Die Last der Schuld
besänftigte, der sich vor Angst permanent in Aufruhr befand.
Im nächsten Moment drehte Caleb sich um, sein Gesicht erneut ernst und feierlich. Sein Blick fiel auf ihre Hände, die vergeblich versuchten, die Erinnerung an seine Berührung festzuhalten. »Hab ich Ihnen wehgetan?«
Sie lieà die Arme hastig sinken und spürte, wie das Gefühl von Scham erneut in ihr hochstieg. »Nein.«
Er nahm ihren Arm und schob den weiten Ãrmel ihres Bademantels bis zur Schulter nach oben. Nichts deutete darauf hin, dass er sie auch nur berührt hatte. Nicht einmal eine zarte rosa Druckstelle. Nichts als blasse nackte Haut.
Seine Nasenflügel weiteten sich, und seine Fingerspitzen streiften leicht ihren Arm.
Lana erschauderte vor purer weiblicher Lust. Calebs Blick schoss nach oben, um dem ihren zu begegnen. Sie fürchtete, er könne jedes Gefühl, das er in ihr hervorrief, in ihrem Gesicht ablesen â jeden Funken Trost, den seine Berührung spendete, jeden Moment der Ruhe, den er ihr bot, jede furchtbare Erinnerung, die seine Gegenwart in ihr wachrief. Er sah sie nur an und gab ihr das Gefühl, all ihre Geheimnisse zu durchschauen.
Die goldenen Sprenkel seiner Iris dehnten sich und betonten die plötzliche Erweiterung seiner Pupillen. Dann senkten sich seine dichten schwarzen Wimpern herab und verschleierten seinen Blick, während er ihren anderen Arm auf Verletzungen untersuchte.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie unversehrt war, trat er einen Schritt zurück. Mit einem Mal schienen Welten zwischen ihnen zu liegen. Seine Emotionen verschwanden, und er setzte eine Maske von Professionalität auf, die Lana vollends aus dem Konzept brachte. Seine Verwandlung war so abrupt, dass sie sich fragte, ob sie überhaupt etwas in seinen Augen gesehen hatte.
***
Caleb kippte seinen Kaffee hinunter und goss sich eine weitere Tasse ein, um auch diese zu leeren. Obwohl ihm die heiÃe Flüssigkeit die Kehle versengte, war sie doch kühler als das Blut, das durch seine Adern schoss.
Gott, wie er Lana begehrte!
Ihm war bewusst, dass er sie nicht begehren durfte. Er hielt das Ganze für einen grausamen Scherz des Schicksals, nur irgendwie konnte er darüber nicht lachen.
Er konnte sich mit Mühe und Not davon abhalten, Lana den übergroÃen Bademantel vom Leib zu reiÃen und seine Hände über jeden Quadratzentimeter ihrer nackten Haut schweifen zu lassen. Er war sich absolut sicher, dass sie unter dem Bademantel nackt war. Er roch ihre vom Duschen warme Haut, ihre hauchdünn aufgetragene Bodylotion, ihren ureigenen weiblichen Duft.
Als er sie berührt hatte, war sie errötet. Er konnte nicht sagen, ob vor Wut, vor Scham oder vor Begehren, doch er wusste, welchen der drei Gründe er bevorzugte. Am liebsten hätte er den Ausschnitt ihres schlabberigen Bademantels auseinandergebreitet, um zu überprüfen, bis wohin sich die Röte wohl erstreckte. Er hätte seinen letzten Dollar darauf verwettet, dass sie ihren gesamten Oberkörper bedeckte, einschlieÃlich ihrer kleinen, hohen Brüste und ihrer zierlichen, straffen Nippel.
Er war stolz darauf, so viel innere Stärke zu besitzen, sie nicht auf der Stelle zu besteigen. Es war schon schwierig genug gewesen, ihr zu widerstehen, als sie ihm lieber die Kehle aufgeschlitzt hätte, als mit ihm zu reden. Doch nun, da er den Hauch eines Zweifels hegte, was Lanas Gefühle anging â eine winzige Hoffnung, sie könnte auch nur ein Zehntel seiner Leidenschaft erwidern â , war die Sache absolut aussichtslos.
5
Lanas Vermieter Mr Simmons tauchte auf, kurz bevor sie zur Arbeit ging. Caleb entschied sich, vor Ort zu bleiben, um ihre Wohnung nicht offen und unbeaufsichtigt zu lassen.
Mr Simmons war ein korpulenter Mann in den Sechzigern, mit einem Kranz weiÃen Haars um seinen kahlen Hinterkopf. Er begrüÃte Caleb mit festem Händedruck und einem Lächeln. »Freut mich, dass Lana endlich einen Mann gefunden hat.«
Caleb sah keinerlei Grund, ihn zu korrigieren. »Hat wohl âne Weile gedauert, wie?«
Mr Simmons trat an die Ladefläche seines Pick-ups und begann die Gurte zu lösen, mit denen er Lanas neue Tür festgezurrt hatte. »Ich schnüffle eigentlich nicht gern im Leben anderer Leute herum, aber ich versuche, die junge Lady hier ein wenig im Auge zu behalten, immerhin ist sie völlig auf sich allein gestellt. Ich hab sie noch nie in
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