Die Last der Schuld
geschossen, und dann haben sie dein Büro gezeigt. Ich habe immer wieder versucht, dort anzurufen, bis schlieÃlich einer der Polizisten rangegangen ist und mir gesagt hat, dass es dir gut geht.« Madeline zog ihre Tochter fest an sich, und obwohl Lana genau wusste, dass ihre Mutter überreagierte, fühlte sich eine Umarmung ihrer Mutter doch verdammt gut an. »Setz dich, Liebling! Du solltest unter den gegebenen Umständen nicht zu lange auf den Beinen sein.«
»Meinen Beinen gehtâs gut.«
»Unfug. Ich weiÃ, wie sehr dir deine Beine zusetzen, wenn du es übertreibst. Setz dich!«
Lana atmete tief durch, um die bissigen Worte, die hinter ihren Lippen lauerten, nicht auf ihre Mutter loszulassen.
»Ich wette, du hast heute noch gar nichts gegessen. Komm mit mir nach Hause, und ich mache dir eine leckere Suppe.«
»Stacie liegt im OP , und du willst, dass ich nach Hause gehe und Suppe esse?«, fuhr Lana ihre Mutter an.
»Wenn du ihr helfen willst, musst du dringend bei Kräften bleiben.«
»Meinen Kräften geht es hervorragend. Ich brauche nicht zu sitzen, und ich brauche keine Suppe. Lass es einfach gut sein, okay?«
Madeline schenkte Lana einen missbilligenden Blick, der ihr das Gefühl gab, ein kleines Kind zu sein. »Du bist völlig aufgewühlt. Bestimmt fühlst du dich besser, wenn du dich ein wenig ausgeruht hast.«
»Ich fühle mich besser, wenn du jetzt gehst. Bitte, Mom! Lass mich das hier allein regeln!«
Madeline überhörte das Flehen in Lanas Stimme. »Du hättest mich sofort anrufen sollen. Du brauchst dringend ein Handy, Lana. Du hast mich halb zu Tode erschreckt.«
Lana war bewusst, dass Madeline von ihren Ãngsten angetrieben wurde. Sie konnte ihrer Mutter nicht vorwerfen, dass sie sich um sie sorgte. Lana war diejenige, die in Armenien verletzt worden war, doch Madeline hatte sie mit den Augen einer Mutter leiden sehen. Das war sicher nicht leicht gewesen. »Das haben wir doch schon besprochen. Ich kann mir im Moment keins leisten.«
»Dann kaufe ich dir eben eins.«
Lana schloss die Augen, um all ihre Geduld zusammenzunehmen. »Bitte, Mom! Nicht jetzt. Stacie wird gerade operiert. Ich kann mich nicht auch noch mit dir auseinandersetzen.«
Der verletzte Gesichtsausdruck ihrer Mutter gab ihr das Gefühl, als hätte sie einen Hund getreten. »Niemand verlangt, dass du dich mit mir auseinandersetzt . Ich bin hier, um dich zu unterstützen.«
»Mir geht es bestens. Du solltest lieber nach Hause fahren und Dad erzählen, dass es mir gut geht.«
Madeline tätschelte ihren Arm. »Du kannst aber doch mitkommen. Nach einem solchen Schreck solltest du für ein paar Tage bei uns bleiben.«
Beim letzten Mal hatte Lana Monate gebraucht, um ihr Elternhaus wieder zu verlassen. Sie war nicht stark genug, diesen Kampf ein zweites Mal auszufechten. Wenn es nach ihrer Mutter ginge, müsste Lana für immer nach Hause zurückkehren, da sie angeblich zu schwach war, um für sich selbst zu sorgen. »Danke, aber ich komm schon klar.«
»Unfug. Du solltest unter den gegebenen Umständen nicht allein sein.«
»Ich bin nicht allein«, sagte Lana, ehe sie die Worte unterdrücken konnte. Zu spät.
Lana deutete auf Caleb, der einige Schritte von ihnen entfernt saà und sie stumm beobachtete. »Mom, das ist Caleb. Ein Freund von mir.« Eine Lüge, doch eine notwendige. Lana konnte nicht zulassen, dass ihre Mutter sich noch weiter einmischte. Es war zu gefährlich.
Madelines blaue Augen verengten sich. » Ein Freund oder dein Freund?«
Caleb richtete sich zu seiner vollen GröÃe auf und kam zu ihnen herüber, um Madeline die Hand zu schütteln. »Nur ein Freund, Madam. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
Madelines Ausdruck wandelte sich von skeptisch zu spekulativ. Lana erkannte ihren Fehler. Wenn Mom schon nicht über ihr Leben bestimmen konnte, stellte ein Ehemann aus ihrer Sicht die nächstbeste Alternative dar. Daher hatte sie auch nie die Hoffnung aufgegeben, dass Lana und Oran sich vielleicht wieder versöhnen würden.
Lana war überzeugt, dass Caleb in den Augen ihrer Mutter in Sekundenschnelle vom Freund über einen festen Freund zum potenziellen Ehemann avanciert war.
»Sie sollten heute bei uns zu Abend essen«, lud Madeline ihn ein.
»Mom, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt«, widersprach Lana.
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