Die Last der Schuld
Chirurgenhand durch sein wirres Haar. »Sie wird durchkommen. Es gab innere Blutungen, doch wir konnten sie zum Stillstand bringen.«
»Darf ich zu ihr?«
»Sie liegt noch im Aufwachraum. Wenn wir sie in ein paar Stunden auf ihr Zimmer bringen, dürfen Sie zu ihr.«
Lana spürte, wie ihr Tränen der Erleichterung in die Augen stiegen, und sie musste heftig blinzeln, um sie zurückzudrängen. »Danke, dass Sie sie gerettet haben!«
Der Chirurg schenkte ihr ein charmantes Lächeln. »Dafür werde ich bezahlt. Sie sehen aus, als könnten Sie selbst eine Rundumerneuerung gebrauchen«, fuhr er fort, während er auf ihre blutigen Jeans herabsah. »Gehen Sie nach Hause, und gönnen Sie sich eine Dusche und etwas zu essen. In ein paar Stunden können Sie wiederkommen. Nicht eher.«
»Ich würde lieber hierbleiben«, erwiderte sie.
Das Gesicht des Chirurgen wurde ernst. »Was glauben Sie, wie Stacie sich wohl fühlen wird, wenn sie aufwacht und Sie mit ihrem eigenen Blut beschmiert sieht?«
So hatte Lana das Ganze noch nicht betrachtet. Sie wollte Stacie einfach nur ungern allein lassen.
»Sie können im Moment nichts für sie tun. Gehen Sie nach Hause!« Er blickte zu Caleb auf, um sich bei ihm Unterstützung zu suchen. »Sie sollte wirklich nach Hause gehen und sich ein wenig frisch machen.«
Lana hätte am liebsten erwidert, sie könne ihre Entscheidungen selbst treffen, doch sie hatte keine Kraft für sinnlose Diskussionen. »Können Sie mich anrufen, wenn sie aufwacht?«
»Wenn ich Sie dadurch bewegen kann, nach Hause zu gehen, gern.«
Lana gab ihm ihre Nummer und verlieà zusammen mit Caleb das Krankenhaus. »Sie wird durchkommen«, wiederholte sie die Worte des Chirurgen.
»Ja, das wird sie«, bestätigte Caleb.
»Ich hätte sie fast umgebracht.«
Caleb blickte mit finsterer Miene auf sie herab. »Es ist nicht deine Schuld. So was darfst du nicht denken.«
Lana musste hart schlucken, um den Kloà in ihrem Hals hinunterzuwürgen. »Sie ist meine Angestellte. Ich bin für sie verantwortlich.«
»Stacie ist eine erwachsene Frau, die ihre eigenen Entscheidungen trifft. Du kannst sie nicht unter Kontrolle halten. Genauso wenig wie du diese Terroristen unter Kontrolle halten konntest.«
Lana fuhr zusammen, als hätte er ihr einen Schlag verpasst. »So habe ich das nicht gemeint.«
»Du darfst dir nicht die Schuld für etwas geben, das auÃerhalb deiner Kontrolle liegt«, sagte Caleb.
»Was, wenn es nicht auÃerhalb meiner Kontrolle liegt? Was, wenn ich wirklich daran schuld bin?«
Caleb zwang sie, stehen zu bleiben. Die Sommerhitze knallte auf sie herab, und in der Sonne konnte sie die goldenen Sprenkel in Calebs Augen deutlich erkennen. Er hatte faszinierende Augen. Sie waren so dunkel, dass sie fast schwarz erschienen. Nur bei strahlendem Sonnenlicht konnte man ihre nerzbraune Farbe erkennen.
»Wie könntest du daran schuld sein?«, fragte er. »Hast du diesen Kerl etwa darum gebeten, auf Stacie zu schieÃen?«
»Nein.«
»Dann erklär mir bitte, warum es deine Schuld sein soll.«
Lana riss ihren Blick von ihm los. Sie wollte nicht, dass er ihre Gedanken las und dahinterkam, dass sie etwas vor ihm verbarg. »Ich weià nicht.«
»Red keinen Unsinn! Was verheimlichst du mir?«, fragte er.
»Ich bin wohl ein wenig paranoid«, erwiderte sie ausweichend.
»Paranoid ist nur ein anderes Wort für vorsichtig, zumindest wenn es dafür einen guten Grund gibt. Gibt es einen solchen, Lana?«
»Sag du es mir! Du bist doch hier derjenige, der plötzlich aufgekreuzt ist, um mir zu verkünden, dass ich mich in Gefahr befinde.«
»Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert.«
»Unsere Vorgeschichte beweist ja wohl das Gegenteil.«
Er zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen, und seine Züge nahmen mit einem Mal einen harten Ausdruck an. »Du kannst mich so sehr hassen, wie du willst. Aber du wirst mich nicht los.«
***
Sie mussten zunächst einen Zwischenstopp im Büro des Apartmentkomplexes einlegen, um den Schlüssel zu Lanas neuer Haustür abzuholen. Caleb war mit der soliden Stahlverstärkung und dem Sicherheitsriegel vollauf zufrieden. Wenigstens würde es nun deutlich mehr Mühe kosten, die Tür aufzubrechen. Die Fenster hingegen waren ein anderes Thema. Doch
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