Die Last der Schuld
Arm zu nehmen. Sie genoss das robuste Gewicht ihres zwei Jahre alten Neffen.
»Einen Kuss?«, fragte er, während er ihr die Wange hinhielt, um seinen gewohnten BegrüÃungskuss in Empfang zu nehmen.
Lana küsste ihn, doch dann fing er an, sich auf ihrem Arm zu winden und sie wegzudrücken, um wieder heruntergelassen zu werden. Lana hielt ihn fest.
Jenny stapfte wutentbrannt auf Lana zu. Ihr Haar war wild zerzaust, als wäre sie sich mit den Händen hindurchgefahren. Oder als hätte sie versucht, es sich auszureiÃen.
»Ist dir überhaupt klar, wie sehr du Mom verletzt hast?«, fragte Jenny. »Ich habe mir in den letzten zwei Tagen ununterbrochen anhören dürfen, wie sie geweint hat. Du wirst jetzt sofort nach Hause gehen und dich bei ihr entschuldigen, und wenn ich dich an den Haaren dorthinschleifen muss.«
»Tut mir leid. Ehrlich. Ich wollte nicht, dass du da hineingezogen wirst.«
»Das hättest du dir besser mal überlegen sollen, bevor du ihr an den Kopf geworfen hast, dass du sie nicht brauchst.«
Taylor stemmte sich gegen Lanas Hals, um endlich heruntergelassen zu werden.
»Ich wollte nicht, dass es so rüberkommt. Ich habe mir Sorgen um Stacie gemacht, und du weiÃt, wie Mom sich in solchen Situationen aufführt. Ich konnte mich nicht auch noch um sie kümmern.«
Jenny rieb sich die Schläfen. »Verdammt, Lana! Du musst echt aufpassen, was du sagst.«
»Verdammt, Lana«, ahmte Taylor sie nach, während er immer noch versuchte, sich aus Lanas Armen zu befreien.
Jennys Miene verfinsterte sich. Sie seufzte erschöpft. »Lass ihn runter, Lana. Er kann ruhig für ein paar Minuten mit den anderen Kindern spielen.«
»Ich hab ihn gern auf dem Arm«, konterte Lana.
»Ja, aber ich will nicht, dass er mitbekommt, was ich dir zu sagen habe.« Jenny nahm ihr Taylor ab und setzte ihn auf den Boden. Begeistert watschelte er auf das bunte Treiben auf dem Basketballfeld zu.
Lana veränderte ihre Position, sodass sie ihn sicher im Auge behalten konnte. Zwischen ihm und den verführerischen Basketbällen, die am Boden herumkullerten, befanden sich Caleb, Kara und Phil. Taylor steuerte geradewegs auf die Gruppe zu. Lana erstarrte. Um nichts in der Welt durfte Kara ihrem kleinen Neffen zu nahe kommen.
Und wenn doch ⦠was würde sie dann tun? Kara anschreien? Sie angreifen? Die einzige Möglichkeit, Taylor zu beschützen, war so zu tun, als wäre es ihr egal.
»Hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Jenny gereizt.
Lana nickte matt. Taylor lief schnurstracks auf Kara zu.
Kara bemerkte, dass Lana den Jungen beobachtete, und schenkte ihr ein Lächeln.
Oh Gott! Sie konnte das nicht.
Aber sie hatte keine Wahl.
»Ich habe gesagt, ich kann nicht ständig deine Auseinandersetzungen mit Mom glattbügeln«, wiederholte Jenny. »Ich hab schon genug mit meinen eigenen Problemen zu tun.«
Kara trat einen Schritt nach links und streckte dem kleinen Taylor ihre Arme entgegen. Ihr Blick blieb derweil fest auf Lana gerichtet.
Es war ein Test. Kara wollte herausfinden, ob Lana sie erkannt hatte. Wenn sie jetzt versagte, hätte Kara den Beweis, den sie brauchte. Und dann würde Lanas Leben und das der Menschen, die sie liebte, auf dem Spiel stehen.
Jenny rüttelte an ihrer Schulter. »Du bekommst kein Wort mit von dem, was ich sage, oder? Was ist nur in letzter Zeit los mit dir?«
Kara hob Taylors rundlichen Körper in die Höhe und drückte ihn an sich.
Lana erstarrte innerlich, bis sie zu zerspringen drohte. Doch äuÃerlich zeigte sie keinerlei Reaktion, auÃer vielleicht einem nervösen Augenzucken.
Jennys Stimme steigerte sich. »Du scherst dich einen Dreck um deine Familie. Und das nach allem, was wir für dich getan haben. Mom hat recht. Du bist echt undankbar.«
Lana konnte nichts erwidern, nicht einmal, wenn ihr Leben davon abhinge. Sie musste all ihre Kraft zusammennehmen, um Taylor nicht gewaltsam Karas Armen zu entreiÃen. Sie zitterte am ganzen Körper, während sie sich dem Drang verzweifelt zu widersetzen versuchte.
Kara schenkte Taylor einen Kuss auf die Wange und hinterlieà einen hässlichen Lippenstiftflecken. Phil verstrubbelte ihm das feine Kinderhaar.
»Mir reichtâs!«, sagte Jenny. »Ich bin es leid, zwischen euch beiden zu vermitteln. Wenn Mom das nächste Mal eine Heulattacke bekommt, schicke ich sie zu
Weitere Kostenlose Bücher