Die Last der Schuld
hatte kein Kondom benutzt, und sie spürte die heiÃe Feuchtigkeit seines Samens in ihr. Die Intimität ihres Augenkontakts und seine körperliche Gegenwart in ihrem Innern lieÃen Lana erschaudern. Sie hatte sich noch nie jemandem so nahe gefühlt â ihre Emotionen drohten sie zu überwältigen.
Sein Blick wanderte über ihre Gesichtszüge, musterte sie. »Nichts«, erwiderte er.
Doch es war mehr als nichts. Er hatte erneut gesagt, dass er sie liebe. Sie sah es am Leuchten seiner Augen. Er liebte sie, doch er sagte es nicht, weil sie ihn darum gebeten hatte.
Lana konnte nicht länger so weitermachen. Sie konnte Caleb nicht auf Abstand halten. Sie konnte ihn nicht ununterbrochen anlügen. Nicht nach allem, was er für sie getan hatte. Er hatte etwas Besseres verdient.
Und Lana war es satt, sich ständig allein zu fühlen und ihre Last allein tragen zu müssen.
Sie atmete tief ein in der Hoffnung, das Richtige zu tun. Ebenso wie Calebs Liebesgeständnis würde sie die Worte nicht zurücknehmen können. Sie senkte die Stimme, ohne zu wissen, ob die Worte, die sie so lange in sich eingeschlossen hatte, überhaupt an die Oberfläche dringen würden.
»Kara war da«, flüsterte sie. »In Armenien. Sie hat den Befehl erteilt, meine Freunde zu foltern. Sie zu töten. Sie ist diejenige, die meinen Tod befohlen hat.«
28
Caleb hatte es die Sprache verschlagen, doch seine Arme schlossen sich noch fester um Lana, während diese so leise flüsterte, dass er die Worte kaum verstand.
Kara? Diese elegant gekleidete, scheinbar normale Frau hatte Lanas Tod befohlen? Er hatte zwar geahnt, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmte, doch das hier hätte er niemals für möglich gehalten. Es erklärte jedoch, warum Lana jedes Mal nervös wurde, wenn sie das Jugendzentrum besuchten. Es erklärte auch, warum ihm Karas Parfum so bekannt vorkam, seit er ihr das erste Mal begegnet war.
Caleb musste die Höhle betreten haben, kurz nachdem Kara diese verlassen hatte. Er hatte den hartnäckigen Geruch ihres Parfums zwischen dem Gestank von Blut und Tod wahrgenommen. Er war ihr nie persönlich begegnet â sie gehörte zu den Terroristen, die ihre Identität sicher geheim hielten und sich Handlangern wie ihm nicht zeigten â , doch er hatte sie gerochen.
Lana schauderte in seinen Armen. »Ich wollte es dir nicht sagen, weil ich dachte, wenn ich nur lange genug so tue, als würde ich sie nicht kennen, dann würde sie irgendwann verschwinden. Ich dachte, wenn sie keinen Grund hätte zu glauben, ich könnte sie identifizieren, dann würde sie mich in Ruhe lassen. Es war für mich die einzige Möglichkeit, meine Familie zu beschützen.«
Caleb war sich nicht sicher, ob er ihren Plan mutig oder naiv fand. »Du hast es niemandem gesagt? Nicht mal deiner Mutter?«
»Niemandem. Als du diese Wanzen gefunden hast, dachte ich, sie würde endlich verschwinden â sie würde davon ausgehen, dass ich dir oder jemand anderem etwas erzählt hätte.«
»Es wundert mich, dass sie dich noch nicht umgebracht hat.«
»Wozu sollte sie mich umbringen, wenn ich sie nicht identifizieren kann? Es würde nur unnötig Aufmerksamkeit erregen, und ich bezweifle, dass ihr daran gelegen ist. AuÃerdem steht Kara aufs Foltern. Sie hat damals diese Videokamera aufstellen lassen, damit sie sich das Ganze immer wieder ansehen konnte«, sagte Lana mit Zittern in der Stimme.
Caleb wollte es ihr möglichst schonend beibringen, doch es gab keine angenehme Methode, ihr die Wahrheit zu sagen: »Dein Tod war Teil eines Initiationsrituals, aufgrund dessen Kara in den Schwarm aufgenommen wurde. Sie kann dich nicht amLeben lassen, ganz gleich, ob du sie gesehen hast oder nicht.«
Er spürte, wie sie sich in seinen Armen verkrampfte. »Monroe hat behauptet, der Schwarm wäre vernichtet. Ausgelöscht.«
Caleb drückte einen Kuss auf ihr seidiges Haar. »Das spielt keine Rolle. Selbst wenn sie nicht mehr für den Schwarm arbeitet, hat sie immer noch einen Ruf zu verlieren.«
»Ich weiÃ, sie will mich verletzen. Aber wenn sie mich umbringt, dann hat auch das Vergnügen für sie ein Ende.«
Wenn er nur daran dachte, wie oft diese Frau bereits die Gelegenheit gehabt hatte, Lana etwas anzutun, gefror ihm das Blut in den Adern.
»Möglicherweise bist du deshalb noch am Leben«, sagte er.
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