Die Last der Schuld
lass es mich wissen«, sagte Lana.
»Wenn Sarah hier ist, habe ich alles, was ich brauche.«
Sie teilten sich die Pizza, und Lana sah, wie Stacie vor ihren Augen müde wurde. »Wir werden dir jetzt ein bisschen Ruhe gönnen. Aber du rufst mich an, wenn du etwas brauchst, versprochen?«
»Mach ich, versprochen. Oh, und bestell Kara einen lieben Dank für die Blumen, ja? Sie hat sie mir gebracht, als ich geschlafen habe.«
»Kara war hier?«, fragte Lana.
»Das hat die Schwester mir zumindest erzählt. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich von ihrem Besuch nicht aufgewacht bin.«
Lana mochte sich lieber nicht vorstellen, wie Kara an Stacies Bett stand und sie im Schlaf beobachtete. Wehrlos. Allein.
»Ich werde es ihr ausrichten«, log Lana, während sie aus dem Zimmer eilte. Stacie ging es gut, sagte sie sich immer wieder. Doch das mulmige Gefühl in ihrem Magen wollte einfach nicht verschwinden.
Sie musste dringend hier raus â weg von diesem Geruch nach Tod und Schmerz und Hoffnungslosigkeit. Hinter sich spürte sie Calebs hünenhafte Gestalt, die ihren hastigen Schritten mühelos folgte.
Als Lana endlich durch die automatischen Türen ins Freie trat, saugte sie die klare Nachtluft tief in sich ein, um den Krankenhausgestank aus ihren Lungen zu vertreiben.
»Alles in Ordnung?«, fragte Caleb.
Ihre Glieder zitterten, doch sie brachte ein mattes Nicken zustande.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, nahm Caleb ihre Hand und schob seine Finger zwischen ihre. Eine winzige Geste, und doch bot sie ihr unendlich viel Trost. Haut an Haut. Menschliche Nähe.
»Ich mache mir Sorgen um Stacie.« Es tat gut, die Wahrheit auszusprechen, auch wenn es nur ein Teil derselben war.
»Sie scheint sich gut zu erholen.«
»Ich weiÃ. Ich mache mir Sorgen, dass der Täter womöglich zurückkommt, um die Sache zu beenden.«
Caleb blieb stehen und fuhr mit seinen Händen über ihre nackten Arme. Bis zu diesem Moment war ihr nicht bewusst gewesen, dass sie eine Gänsehaut hatte. »Ich kann einen Wachposten vor ihrer Tür aufstellen lassen, wenn dich das beruhigen würde.«
»Das würde es.«
Caleb nickte und telefonierte kurz. Er beorderte einen Wachposten ins Krankenhaus und nannte Stacies Zimmernummer. Innerhalb von Sekunden war ihre Sicherheit garantiert.
»Besser?«, fragte Caleb.
»Ja. Danke.«
Sie stiegen in Calebs Wagen, da sie ihren beim Büro hatte stehen lassen, damit die Männer ihn auf Wanzen und Peilsender untersuchen konnten. »Wohin fahren wir?«
Lanas Verstand war lahmgelegt. Sie wollte nicht zurück nach Hause â jedenfalls nicht, solange ihre Wohnung vielleicht verwanzt war. Sie wollte nicht zurück ins Büro, weil sie die ganze Nacht über nur an den Ãberfall auf Stacie denken würde. Sie hatte kein Geld, um erneut in einem Hotel zu übernachten, und sie würde ganz sicher nicht im Auto schlafen. »Keine Ahnung.«
Er hatte den Motor noch nicht angelassen, im Wagen war es absolut still. DrauÃen wurde die Dunkelheit von der Parkplatzbeleuchtung vertrieben, doch über den Innenraum hatten sich tiefe Schatten gebreitet. Caleb brachte seinen Körper unter dem Lenkrad in eine andere Position, um sich zu ihr umzudrehen. »Ich werde dich heute Nacht nicht allein lassen«, verkündete er. »Wo auch immer du hingehst, ich komme mit.«
Sie hätte sich selbst belogen, wenn sie die Erleichterung darüber geleugnet hätte, dass sie ihre Albträume diese Nacht nicht allein durchstehen musste. Caleb war zweimal dabei gewesen, als sie von diesen Träumen heimgesucht wurde, und er zeigte keinerlei Anzeichen, dass er sie wegen ihrer Schwäche verurteilte. Sie wusste, er war ein guter Schauspieler, doch sie zog es vor, an seine Aufrichtigkeit zu glauben. »Vielleicht lässt mich Mr Simmons heute Nacht in einer anderen Wohnung schlafen.«
»Du kannst zurück in deine Wohnung, wenn du willst. Wir haben ein Team hingeschickt, um alle Abhörgeräte entfernen zu lassen. AuÃerdem haben wir eine Wache vor dem Haus postiert, damit dies auch so bleibt.«
»Wozu?«, fragte sie. »Wozu das alles, wenn ich keinerlei Gegenleistung dafür erbringen kann?«
Tiefe Schatten betonten Calebs breiten Kiefer und zeichneten die markante Linie seiner Wangenknochen nach. Ein Hauch von Traurigkeit umwölkte seine dunklen Augen. »Ich
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