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Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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»Gut, dich wieder hier zu haben. Aber Bjørn hat auch daran gedacht und die vorhandenen Bakterien und Mikroorganismen überprüft. Das Wasser in der Lunge war zu sauber, als dass es aus dem Akerselva hätte stammen können. Es war gefiltert. Trinkwasser. Vermutlich ist er in einer Badewanne ertrunken oder in einem der Trinkwasserspeicher. Oder …«
    Harry warf die Kippe vor sich auf den Weg. »… in einer Plastiktüte.«
    »Ja.«
    »Der Mann aus Dubai, was wisst ihr über den?«
    »Das, was ich dir gerade erzählt habe, Harry.«
    »Du hast mir nichts erzählt.«
    »Genau.«
    Sie blieben an der Ankerbrua stehen. Harry sah auf die Uhr.
    »Hast du noch eine Verabredung?«, fragte Beate.
    »Nee«, sagte Harry. »Ich hab das nur gemacht, um dir Gelegenheit zu geben, irgendeinen Termin zu erwähnen, zu dem du noch willst. Damit du mich nicht einfach so abservieren musst.«
    Beate lächelte. Wenn sie lächelte, hatte sie wirklich etwas Attraktives, dachte Harry. Seltsam, dass sie noch immer allein war. Aber war sie das noch? Sie war eine von acht in seiner Kontaktliste, doch nicht einmal das wusste er.
    B für Beate.
    H für Halvorsen. Harrys früherer Kollege, der Vater von Beates Kind. Im Dienst getötet. Trotzdem noch nicht aus der Kontaktliste gestrichen.
    »Hast du dich schon bei Rakel gemeldet?«, fragte Beate.
    R. Harry fragte sich, ob der Name ihr als Assoziation bei dem Wort »Abservieren« gekommen war. Er schüttelte den Kopf. Beate wartete. Er hatte aber nichts hinzuzufügen.
    Dann begannen sie beide gleichzeitig zu reden.
    »Du hast bestimmt …«
    »Ich sollte jetzt …«
    Sie lächelte: »… noch was vor.«
    »Natürlich.«
    Er sah sie zum Weg hinaufgehen.
    Dann setzte er sich auf eine Bank am Ufer, blickte auf den Fluss und beobachtete die Enten, die im Kehrwasser paddelten.
    Die zwei Kapuzenpullis kamen zurück und traten zu ihm.
    »Bist du ’n five-o ?«
    Amerikanischer Slang für Polizei, geklaut aus irgendeiner aufgesetzt authentischen Fernsehserie. Sie hatten Beate gerochen, nicht ihn.
    Harry schüttelte den Kopf.
    »Und was suchst du hier?«
    »Frieden«, sagte Harry. »Ruhe und Frieden.«
    Er holte die Prada-Sonnenbrille aus der Innentasche, die er von einem Ladenbesitzer in der Canton Road bekommen hatte, der ein wenig in Verzug war. Als Dank für die anständige Behandlung. Es war ein Damenmodell, aber das war Harry egal. Sie gefiel ihm.
    »Ach ja, übrigens«, rief er ihnen nach. »Habt ihr Violin?«
    Der eine schnaubte bloß als Antwort. »Im Zentrum«, rief der andere und zeigte über seine Schulter.
    »Wo da?«
    »Guck nach van Persie oder Fàbregas.« Ihr Lachen verschwand in Richtung Jazzclub Blå.
    Harry lehnte sich zurück und betrachtete das seltsam effektive Paddeln der Enten, das sie beinahe wie Schlittschuhläufer über glattes Eis gleiten ließ.
    Oleg hielt den Mund. Wie es Schuldige taten. Das ist das Privileg der Schuld, die einzig vernünftige Strategie. Also wie weiter vorgehen? Wie sollte er etwas ermitteln, das bereits ermittelt war, Sachen beantworten, für die es bereits passende Antworten gab? Was wollte er erreichen? Wollte er die Wahrheit besiegen, indem er sie leugnete? Wie all die anderen Angehörigen mit ihren idiotischen, lächerlichen Refrains, denen er in seinen Jahren bei der Polizei begegnet war? »Mein Sohn? Niemals!« Er wusste, warum er ermitteln wollte. Das war das Einzige, auf das er sich verstand. Das Einzige, womit auch er einen Beitrag leisten konnte. Er war wie die Hausfrau, die darauf bestand, selbst für die Trauergäste ihres Sohnes zu kochen, oder wie der Musiker, der sein Instrument mit zur Beerdigung eines Freundes nahm. Der Drang, etwas zu tun, um sich abzulenken oder jemandem Trost zu spenden.
    Eine der Enten schwamm auf ihn zu. Vermutlich hoffte sie auf ein Stückchen Brot. Nicht weil sie wirklich daran glaubte, aber man konnte ja nie wissen. Der kalkulierte Energieverlust gegen die Aussicht auf Belohnung. Hoffnung. Glattes Eis.
    Harry richtete sich abrupt auf. Nahm die Schlüssel aus der Jackentasche. Plötzlich wusste er wieder, warum er sich damals ein Vorhängeschloss mit Schlüssel gekauft hatte. Das war gar nicht für ihn selbst gewesen, sondern für den Schlittschuhläufer. Für Oleg.
    Kapitel 7
    K ommissar Truls Berntsen hatte eine kurze Diskussion mit dem Leiter der Polizeiwache im Osloer Flughafen Gardermoen. Berntsen sagte, er wisse sehr wohl, dass der Flughafen im Polizeidistrikt Romerike liege und er sich nicht in die Festnahme

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