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Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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mit mir reden wollten. Erst dachte ich nicht daran, zu öffnen, doch dann nannte er einen Namen und ich … ja …«
    Truls Berntsen fuhr sich mit Daumen und Mittelfinger über den Unterkiefer.
    Sein Gegenüber wartete.
    »Eine unangenehme Sache, von der ich dachte, dass niemand darüber Bescheid wüsste.«
    »Was genau?«
    »Ein Häftling, dem es an Umgangsformen fehlte. Ich hatte keine Ahnung, dass jemand wusste, dass ich ihm … Manieren beigebracht habe.«
    »Schlimme Verletzungen?«
    »Die Eltern wollten mich verklagen, aber der Junge konnte mich bei der Gegenüberstellung nicht identifizieren. Seine Augen hatten etwas abbekommen. Glück im Unglück, nicht wahr?« Truls lachte sein nervöses Grunzlachen, schloss den Mund aber schnell wieder. »Und plötzlich stand dieser Mann vor meiner Tür und wusste Bescheid. Er meinte, ich hätte Talent bewiesen, unter dem Radar zu fliegen, und dass er bereit sei, jemandem wie mir eine stattliche Summe zu zahlen. Er sprach Norwegisch, ein bisschen umständlich vielleicht, und mit leichtem Akzent. Ich habe ihn hereingelassen.«
    »Sie haben Dubai getroffen?«
    »Nur dieses eine Mal. Danach habe ich ihn nur noch zweimal flüchtig gesehen. Aber egal, er kam allein. Ein alter Mann in einem eleganten, altmodischen Anzug mit Weste, Hut und Handschuhen. Er erklärte mir, was er von mir wollte und was er zu zahlen bereit war. Er war vorsichtig. Sagte, dass wir nach diesem ersten Treffen keinen persönlichen Kontakt mehr haben würden. Keine Telefonate, keine Mails, nichts, das man irgendwie verfolgen konnte. Mir war das natürlich recht, um es mal so auszudrücken.«
    »Und wie haben Sie dann Ihre Aufträge als Brenner bekommen?«
    »Sie haben mir die Aufträge auf einen Grabstein geschrieben, und wo der liegt, hatten sie mir vorher erklärt.«
    »Wo?«
    »Auf dem Gamlebyen Friedhof. Da habe ich auch mein Geld erhalten.«
    »Erzählen Sie mir von Dubai. Wer ist er?«
    Truls Berntsen starrte schweigend vor sich hin. Versuchte eine Rechnung aufzumachen und sich über die Konsequenzen klarzuwerden.
    »Worauf warten Sie, Berntsen? Sie sagten, Sie würden mir alles über Dubai sagen.«
    »Sind Sie sich eigentlich im Klaren darüber, was ich riskiere, wenn ich …«
    »Als ich Sie das letzte Mal getroffen habe, wollten zwei von Dubais Vasallen Sie durchlöchern. Sie stecken also auch schon ohne diese Pistole in der Bredouille. Raus mit der Sprache. Wer ist er?«
    Harry Hole sah ihn direkt an, wenn er nicht durch ihn hindurchsah , dachte Truls. Dann bewegte der Hahn der Waffe sich wieder und erleichterte ihm die Berechnung.
    »Okay, okay«, sagte Berntsen und hob die Hände abwehrend in die Höhe. »Er heißt nicht Dubai. Man nennt ihn nur so, weil seine Dealer Fußballtrikots tragen, auf denen Werbung für eine Fluggesellschaft ist, die da unten landet. Arabia.«
    »Sie haben zehn Sekunden, um mir etwas zu erzählen, was ich nicht schon selbst herausgefunden habe.«
    »Warten Sie, warten Sie, das kommt ja! Er heißt Rudolf Asajev. Er ist Russe, seine Eltern waren intellektuelle Dissidenten und politische Flüchtlinge, auf jeden Fall hat er das im Verfahren ausgesagt. Er hat in verschiedenen Ländern gelebt und spricht an die sieben Sprachen.
    Als er in den siebziger Jahren nach Norwegen kam, wurde er zu einem der Pioniere des Haschischschmuggels. Er achtete immer darauf, nicht aufzufallen, wurde 1980 aber von seinen Leuten verraten. Damals waren die Strafen für den Verkauf und Schmuggel von Hasch beinahe so hart wie für Landesverrat, so dass er für lange Zeit in den Knast wanderte. Als er die Strafe abgesessen hatte, ging er nach Schweden und wechselte über zu Heroin.«
    »Etwa der gleiche Strafrahmen wie für Hasch, aber eine deutlich höhere Gewinnspanne.«
    »Genau. Er baute ein Kartell in Göteborg auf, aber nachdem ein verdeckter Ermittler ermordet worden war, musste er auch dort untertauchen. Vor etwa zwei Jahren kam er zurück nach Oslo.«
    »Und das hat er Ihnen alles erzählt?«
    »Nein, nein, das habe ich selbst herausgefunden.«
    »Ach? Wie das denn? Ich dachte, der Mann sei ein Gespenst, von dem niemand etwas weiß.«
    Truls Berntsen schaute auf seine Hände. Als er Harry wieder ansah, musste er beinahe lächeln. Denn schon lange hatte er den Wunsch, jemandem zu erzählen, wie es ihm höchstpersönlich gelungen war, Dubai auszutricksen. Nur dass es eben niemanden gegeben hatte, dem er diese Fakten hätte anvertrauen können. Truls leckte sich die Lippen. »Als er in dem

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