Die Last der Schuld
»Du hast mir bereits mehr geholfen, als ich es je für möglich gehalten hätte. Lass es genug sein, Caleb! Bitte!«
Er hatte das Gefühl, dass ihm nichts genug war, wenn es um Lana ging. Je länger er in ihrer Nähe war, desto weniger wollte er sich von ihr trennen â das Ganze kam ihm vor wie ein schlechter Scherz. Wie sollte er es fertigbringen, Lana zu verlassen und sie Monroes Verhörmethoden preiszugeben, wie auch immer diese aussehen mochten? Monroe würde nicht eher aufgeben, bis er seine Informationen hatte.
Vielleicht war dies sogar das Beste für Lana. Solange sie schwieg, schwebte sie in Lebensgefahr.
Caleb gab ihren Arm wieder frei und sah zu, wie sie aus dem Auto stieg und den Bürgersteig entlangging. Ihr geschmeidiger Gang beeindruckte ihn jedes Mal aufs Neue. Sie hatte so viel durchgemacht. Er wollte nur, dass sie endlich glücklich wurde. Mit ihm.
Er hatte keine Ahnung, wo dieser Gedanke herkam, doch er war plötzlich da. Klar und deutlich überstrahlte er alles andere. Caleb wollte bei ihr sein, mit ihr zusammen sein â und zwar nicht nur, weil er einen Auftrag zu erledigen hatte oder weil sie in Schwierigkeiten steckte. Er wollte sie für sich selbst â ihren Mut und ihre Stärke, ihren süÃen Starrsinn.
Caleb erkannte, wenn er es mit einem hoffnungslosen Fall zu tun hatte, und genau das traf hier zu. Lana würde niemals auch nur in Erwägung ziehen, mit ihm mehr als eine temporäre Beziehung einzugehen. Natürlich stimmte die Chemie, und der Sex war einfach atemberaubend, aber das alles war nicht mehr als ein Spiel der Hormone. Eine Beziehung beruhte auf Vertrauen, und davon konnte Lana ihm nicht genug entgegenbringen.
Caleb stieg aus dem Auto und schob seine ungebetenen Gedanken beiseite. Mehrere Stunden harter Arbeit würden ihm helfen, sich auf das Wesentliche zu besinnen â auf Lanas Sicherheit. Solange diese gewährleistet war, bestand zumindest die Hoffnung, dass sie ihm eines Tages vertrauen würde.
Na klar! Einem Mann zu vertrauen, der tatenlos zugesehen hatte, wie man sie fast zu Tode prügelte, war schlieÃlich keine groÃe Sache. So was passierte jeden Tag.
Bis jetzt hatte er nicht gewusst, wie es war, falsche Hoffnungen zu hegen. Es fühlte sich verdammt beschissen an.
»Du bist scheinbar in bester Laune«, begrüÃte ihn Grant. Schweià verdunkelte sein T-Shirt und lieà sein blondes Haar nahezu braun erscheinen.
»Nichts, was ein Tritt in den Arsch nicht beheben könnte«, murrte Caleb.
»Dann bin ich der richtige Mann«, erwiderte Grant, während er Caleb ein Bund Zeltheringe in die Hand drückte. »Mach dich an die Arbeit!«
Caleb gehorchte. Er hob, hämmerte und schleppte, bis seine Muskeln brannten und ihm der Schweià über den Rücken lief. Die pralle Sonne sengte sich in sein schwarzes Haar und heizte ihn zusätzlich auf.
Jenseits der Rasenfläche, wo die Zelte und Buden aufgebaut wurden, stand Lana und unterhielt sich mit einer kleinen Gruppe von Helfern. Irgendetwas an ihrer Haltung lieà Calebs Alarmsirenen schrillen.
Er rannte los und überquerte den harten Rasen, während er sich verzweifelt fragte, was da wohl nicht stimmte. Es war nichts Bestimmtes, das ihm Sorgen bereitete, nur der Gesamteindruck, dass Lana panische Angst hatte. Ihr Rücken war kerzengerade aufgerichtet, ihr Kinn hoch erhoben. Während die übrigen Personen locker von einem Fuà auf den anderen traten oder lebhaft gestikulierten, erschien ihm Lanas Reglosigkeit fast unheimlich.
Caleb dachte nicht darüber nach, was er tat â er trat unvermittelt auf die Gruppe zu und sagte: »Entschuldigen Sie uns bitte!« Dann zog er Lana am Arm beiseite.
Als sie auÃer Hörweite waren, beugte er sich zu ihr hinunter. Er wünschte, er hätte ihre Augen hinter den Brillengläsern erkennen können. »Was ist los?«
Sie schluckte sichtbar. »Sieh nicht hin! Da ist ein Typ mit einer Waffe auf dem Dach.«
25
Caleb widerstand dem Drang aufzublicken. Stattdessen trat er einen Schritt nach links, um Lana mit seinem Körper zu decken. »Wo kommt man rauf aufs Dach?«
»Hinter dem Gebäude. Neben dem Personaleingang.«
»Ich will, dass du die Frauen und Phil ins Gebäude bringst. Ich kümmere mich um den Typen.«
»Und was ist mit deinen Männern?«
»Ich ruf sie an.«
»Du kannst nicht allein da
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