Die Last der Schuld
wochenlangen Selbstverteidigungskurs am College. Die brutal wirkungsvollen Abläufe hatten etwas an sich, das ihr einen Hauch von Selbstvertrauen verlieh, etwas, woran sie sich klammern konnte. Sie fühlte sich mit einem Mal stärker, sicherer. Sie hoffte nur, dass das Ende der heutigen Stunde nicht zugleich das Ende ihres Unterrichts bedeutete. Solange sie ihre Libido unter Kontrolle hatte, könnte sie vielleicht einen Teil jener Angst bekämpfen, die sie schon so lange mit sich herumschleppte.
Bei dem Gedanken wurde ihr fast schwindelig vor Hoffnung.
Jetzt musste sie Caleb nur noch davon überzeugen, den Unterricht fortzusetzen, ohne dass sie am Ende nackt auf der Matte lagen. Dann konnte nichts mehr schiefgehen.
Schön wärâs.
Caleb war förmlich zu Eis erstarrt und nicht wieder aufgetaut, seit er aus der Herrentoilette gekommen war. Er sah aus wie die Reue in Person. Lana war überzeugt davon, dass es mit dem Unterricht vorbei war.
Sie zog sich ihren Schlafanzug an: ein leichtes Baumwoll-T-Shirt und dazu passende Shorts, die angenehm kühl waren. Dann trat sie aus dem Badezimmer. Calebs dunkler Blick musterte ihren Körper von Kopf bis FuÃ, sodass sich ihre Brustwarzen hart gegen ihr T-Shirt drängten. Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen und versuchte, nichts in seinen Blick hineinzudeuten.
»Tun die weh?«, fragte er, während er auf ihre Beine deutete.
Lana blickte an ihren Narben herab und entdeckte ein paar blaue Flecken von ihrem Trainingskampf. Sie war sich nicht sicher, ob er die Narben oder die Flecken meinte, aber die Antwort war dieselbe. »Nein.«
»Gut. Muskelkater?«
Morgen würde sie den bestimmt haben, aber im Moment fühlte sie sich einfach nur angenehm müde. »Nein.«
Er fuhr sich mit seiner breiten Hand übers Gesicht und atmete tief ein. »Ich werde heute Nacht hierbleiben«, erklärte er in einem Tonfall, der deutlich zu verstehen gab, wie sehr ihm diese Aussicht missfiel.
Lana fühlte einen Schuss Erregung durch ihre Adern flieÃen, doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Ich hab dich nicht darum gebeten.«
»Ich weiÃ, aber ich bleibe trotzdem.«
»Warum?«
Er trat mehrere Schritte vor, bis er ihr so nah war, dass sie ihn mühelos hätte berühren können.
Lana ballte die Hände zu Fäusten, um sich davon abzuhalten. Caleb wirkte so stark und sicher. So warm und real. Irgendwie schaffte er es immer wieder, sie in die Wirklichkeit zurückzuholen, wenn die Träume sie fortzureiÃen drohten. Er schaffte es, die Dunkelheit zu vertreiben.
Sie war müde. Erschöpft.
Er hob den Arm und strich ihr mit seinen breiten Fingern eine feuchte Strähne hinters Ohr. »Weil ich es nicht fertigbringe, dich hier allein zu lassen.«
Lana sah zu ihm auf und verlor sich in der Wärme seines besorgten Blicks. »Ich bin ein groÃes Mädchen.«
»Nein, du bist durch und durch eine Frau. Glaub nicht, dass ich das noch nicht bemerkt hätte. Aber das heiÃt noch lange nicht, dass du hier allein sein solltest.«
»Aber allein ist es leichter.«
»Lügnerin.« Er überbrückte die verbliebene Distanz zwischen ihnen und drängte Lana rückwärts gegen die Wand.
Sie spürte die Hitze seines Körpers, die unnachgiebigen Muskelstränge seines Oberkörpers, die sich hart gegen ihre Brust drückten. Ein Schatten legte sich auf seine Wangen, und seine Nasenflügel bebten, als wollten sie ihren Geruch tief in sich einsaugen. Sie war zwischen seinem Körper und der Wand gefangen und konnte sich nicht entscheiden, ob sein seltsames Verhalten sie beunruhigte oder erregte.
»Was soll das hier werden?«, fragte sie. Ihre Stimme bebte, und ihre Lungen schnappten verzweifelt nach Luft, sodass ihr Oberkörper noch fester gegen seinen gedrängt wurde.
Er beugte sich zu ihr herunter, bis sie seine Lippen an ihrem Hals spürte. »Sag, dass ich damit aufhören soll.«
Lana konnte es nicht. Ihre Hände lagen an seiner Brust, doch sie hatte nicht die Kraft, ihn von sich zu stoÃen. Stattdessen klammerte sie sich an seine warme Brust, um ihn noch näher zu sich heranzuziehen.
Er öffnete den Mund, und seine Zungenspitze schnellte gegen die Haut unterhalb ihres Ohrs. Ein Hitzestrahl schoss ihr durch den Körper, und ihre Muskeln zogen sich reflexartig zusammen. Sie atmete erschrocken ein, doch es
Weitere Kostenlose Bücher