Die Last der Schuld
»Sie genieÃt es, dich leiden zu sehen. Aber irgendwann wird sie sich langweilen. Vermutlich tut sie das bereits â das würde erklären, warum gestern dieser Scharfschütze auf dem Dach lag, um dich zu erschieÃen.«
Lana setzte sich auf und zog das Laken über ihre Brüste. Die Panik hatte ihr alle Farbe aus dem Gesicht getrieben. »Ich werde niemals sicher sein, oder?«
»Und ob du das wirst! Ich werde Kara umgehend in Untersuchungshaft stecken. Und wenn alles gut geht, wird sie im Gefängnis verrecken. Und zwar schon bald.«
»Und was, wenn es nicht gut geht? Was, wenn Kara sich von auÃerhalb des Gefängnisses Hilfe holt? Was dann? Das dürfen wir nicht riskieren. Du darfst Kara auf keinen Fall wissen lassen, dass ich es dir verraten habe â dass ich bezeugen kann, was sie getan hat. Sie wird jemanden beauftragen, meiner Familie etwas anzutun.«
»Dazu wird sie keine Gelegenheit bekommen. Ich werde dafür sorgen, dass sie keinen Kontakt nach drauÃen aufnehmen kann.«
»Und wie? Wie willst du das gewährleisten? Ich werde nicht zulassen, dass du meine Familie in Gefahr bringst!«
»Wir müssen sie aufhalten. Du hast mir genug vertraut, um mir zu verraten, wer sie ist. Jetzt bitte ich dich, mir genug zu vertrauen, um sie ein für alle Mal auszuschalten.«
»Aber du darfst auf keinen Fall dabei sein, wenn man sie festnimmt. Sonst weià sie sofort, dass ich dahinterstecke.«
Lanas verzweifelter Blick machte Caleb nervös. Sie wirkte so verletzlich, so verängstigt. Er war bereit, einfach alles zu tun, um jegliche Angst aus ihrem Leben zu vertreiben. Und wenn dies bedeutete, dass er das Vergnügen, Kara festzunehmen und sie zu verhören, einem anderen überlassen musste, dann würde er das tun.
»In Ordnung. Ich werde mich nicht selbst darum kümmern. Monroe soll ein neues Team schicken â Männer, die sie noch nie gesehen hat.«
Ein Teil der Anspannung schien von ihr abzufallen. »Versprich mir, dass Kara keinerlei Grund haben wird anzunehmen, dass ich hinter der Sache stecke«, verlangte Lana.
Caleb fuhr mit der Hand über ihr verstrubbeltes Haar. »Ich verspreche es.«
»Und versprich mir, dass meiner Familie nichts geschehen wird!«
»Deine Familie wird von Männern bewacht, denen ich absolut vertraue. Und Stacie ebenfalls.«
Lana schwieg so lange, dass er sich fragte, ob sie ihn überhaupt gehört hatte. SchlieÃlich wandte sie ihren Blick schuldbewusst ab und sagte: »Es gibt da noch etwas.«
Caleb war sich nicht sicher, ob er es wirklich hören wollte, doch er hatte keine andere Wahl. »Sag es mir, Lana! Um dich sicher beschützen zu können, muss ich alles wissen.«
Sie nickte, doch er sah, wie schwer es ihr fiel, wie sehr die Angst sie zittern lieÃ. »Kara war nicht die Einzige. Ich habe noch andere gesehen.«
Caleb unterdrückte einen Fluch und behielt seinen neutralen Gesichtsausdruck bei. Er wollte verhindern, dass sie sich erneut vor ihm verschloss, doch am liebsten hätte er sie angebrüllt, weil sie diese Informationen so lange für sich behalten hatte. »Wie viele waren es?«
»Der Mann, den du umgebracht hast. Kara. Und noch drei andere, die vielleicht noch leben oder auch nicht.«
»Kannst du sie identifizieren?«
Statt zu antworten, öffnete sie die Schublade ihres Nachttischs und zog ein Skizzenbuch heraus. Ihre Hände bewegten sich langsam, wie von einer unsichtbaren Macht getrieben, und schlugen eine leere Seite auf.
Lanas Knöchel verfärbten sich weiÃ, so fest hielt sie den Bleistift umklammert. Die Linien flossen mühelos über das Papier, als hätte sie das Motiv schon Tausende Male gezeichnet. Nach und nach erschienen drei Gesichter auf dem Papier, ein jedes von fotografischer Genauigkeit.
Lana riss die Seiten vorsichtig heraus und reichte sie Caleb. »Wird dir das helfen?«
»Ja. Danke.«
Lana legte ihre Hand über seine. Sie zitterte. »Das Ganze muss endlich ein Ende haben, Caleb. Ich weià nicht, wie lange ich das sonst noch aushalte.«
Caleb versuchte, ihr einen zuversichtlichen Blick zu schenken. »Ich muss nur mal kurz telefonieren. Bin gleich wieder da.«
Caleb ging ins Badezimmer, um den Anruf zu erledigen. Je weniger Lana von den Details mitbekam, umso besser. Monroe ging noch vor dem zweiten Klingeln ran. »Ich hoffe, Sie haben einen guten
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