Die Last der Schuld
Anflug von Unentschlossenheit breitete sich über seine Züge. Er strich ihr mit einem Finger über die Wange, dann über den Kiefer bis hinunter zur Biegung ihres Halses. Lana unterdrückte einen Seufzer von purer, roher Lust.
Seine Pupillen weiteten sich und lieÃen die goldenen Sprenkel seiner Iris deutlicher hervortreten. »Du glaubst, du kennst mich. Du glaubst, du weiÃt, was ich will. Aber du irrst dich.«
»Ich weiÃ, warum du hier bist«, protestierte sie matt.
»Ja, aber du weiÃt nicht, was ich will.«
»Dann sag es mir!«
Er erwiderte nichts, sondern beugte sich stattdessen über ihr Haar und atmete tief ein. Sein Körper bebte, und seine Arme schlossen sich noch fester um sie. »Ich will an etwas glauben, Lana. An eine zweite Chance. An ein Wunder.«
Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach, aber irgendein verzweifelter Teil von ihr wollte ihm geben, was auch immer er sich wünschte. Eine zweite Chance, ein Wunder, Geheimnisse, Wahrheit. Alles.
In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie kurz davor war, ihm alle Lügen, Geheimnisse und Halbwahrheiten zu enthüllen, die sie so lange mit sich herumgeschleppt hatte. Vielleicht konnte er sie und ihre Familie tatsächlich beschützen. Vielleicht auch nicht. Lana konnte dieses Risiko nicht eingehen â nicht, wenn es um die Menschen ging, die sie liebte.
Mit äuÃerster Willensanstrengung, die sie innerlich zermürbte, stieà sie Caleb von sich â sowohl körperlich als auch emotional. Sie entzog sich seiner Umarmung und zwang ihr Gesicht zu einer harten Maske. »Tut mir leid. Ich kann dir nicht helfen. Es gibt keine Wunder. Und keine zweite Chance.«
***
Innerhalb einer Sekunde erwachte Caleb aus einem totenähnlichen Schlaf. Er lieà die Augen geschlossen und lauschte den Geräuschen um sich herum. Irgendetwas hatte ihn geweckt, und er spitzte die Ohren, um herauszufinden, was es war.
Das Geräusch wiederholte sich: ein leises Rascheln von Stoff, ein dezentes Quietschen des Bettrahmens.
Lana hatte einen Albtraum.
Caleb drückte sich von der Couch ab und betrat, ohne zu klopfen, Lanas Schlafzimmer. Erwartungsgemäà wälzte sie sich von einer Seite auf die andere, den Rücken krampfhaft durchgebogen, die Haut glänzend vor SchweiÃ.
Er musste dafür sorgen, dass dies ein Ende nahm. Er konnte sie nicht in dem Wissen verlassen, dass sie Nacht für Nacht dieselben Qualen durchlitt. Denn irgendwann musste er sie allein lassen, ganz gleich, ob sie weiter schwieg oder nicht. Er und Lana hatten keine Chance auf eine gemeinsame Zukunft â nicht bei ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Lana hatte selbst gesagt, es gebe keine zweite Chance. Zumindest nicht für ihn.
Er legte sich neben sie und zog ihren Körper sanft an sich, während er ihr leise beruhigende Worte zuflüsterte. Möglicherweise hatte sie erneut Schlaftabletten genommen, aber er versuchte, sie dennoch zu wecken.
Schmerzerfüllte Laute gurgelten in ihrer Kehle, und Caleb drückte sie so fest an sich, dass er sich vorsehen musste, um sie nicht zu verletzen.
»Lana, wach auf. Komm zu mir, SüÃe.«
Sie stieà ein abgerissenes Schluchzen aus und schlug mit den Fäusten wild um sich. Caleb packte ihre Hände und schob sie unter die Bettdecke, damit sie sich nicht verletzte. Er wiegte sie sanft hin und her und drängte sie aufzuwachen, während er innerlich mitlitt.
»Du bist in Sicherheit«, flüsterte er. »Ich werde nicht zulassen, dass sie dir noch einmal wehtun.«
Er konnte spüren, wie der Albtraum allmählich von ihr abfiel. Langsam, qualvoll. Ihr Schluchzen wurde immer intensiver, und er fühlte die heiÃe Nässe ihrer Tränen auf seiner nackten Brust.
Er hätte in diesem Moment alles getan, um sie von ihrem Schmerz zu befreien, ihr diese Qualen zu nehmen. Seine Ehre, seine Karriere, sein Leben, er hätte alles gegeben, um dieses Leid zu beenden.
Ihr innerer Kampf lieà allmählich nach, bis sie sich nur noch an ihn klammerte. Ihr Körper zitterte von den Nachbeben ihres Albtraums.
Caleb murmelte tröstende Worte in ihr Haar und wiegte sie, bis er irgendwann spürte, wie sie vor ihm zurückwich. Ihre Augen waren gerötet und von Erschöpfung umschattet â sie flehten ihn an, ihr zu helfen. Caleb wollte angesichts der Ungerechtigkeit in Lanas Leben am liebsten laut losbrüllen. Sie hatte das alles nicht
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