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Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Polizisten. Er hörte Harry nur halb zu, der hinter ihm sagte:
    »Gusto Hanssen, neunzehn Jahre. Ein alter Bekannter für die Polizei, Dealer, selbst drogenabhängig. Er wurde am 12. Juli tot in einer Wohnung in der Hausmanns gate gefunden. Verblutet nach einem Schuss in die Brust.«
    Hagen lachte kurz auf: »Warum willst du dich ausgerechnet um den einzigen Mord kümmern, der aufgeklärt werden konnte?«
    »Ich glaube, du weißt das.«
    »Ja, ich denke schon.« Hagen seufzte. »Aber wenn ich dich anstellen soll, dann für einen anderen Fall. Was ist mit dieser Fahndersache?«
    »Ich will diesen Mord.«
    »Es gibt mehr als hundert Gründe dafür, warum du nie im Leben für diesen Fall eingeteilt würdest, Harry.«
    »Und die wären?«
    Hagen drehte sich zu Harry um. »Es reicht wohl, wenn ich den ersten nenne. Der Fall ist bereits aufgeklärt.«
    »Und welche noch?«
    »Dass nicht wir in diesem Fall ermitteln, sondern das Kriminalamt, Kripos, und dass ich eigentlich gar keine freien Stellen habe, sondern Gelder einsparen soll. Dass du nicht befugt bist und so weiter und so fort.«
    »Hm. Wo ist er?«
    Hagen zeigte aus dem Fenster. Über die Wiese auf einen grauen, steinernen Klotz hinter dem goldenen Laub der Linden.
    »Im Botsen?«, fragte Harry. »In U-Haft?«
    »Bis auf weiteres.«
    »Besuchsverbot?«
    »Wer hat dich in Hongkong aufgespürt, um dich über den Fall zu informieren? War das …?«
    »Nein«, unterbrach Harry ihn.
    »Nun?«
    »Nun?«
    »Wer?«
    »Vielleicht habe ich ja einfach im Internet darüber gelesen?«
    »Bestimmt nicht«, sagte Hagen mit dünnem Lächeln und ausdruckslosen Augen. »Der Fall war nur einmal kurz in den Medien, danach hat sich keiner mehr dafür interessiert. Und Namen wurden schon gar nicht genannt. Nur eine Meldung über einen zugedröhnten Junkie, der einen anderen wegen Dope umgebracht hat. Dafür interessiert sich wirklich niemand. Der Fall unterscheidet sich in keiner Weise von den anderen.«
    »Sieht man mal davon ab, dass es um zwei Teenager geht«, sagte Harry. »Neunzehn Jahre, und achtzehn.« Seine Stimme klang mit einem Mal etwas anders.
    Hagen zuckte mit den Schultern. »Alt genug, um zu töten, alt genug, um zu sterben. Im nächsten Jahr wären sie zum Militärdienst eingezogen worden.«
    »Kannst du irgendwie regeln, dass ich mit ihm reden kann?«
    »Wer hat dich informiert, Harry?«
    Harry rieb sich den Nacken. »Ein Freund bei der Kriminaltechnik.«
    Hagen lächelte. Und dieses Mal erreichte das Lächeln seine Augen. »Du bist echt ’ne Nummer, Harry. Soweit ich weiß, hast du nur drei Freunde bei der Polizei. Bjørn Holm bei der Kriminaltechnik und Beate Lønn bei der Kriminaltechnik. Also wer von beiden war es?«
    »Beate. Kriegst du das mit dem Besuch hin?«
    Hagen hatte sich auf den Rand seines Schreibtisches gesetzt und musterte Harry. Dann senkte er den Blick und sah auf das Telefon.
    »Unter einer Bedingung, Harry. Du versprichst mir, dich meilenweit aus diesem Fall herauszuhalten. Zwischen uns und dem Kriminalamt herrscht endlich Frieden, ich will nicht, dass der ganze Scheiß wieder losgeht.«
    Harry lächelte säuerlich. Er war auf dem Stuhl so weit nach unten gerutscht, dass er direkt auf die Schnalle seines Gürtels blickte. »Dann ist der Kripos-Chef jetzt also dein bester Freund?«
    »Mikael Bellman ist nicht mehr im Kriminalamt«, sagte Hagen. »Deshalb der Frieden und die gute Zusammenarbeit.«
    »Ihr seid den Psychopathen wirklich los? Happy days …«
    »Im Gegenteil.« Hagen lachte freudlos. »Bellman ist präsenter denn je. Er ist hier im Haus.«
    »Oh, verdammt. Hier im Dezernat?«
    »Da sei Gott vor. Er leitet seit gut einem Jahr das Dezernat Orgkrim.«
    »Neue Abkürzungen habt ihr auch?«
    »Organisierte Kriminalität. Die haben ein paar der alten Abteilungen zusammengelegt. Raub, Trafficking, Drogen. Das gehört jetzt alles zum Dezernat Orgkrim. Mehr als zweihundert Angestellte. Das größte Dezernat des ganzen Präsidiums.«
    »Hm. Das sind ja mehr, als er bei Kripos hatte.«
    »Trotzdem verdient er weniger. Aber du weißt ja, was es heißt, wenn jemand wie er einen Job annimmt, der schlechter bezahlt ist?«
    »Dann macht er wohl Jagd auf noch mehr Macht«, sagte Harry.
    »Er ist es, der den Drogenmarkt hier in der Stadt in den Griff bekommen hat, Harry. Gute Überwachung, Festnahmen und Razzien. Es gibt weniger Gangs und interne Kriege. Und die Überdosis-Fälle sind, wie schon gesagt, zurückgegangen …« Hagen richtete den

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