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Die Last der Schuld

Die Last der Schuld

Titel: Die Last der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon K. Anja; Butcher Hackländer
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Gesicht und ihre Arme. Wieder und wieder sagte er ihren Namen, bis sie endlich die Augen öffnete.
    Caleb schickte ein Dankgebet gen Himmel und strich Lana das schweißnasse Haar aus der Stirn. Wie konnte sie diese Qual Nacht für Nacht über sich ergehen lassen? War sie bereits von Albträumen heimgesucht worden, als ihr Körper noch gebrochen war und ihre Wunden heilten? Hatte sie sich ebenso verzweifelt hin und her gewälzt?
    Sie hatte monatelang allein gelebt. Niemand war bei ihr gewesen, um sie des Nachts zu wecken und aus ihren Träumen zu befreien. Niemand war bei ihr gewesen, um sie festzuhalten. Sie hatte das alles allein durchgemacht. Schon der Gedanke weckte in ihm das Verlangen, in irgendeiner Weise Gewalt auszuüben.
    Er fühlte die nackte Wut eines Killers und versuchte, sich dagegen zu wehren und seine Aggressionen im Zaum zu halten. Es war, als wollte er mit einer Feder einen Güterzug stoppen. Sinnlos und vergebens.
    Lana verfiel in ein qualvolles Schluchzen, das ihm die Eingeweide aufschlitzte. Wie hatte er all das nur zulassen können? Warum hatte er es nicht geschafft, sie vor alldem zu bewahren?
    Er fand keine neuen Antworten auf die alten Fragen, nur jenes vertraute schmerzhafte Bedauern, dass er nichts hatte tun können, um ihre Qualen zu verhindern.
    Ihr Schluchzen riss ab, und er spürte, wie sie allmählich erwachte und eine Mauer der Distanz um sich herum errichtete. Sie wich innerlich vor ihm zurück, und er wollte verdammt sein, wenn er dies erneut zuließe. Er wusste nicht, wie er zu ihr durchdringen sollte, aber er wusste, was er wollte, wonach er sich sehnte, seit er sie erneut zu Gesicht bekommen hatte.
    Mit einer Berührung, die deutlich sanfter war, als er sich innerlich fühlte, wischte er die Spur von Tränen an ihrer Schläfe weg. Sie war inzwischen hellwach und schottete sich mit jeder Sekunde mehr ab.
    Â»Nicht«, flüsterte er mit trockener Kehle. »Weis mich nicht zurück.«
    Sie wusste, was er meinte. Er sah das Wissen darum in ihren Augen aufflackern. Ein Ozean von tiefem Blau erstrahlte vor Erkenntnis. »Du solltest überhaupt nicht hier sein.«
    Â»Du brauchst mich.«
    Â»Nein. Ich … «
    Er legte ihr einen Finger auf die Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen. »Du brauchst mich. Es ist keine Schande, jemanden zu brauchen.«
    Â»Das sagt sich so leicht für einen Mann wie dich. Du brauchst niemanden.«
    Grant hämmerte an die Tür. »Da drinnen alles in Ordnung?«
    Â»Verschwinde!«, knurrte Caleb.
    Â»Das klang nicht gerade nach Freudenschreien. Geht es ihr gut?«
    Â»Ja«, erwiderte Lana mit atemloser Stimme. Dann etwas lauter: »Ja. Mir geht’s gut.«
    Â»Okay, ich, ähm, bleib dann mal draußen. Sorry!«
    Grants Schritte entfernten sich.
    Â»Wenn ich niemanden brauche, warum ist Grant dann da draußen und bewacht deine Wohnung? Warum bewacht ein anderer dein Büro und ein dritter Stacies Krankenzimmer?«
    Lana versuchte sich abzuwenden, doch Caleb fasste ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
    Â»Diese Männer sind da draußen, weil ich dich nicht allein beschützen kann. Ich brauche ihre Hilfe genauso wie du meine. Lass mich dir helfen. Sag mir, wovor du so furchtbare Angst hast.«
    Â»Das hab ich doch gar nicht.«
    Â»Lügnerin.«
    Sie schloss ihre Augen. »Ich kann nicht. Lass es gut sein.«
    Â»Ich wünschte, das könnte ich, aber ich kann nicht. Nicht mehr. Ich kann nicht zulassen, dass du dich auf diese Weise selbst zerstörst.«
    Â»Das ist nicht deine Entscheidung.«
    Caleb stieß einen leisen Fluch aus. Sie hatte recht. Wenn sie ihr Leben zerstören und ihr Geheimnis für sich behalten wollte, konnte er sie kaum davon abhalten.
    Er machte Anstalten aufzustehen, doch Lanas Hand hielt ihn zurück. Ihre Finger schlossen sich um sein Handgelenk – blasse Haut über dunklem Teint. Seit jenem Zwischenfall in der Dusche hatte sie ihn kein einziges Mal aus freien Stücken berührt. Caleb hatte nicht geahnt, wie sehr er sich danach sehnte.
    Er starrte ihre Hand an, unfähig, den Blick von ihren zarten Fingern abzuwenden.
    Â»Bitte bleib«, sagte sie. »Nur noch ein bisschen. Die Träume … sie sind leichter zu ertragen, wenn du mich festhältst.«
    Calebs Herz wurde erfüllt von einem bittersüßen Gemisch aus Freude und Schuld – Freude, weil er sie halten durfte, Schuld,

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