Die Last der Schuld
für sie da sein. Auf die eine oder andere Weise. Welche, war ihr noch nicht so ganz klar, aber das konnte sie sich später immer noch überlegen.
»Na schön! Du kannst mir helfen, aber du hast dich an meine Anweisungen zu halten.«
Caleb grinste sie an. »Jawohl, Madam.«
»Und meine erste Anweisung lautet: Nenn mich nie wieder âºMadamâ¹.«
***
Caleb war mit seinem Fortschritt vollauf zufrieden. Lanas Vertrauen in ihn war groà genug, um ihn in ihrer geliebten Stiftung aushelfen zu lassen â das war mehr, als er sich je erhofft hatte. Er wusste, wie viel ihr die First Light Foundation bedeutete, oder besser gesagt, wie viel ihr die Kinder bedeuteten. Im Jugendzentrum hatte er gesehen, wie vernarrt Lana in ihre Kinder war â und wie sich die Kinder auf sie stürzten und sich freuten, sobald Lana dort auftauchte. Die Tatsache, dass Caleb dazu beitragen durfte, jene liebevolle Beziehung zu unterstützen, reichte aus, um ihn tief in seinem Herzen lächeln zu lassen. Er war sich inzwischen sicher, dass sie ihn nicht mehr hasste, was ihm wie ein Wunder erschien â eines, an das er nur allzu gern glauben wollte.
Caleb würde sie nicht enttäuschen. Er hatte nicht die geringste Erfahrung mit Wohltätigkeitsauktionen, aber er wusste, wie man Menschen mit einer gemeinsamen Zielsetzung zu einer funktionsfähigen Einheit verband.
Es war fast vier Uhr, als die Glöckchen an Lanas Bürotür erneut klingelten. Grant Kent kam lässigen Schritts hereingeschlendert und verströmte eine Aura der Entspanntheit. Sein sonnengegerbtes blondes Haar wirkte so zerzaust, als wäre er gerade aus dem Bett gestiegen â vermutlich dem einer willigen Frau, die ihm unterwegs über den Weg gelaufen war.
Grant hatte ein auÃergewöhnliches Talent im Umgang mit Frauen, für das ihn Caleb nur bewundern konnte. Nicht allein die Tatsache, dass er zahlreiche Frauen ins Bett bekam, nein, er schien es nicht mal verhindern zu können. Die Damen rannten ihm nur so hinterher. Das Phänomen konnte einen Mann wahrlich an seinem Verstand zweifeln lassen â oder zumindest an den Regeln der Physik. Es musste sich fraglos um einen Fehler im Raum-Zeit-Weib-Kontinuum handeln.
Bei Grants Eintreten blickte Lana flüchtig auf, das Telefon fest mit ihrem Ohr verschmolzen wie schon seit einer Stunde. Sie versuchte händeringend, ein anderes Hotel zu finden. Doch mit wenig Erfolg.
Caleb spürte, wie sich seine Eingeweide vor Eifersucht verkrampften. Bislang hatte es ihm nie etwas ausgemacht, dass Grant ein Weiberheld war, doch in diesem Moment machte es ihm etwas aus. Er wollte nicht, dass Grant sich mit seinem magischen Schwanz in Lanas Nähe begab.
Beiläufig schob er seinen breiten Körper zwischen Grant und Lana. Zumindest hoffte er, dass seine Geste beiläufig wirkte. Grant hingegen grinste, als er ihm die Hand schüttelte und ihn in eine kräftige Umarmung zog. »Machst du irgendwelche Besitzansprüche geltend?«, fragte Grant leise.
Caleb entzog sich der Umarmung, doch er behielt seine Position bei, um Lana weiterhin vor Grant abzuschirmen. Sobald er sie zu Gesicht bekäme, würde er sich von ihrer klassischen Schönheit herausgefordert fühlen. Welcher Mann würde das nicht?
»Keineswegs«, log er.
»Dann macht es dir sicher nichts aus, wenn ich mich kurz vorstelle?«
»Sie telefoniert gerade«, erwiderte Caleb nüchtern.
»Für mich wird sie sicher gern Schluss machen.« Die Zweideutigkeit seiner Bemerkung war unüberhörbar, sein Ton herausfordernd.
»Ich werde dir jedes Körperteil abhacken, das mit ihr in Berührung kommt«, drohte Caleb.
»Dann habe ich mich wohl geirrt, was die Besitzansprüche angeht. Danke für die Aufklärung.« Grants goldbraune Augen funkelten vor Belustigung.
Caleb knurrte nur.
Grant stellte sich auf Zehenspitzen und lehnte sich zur Seite, um an Caleb vorbeizuspähen. »Sie ist echt schnuckelig, aber sie scheint mir ein bisschen gestresst. Entweder du hast sie noch nicht gevögelt, oder du bist nicht besonders gut gewesen. Brauchst du vielleicht ein paar Tipps?«
»Leck mich, Kent!«
Grant lachte und zog Caleb in eine weitere kumpelhafte Umarmung. »Gott, ich hab dich vermisst! Du wirst nicht glauben, was die in den letzten Monaten von mir verlangt haben. Aber das erzähl ich dir, wenn wir den Laden gesäubert haben. Die zusätzlichen
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