Die Last der Schuld
typisches Lächeln femininer Anerkennung Lanas Grübchen hervortreten lieÃ, doch eine solche Reaktion blieb aus. Stattdessen zog Lana ihre Hand zurück, sobald es die Höflichkeit zulieÃ, und trat etwas näher an Caleb heran.
Er kam sich vor, als hätte er einen Sechser im Lotto gewonnen. Dieser winzige Vertrauensbeweis war ihm weitaus mehr wert als jeder Penny, den er in seinem Leben verdient hatte. Und Grants überraschtes Grinsen in seine Richtung machte das Gefühl nur noch angenehmer.
»Bleibt ihr zwei heute Nacht hier?«, fragte Grant.
Caleb hatte Lana zwar versprochen, bei ihr zu bleiben, doch er hatte nicht erwähnt, dass er keinen Moment von ihrer Seite weichen würde. Er hatte nicht vor, im Auto zu warten, bis ihre Träume erneut zuschlugen. Wenn sie von Albträumen heimgesucht würde, wollte er sofort für sie da sein. Das war er ihr schuldig.
Vielleicht war es auch nichts anderes als eine willkommene Entschuldigung, um erneut einen Fuà in ihre Tür zu setzen. Es war ihm egal. Er würde sie nicht allein ihren Qualen überlassen.
Lana leckte sich nervös über die Lippen â eine Geste, die ihm bis in die Zehenspitzen schoss. Lana zu wollen und sie nicht haben zu können war keineswegs angenehm, doch es war erschreckend natürlich. So natürlich wie zu atmen.
»Ja«, erwiderte Caleb, bevor Lana die Möglichkeit zu diskutieren hatte.
»Die Wohnung ist lupenrein, ihr könnt also tun und lassen ⦠was euch so in den Sinn kommt.«
Caleb wusste ganz genau, was Grant in den Sinn kam, doch dazu würde es mit Sicherheit nicht kommen. Aber das brauchte Grant nicht zu wissen. »Gute Nacht«, sagte Caleb.
»Das will ich hoffen«, erwiderte Grant.
Lana schien ein wenig verwirrt, doch sie sparte sich einen Kommentar.
Caleb hievte sich seinen Seesack auf die Schulter und streckte die Hand aus. »Gib mir die Schlüssel! Ich geh vor.«
Sie zögerte einen Moment, doch dann erwiderte sie: »Nein. Da muss ich selbst durch. Ich hasse die Vorstellung, mich vor lauter Angst aus meiner eigenen Wohnung vergraulen zu lassen â auch wenn sie nicht viel hermacht.«
Caleb empfand einen Anflug von Hochachtung gegenüber dieser Frau. Sie war alles andere als ein verzärteltes Pflänzchen â und dafür liebte er sie.
Lana schloss die Tür auf und ging hinein. Ihre Wohnung wirkte von der Durchsuchungsaktion ein wenig mitgenommen. Eine der Steckdosenblenden war gesprungen, und mehrere Bücher lagen in einem Stapel am Boden. Die Sofakissen waren zerwühlt, und Lanas Fernseher fehlte ganz.
Caleb schloss die Tür und verriegelte sie, um Lana ein wenig Zeit zu geben, den Zustand ihres Zuhauses zu verarbeiten. Sie stand einfach nur da, still und ruhig, und lieà ihren Blick schweifen. Tränen erfüllten ihre Augen, doch sie quollen nicht über.
Caleb konnte nicht zusehen, wie sie litt. Er schob seine Arme von hinten um ihre Taille in der Hoffnung, sie würde nicht vor ihm zurückweichen. Sie blieb lange Zeit reglos in seiner Umarmung stehen. Der SüÃkleegeruch ihrer Haut erfüllte die Luft zwischen ihnen, und Caleb kämpfte gegen den Drang an, sein Gesicht in ihrem Haar zu vergraben und jenen süÃen Duft tief in sich einzusaugen.
Ohne dass er sich dessen bewusst war, hatten seine Daumen begonnen, sanft über ihre Bauchdecke zu streichen, als wären seine Finger auf der Suche nach einem Stück nackter Haut. Er zwang seine eigensinnigen Hände, stillzuhalten und abzuwarten. Er würde Lana die ganze Nacht festhalten, wenn sie es wollte, und sich geehrt fühlen, ein solches Privileg genieÃen zu dürfen.
Einige Minuten später sah er, wie sich Lana allmählich sammelte. Es war ein wundersamer Anblick. Zunächst verschwanden jene nie geflossenen Tränen, dann richteten sich ihre Schultern auf, ihr Kinn hob sich, und sie schien um mehrere Zentimeter gewachsen zu sein. Im einen Moment wirkte sie noch schwach und zerbrechlich, im nächsten glich sie einer Amazone, die sich auf einen Kampf vorbereitet.
Da geriet Calebs Welt aus den Fugen, als wäre ihm für einen Augenblick der Boden entzogen worden. Er wusste, er war hoffnungslos verloren. Wäre Lana schwach oder verbittert gewesen, hätte er ihr widerstehen können. Wäre sie kalt und zynisch geworden, hätte er sich keinerlei Gedanken gemacht. Doch sie war nichts von alledem. Sie war eine Mischung
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