Die Last der Schuld
könnte«, sagte Stacie mit schmerzverzerrter Stimme.
»Ich weiÃ, SüÃe. Ich weiÃ. Bleib ganz ruhig liegen!«
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Krankenwagen eintraf. Lana hörte, wie die Sirenen in der Ferne aufheulten und allmählich näher kamen, doch längst nicht schnell genug. Sie drängte sie zur Eile, während sich ihr T-Shirt mit Blut vollsog und rot verfärbte.
Kurz darauf öffnete sich die Eingangstür mit fröhlichem Gebimmel. »Hier hinten«, rief Lana.
Zwei Rettungssanitäter kamen mit schwerer Ausrüstung auf sie zugeeilt. Lana trat rückwärts aus dem Bad, um den Männern Raum zum Arbeiten zu geben. Sie fühlte sich hilflos, machtlos, auÃer Kontrolle.
Ihre Freundin würde sterben â und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte.
***
Caleb bemerkte die flackernden Lichter vor Lanas Büro, während er selbst an der Ampel feststeckte. Er entdeckte mehrere Polizeiautos. Und einen Krankenwagen.
Ein Rausch von Panik lieà seine Eingeweide gefrieren. Er spürte, wie sich sein Körper in Kampfbereitschaft versetzte â ein Zustand, in dem sich die Zeit verlangsamte und alle Gefühle ausgeschaltet wurden. Er durfte in diesem Moment nichts fühlen. Nicht, solange er nicht wusste, ob es Lana gut ging.
Die Ampel schaltete auf Grün, doch alle Zufahrten zu Lanas Parkplatz wurden von Polizeiautos versperrt. Caleb lenkte den Wagen über die Bordsteinkante und parkte an einer steilen Böschung. Er war gerade aus dem Auto gesprungen, als man eine Bahre aus Lanas Büro brachte, auf der ein schlanker Frauenkörper lag. Man schob sie mit den FüÃen voran aus dem Gebäude, und einen Moment lang sah Caleb nichts auÃer Blut.
Das Eis in seinem Innern begann zu splittern.
Ein Schwarm von Polizisten hatte sich vor dem Gebäude versammelt, und das Knistern von Funkgeräten erfüllte die Luft. Einer der Polizisten trat ihm entgegen, doch Caleb schob ihn, ohne groà nachzudenken, aus dem Weg. »Lana!«
Er war inzwischen nahe genug herangekommen, um zu sehen, wie sie Stacie in den Krankenwagen schoben. Nicht Lana. Stacie. Im gleichen Moment kam Lana aus dem Büro. Sie trug kein Oberteil, lediglich einen schlichten BH , und ihre Jeans waren von den Knien abwärts blutdurchtränkt. Doch ihr Gang wirkte absolut normal, insofern schien es nicht ihr Blut zu sein.
Die Eisschicht in seinem Innern zersprang. Er hatte nicht erneut versagt. Lana lebte.
Sie stand einfach nur da, angespannt und zerbrechlich, leichenblass und blutverschmiert. Er sah, wie sie den Rücken streckte und ihr Kinn hob â um ihre Fassung wiederzuerlangen â , doch sie konnte ihn nicht täuschen. In ihrem Innern schluchzte sie bitterlich.
Caleb ging auf sie zu und ignorierte die hartnäckige Frage der Polizisten, was er hier zu suchen habe. Niemand wagte es, sich ihm in den Weg zu stellen. Er drang bis zu Lana vor und nahm sie in den Arm, ohne um ihre Erlaubnis zu bitten.
»Caleb, ich ⦠« Ihre Stimme brach, doch er rettete ihr die Ehre.
»Ganz ruhig, lass mich dich einfach einen Moment festhalten«, forderte er sie auf. Ihre Arme legten sich zögerlich um seinen Körper, doch dann klammerte sie sich so fest an ihn, als hätte sie Angst, er könnte sie sonst loslassen.
Er hielt sie im Arm, und ihr geschmeidiger Körper schmiegte sich von der Brust bis hinunter zu den Knien sanft an ihn. Er spürte die weichen Hügel ihres Busens, die sich gegen seine Rippen drängten, spürte ihren warmen Atem auf seiner Haut. Ihr Mund ruhte knapp über seinem Herzen, und er hörte den Schwall glühender Worte, der sich über ihre Lippen ergoss, auch wenn sein Gehirn nicht hinreichend funktionierte, um deren Sinn zu ergründen.
Er neigte den Kopf und drückte seine Lippen auf ihren Scheitel, um leise unzusammenhängende Worte in ihr seidiges Haar zu murmeln. Sie roch einfach köstlich. Und sie war in Sicherheit.
Lana schauderte, als würde sie seine Hitze wie ein Schwamm in sich aufsaugen. Er musste sich stark zusammenreiÃen, um sie nicht hochzuheben und an einen entlegenen Ort zu tragen, wo sie sich ungestört in seinen Armen ausweinen konnte.
Sie schniefte und wich ein Stück zurück, sodass ein schmaler Spalt entstand, der die Luft zwischen ihren Körpern frei zirkulieren lieÃ. Längs seines Brustkorbs hatte sich Schweià gebildet, der nun abkühlte und
Weitere Kostenlose Bücher