Die Last der Schuld
Anschluss zu genieÃen.
Lana hüllte sich in einen weiten Flanellbademantel, den sie sich auf unbegrenzte Zeit von ihrem Vater geborgt hatte, und trat mutig aus dem Badezimmer. Caleb saà auf der Arbeitsplatte, neben der Kaffeemaschine, und las Zeitung. Er trug ein weiÃes Baumwoll-T-Shirt, das im Kontrast zu seinem gebräunten Hals und seinen Armen zu leuchten schien. Als sie in die Küche tapste, blickte er von seiner Lektüre auf. Mit einem Mal fühlte sie sich völlig unzulänglich bekleidet â mit einer hauchdünnen Schicht von Bodylotion und dem übergroÃen Bademantel ihres Vaters.
»Kaffee?«, fragte er, während er sie mit feierlichem Blick ansah.
Lana nickte nur. Sie wagte es nicht zu sprechen, während die Scham erneut in ihr hochbrodelte.
»Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich mir Ihre Zeitung geliehen habe.«
»Nein. Natürlich nicht. Ich komme eh meist nicht zum Lesen.«
Caleb rutschte von der Arbeitsplatte herunter und richtete sich zu seiner vollen GröÃe auf. Er schien den Raum mit seiner kolossalen Gestalt beinahe auszufüllen. Selbst das Neonlicht an der Decke wurde von seinem Körper abgeschirmt.
Die Erinnerung an jenen Augenblick, als er sie hinaus ins strahlende Sonnenlicht getragen hatte, traf sie mit voller Wucht, sodass sie buchstäblich ins Wanken geriet. Sie stützte sich rückwärts an der Arbeitsplatte ab, während Calebs Hände ihre Oberarme fassten. Seine Finger schlossen sich wie harte, heiÃe Eisenschellen um ihren Bizeps und gaben ihr das Gefühl, schwach und sicher zugleich zu sein. Sie hatte keine Ahnung, wie er das schaffte, aber es brachte sie irgendwie aus dem Konzept.
»Essen Sie etwas. Sie haben eine harte Nacht hinter sich.«
Lana blinzelte ihn nur an, während sie versuchte, seine Worte zu deuten. »Hart?«
»Die Albträume«, erklärte er in einem harschen, bitteren Tonfall.
Sie spürte, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. »Tut mir leid, dass Sie das miterleben mussten. Normalerweise ist es nicht so schlimm«, log sie.
Seine Augen funkelten vor Wut, während sich sein Kiefer abrupt anspannte. Ein Schatten breitete sich über seine Wangen, und der Griff seiner Hände wurde ein wenig fester. »Unsinn.«
Lana zuckte mit den Schultern, sodass sie die Macht seines Griffes noch deutlicher spürte. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, solange er sie berührte. »Glauben Sie, was Sie wollen. Es geht Sie nichts an.«
Er stieà einen leisen, brutalen Fluch aus. »Wenn Sie mir den Namen und die Nummer ihres Vermieters nennen, kümmere ich mich um Ihre Tür.«
»Meine Tür?« Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Lana nicht mal bemerkt, dass ihre Haustür in zwei zersplitterten Hälften vor der Ãffnung lehnte, in die sie einst perfekt hineingepasst hatte. »Das waren Sie ? Mit oder ohne Rammbock?«
»Tut mir leid. Ich habe Sie schreien hören und dachte ⦠«
»Es spielt keine Rolle, was Sie dachten. So weit hätte es nicht kommen dürfen, und dazu wäre es auch nicht gekommen, wenn Sie einfach verschwunden wären, wie ich es von Ihnen verlangt habe.«
»Und was hätten Sie letzte Nacht getan, wenn ich nicht gewesen wäre?«, fragte er.
»Dasselbe, was ich jede Nacht tue. Ich bringe es irgendwie hinter mich.« Sein Ausdruck verfinsterte sich, und Lana wünschte, sie hätte das nicht gesagt.
»Sie haben diese Albträume jede Nacht?« Er war ihr so nahe, dass sie die feinen goldenen Sprenkel am Rand seiner Pupillen erkennen konnte.
»Das geht Sie nichts an. Kriegen Sie das nicht in Ihren Kopf? Ich will Ihre Hilfe nicht.«
Seine Kiefermuskulatur spannte sich, als er die Zähne zusammenbiss. Er gab ihre Arme wieder frei und wandte sich ab, doch sie sah den verletzten Ausdruck in seinen ansonsten harten Gesichtszügen. Der Stoff seines T-Shirts spannte sich über der Brust und längs der Wirbelsäule. Lanas Mund war plötzlich wie ausgetrocknet, und sie konnte nicht anders, als hinzustarren. Caleb war ein extrem kraftvoll gebauter Mann, und doch zeigte er sich geradezu quälend sanft, wenn er sie berührte.
Lana rieb sich die Arme, um die Hitze seiner Berührung zu speichern. Unabhängig davon, dass sie ihn nicht in ihrer Nähe haben wollte, hatten seine Berührungen etwas extrem Tröstliches â etwas, das jenen Teil ihrer Seele
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