Die Last der Schuld
Augen und Ohren machen mich nervös.«
»Hast du ein komplettes Team dabei?«, fragte Caleb.
»Nur zwei Leute.«
Wer auch immer Lana beobachtete und belauschte, wusste bereits, dass sie die Wanzen gefunden hatten, es gab also keinen Grund, nicht über die Reinigungsaktion zu sprechen, die Grant durchführen sollte. Doch Caleb hütete sich davor, nach den Namen der beiden anderen zu fragen. Die Männer, die Monroe ihm schickte, waren keine einfachen Soldaten. Es waren Delta-Force-Agenten mit zahlreichen Geheimnissen, einschlieÃlich ihrer Namen.
»Wann willst du mit der Reinigungsaktion beginnen?«, fragte Caleb.
Grant deutete mit dem Kopf auf Lana, die gerade mit einem weiteren Hotel um einen Veranstaltungsort für ihre Auktion verhandelte. »Kommt ganz auf ihre Verfassung an. Meinst du, sie kann sich so was ansehen?«
Caleb wusste, welche Emotionen zutage traten, wenn die Privatsphäre eines Menschen verletzt wurde. Das Opfer fühlte sich missbraucht. Verraten. Wütend und verängstigt. Caleb wollte Lana diese Tortur ersparen, doch er wusste, dass sie vor keiner unangenehmen Erfahrung zurückschreckte. »Sie ist zäher, als sie aussieht«, sagte Caleb.
Grant knurrte. »Das will nicht viel heiÃen. Sie sieht aus, als würde sie aus den Latschen kippen, sobald man sie nur anschreit.«
Caleb wandte sich um und starrte Lana an, um zu sehen, was Grant sah. Stimmt, sie war keine Bodybuilderin, aber sie besaà eine ganz besondere innere Stärke. Unter der zarten Oberfläche befand sich ein stahlharter Kern, den Caleb mit eigenen Augen gesehen hatte. Vielleicht lag darin der Unterschied. Caleb hatte persönlich miterlebt, wie Lana die schlimmsten Höllenqualen durchlitten hatte. Doch sie hatte sich nicht aufgegeben. Grant hingegen hatte keine Ahnung, wozu Lana fähig war â und aus irgendeinem Grund verschaffte ihm dies ein wenig Genugtuung. Er und Lana besaÃen eine gemeinsame Verbindung, wenn auch keine angenehme. Ihre Verbindung bestand aus Schmerz und Angst und dem Kampf ums Ãberleben. Selbst wenn Grant sie verführte, würde er dem nichts entgegenzusetzen haben.
»Lass mich mit ihr reden«, sagte Caleb.
»Etwas anderes würde ich gar nicht wagen, Kumpel. Ich hol schon mal die Ausrüstung aus dem Wagen. Bin gleich wieder da.«
Caleb nickte abwesend, während er Lana weiterhin ansah. Er liebte es zu beobachten, wie ihr dunkles, glänzendes Haar sanft um ihr Gesicht schwang und sie sich eine widerspenstige Strähne hinters Ohr strich, die sich im nächsten Moment wieder befreite. Er liebte die Art und Weise, wie ihre dunklen Wimpern ihre Augen verhüllten, wenn sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie ihn beobachtete. Er liebte die weichen Wölbungen ihrer Wangen und die tiefen Grübchen, die aus dem Nichts heraus entstanden, wenn sie aufrichtig lächelte.
Obwohl er sich insgeheim wünschte, die Dinge zwischen ihnen ständen anders, war er trotz ihrer gemeinsamen Vergangenheit froh, sie kennengelernt zu haben. Starke, selbstlose Frauen wie Lana waren ausgesprochen rar, und eine von ihnen kennen zu dürfen, kam ihm vor wie ein wertvolles Geschenk.
Lana legte den Hörer beiseite und betrachtete Caleb voller Misstrauen. »Was?«, fragte sie.
Caleb war unfähig, die Distanz zu bewahren, obwohl er wusste, dass es das Vernünftigste wäre. Er nutzte jede Entschuldigung, um sie zu berühren. Und dies war eine jener Situationen. Caleb hockte sich vor Lana, sodass er mit ihr auf Augenhöhe war. Sie hatte absolut faszinierende Augen, die in den verschiedensten Blautönen schimmerten, sodass er einen Moment lang abgelenkt wurde.
Caleb blinzelte und konzentrierte sich auf die Dinge, die anstanden. Er sprach mit leiser Stimme, obwohl es keine Rolle spielte, ob ihre Zuhörer erfuhren, was hier vor sich ging. Die Wanzen wären ohnehin innerhalb einer Stunde verschwunden. »Meine Kollegen werden gleich eine Säuberungsaktion durchführen. Was sie dabei zutage fördern, wird dir vermutlich nicht gefallen. Ich würde vorschlagen, wir gehen derweil etwas essen und lassen die Männer in Ruhe arbeiten.«
Sie zog eine ihrer dunklen Augenbrauen hoch. »Glaubst du allen Ernstes, ich lasse hier Wildfremde in meinem Büro herumstöbern? Ich habe gerade erst das Chaos des letzten Eindringlings beseitigt.«
»Das sind keine Wildfremden. Sie gehören zu
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