wie die Tür zufiel. Dann setzte der Fahrstuhl sich wieder in Bewegung.
    Und nun? Frikadellen und eine DVD . Vielleicht den ersten Fast-&-Furious -Streifen, eigentlich ein Scheißfilm, aber wenigstens einer mit ein paar verflucht guten Szenen. Oder Transformers , mit Megan Fox und der Option, sich in aller Ruhe einen runterzuholen.
    Er hörte sie hinter sich atmen. Sie musste mit ihm aus dem Fahrstuhl getreten sein. Diese Fotze. Dann sollte Truls Berntsen heute Abend also Sex haben. Er lächelte und wollte den Kopf zur Seite drehen, blieb aber an etwas Hartem, Kaltem hängen. Truls Berntsen verdrehte die Augen. Es war ein Gewehrlauf.
    »Danke«, sagte eine bekannte Stimme. »Ich komme gerne mit rein.«
    Truls Berntsen saß in seinem Sessel und starrte in die Mündung seiner eigenen Pistole.
    Er hatte ihn gefunden. Und umgekehrt.
    »Es geht nicht an, dass wir uns immer nur auf diese Weise begegnen«, sagte Harry Hole, die Zigarette im äußersten Mundwinkel, damit ihm der Rauch nicht in die Augen stieg.
    Truls antwortete nicht.
    »Wissen Sie, warum ich lieber Ihre Pistole nehme?«, fragte er und tätschelte das Gewehr, das auf seinem Schoß lag.
    Truls hielt weiter den Mund.
    »Weil ich es vorziehe, dass die Kugeln, die man in Ihnen finden wird, auch zu Ihrer Waffe zurückverfolgt werden können.«
    Truls zuckte mit den Schultern.
    Harry Hole beugte sich vor. Und Truls roch seinen Atem: Alkohol. Verdammt, der Typ hatte getrunken. Truls kannte all die Geschichten über Hole und wusste, zu was dieser Mann schon im nüchternen Zustand fähig war. Wie würde er dann erst im angetrunkenen Zustand sein?
    »Sie sind ein Brenner, Truls Berntsen. Und hier ist der Beweis.«
    Er hielt den Polizeiausweis aus der Geldbörse hoch, die er Berntsen zusammen mit der Pistole abgenommen hatte. »Thomas Lunder? Ist das nicht der Mann, der die Drogen in Gardermoen abgeholt hat?«
    »Was wollen Sie?«, fragte Truls, schloss die Augen und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Frikadellen und eine DVD .
    »Ich will wissen, welche Verbindung es zwischen Ihnen, Dubai, Isabelle Skøyen und Mikael Bellman gibt.«
    Truls zuckte zusammen. Mikael? Was hatte Mikael damit zu tun? Und Isabelle Skøyen, war das nicht diese Politikerin?
    »Keine Ahnung …«
    Er sah, wie der Hahn der Pistole sich langsam hob.
    »Vorsichtig, Hole! Der Abzugsweg ist kürzer, als Sie denken …«
    Der Hahn hob sich weiter.
    »Warten Sie! Verdammt, warten Sie!« Truls Berntsen fuhr sich mit der Zunge durch den Mund und suchte irgendwo nach einem Rest Speichel. »Über Bellman und Skøyen weiß ich nichts, aber Dubai …«
    »Beeilen Sie sich.«
    »Über den kann ich Ihnen was erzählen …«
    »Was können Sie erzählen?«
    Truls Berntsen holte tief Luft, behielt sie einen Moment in den Lungen und atmete dann stöhnend aus: »Alles.«
    Kapitel 39
    D rei Augen starrten auf Truls Berntsen. Zwei mit hellblauer, alkoholgespülter Iris und ein schwarzes, rundes – die Mündung seiner eigenen Steyr. Der Mann, in dessen Hand die Pistole lag, hing förmlich im Sessel. Er hatte seine langen Beine weit von sich gestreckt und sprach mit rauer Stimme.
    »Reden Sie, Berntsen. Erzählen Sie mir von Dubai.«
    Truls räusperte sich zweimal. Sein Hals war verdammt trocken.
    »Sie haben irgendwann abends hier geklingelt. Ich hatte den Knopf der Gegensprechanlage gedrückt und hörte jemanden sagen, dass sie ein paar Worte

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