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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Bauvorhaben zu beaufsichtigen?« Einige schüttelten die Köpfe, während andere langsam nickten. »Es geht ihm um nichts anderes als die Bestechungsgeschäfte, die er anderen unterschieben will.«
    Damit war ihm der Todesstoß gelungen, da nicht nur Chuono wütend den Kopf schüttelte, sondern auch einer der Steinmetze erzürnt knurrte: »Dieser hinterlistige Hundsfott!«
    »Hat er nicht versucht, Euch durch Furcht und Drohungen dazu zu bewegen, ihm zu Willen zu sein?«, setzte Conrad hinzu, um den Triumph zu besiegeln. »Er selbst ist es, der mordet, um seine Ziele zu erreichen!« Da die Empörung über den sinnlosen Tod der Begine inzwischen sämtliche Schichten erreicht hatte, brauchte Conrad nicht mehr fortzufahren.
    »Verzeiht, Alderman«, murmelte Egloff und griff nach der Hand des Glockengießers. »Ich hätte es besser wissen müssen.«
    In der Tat, du alter Esel!, dachte der Angesprochene verächtlich und langte nach dem in Honig gerösteten Hasen, der soeben den Weg auf den Tisch gefunden hatte. In der Tat! »Selbst Eva wurde von der Schlange fehlgeleitet«, philosophierte er und biss herzhaft in das saftige Fleisch, während er seinen Gedanken gestattete, zu einem anderen Problem abzuschweifen. Er kaute gewissenhaft, bevor er den Bissen mit einem Schluck Wein hinunterspülte. Zwar war es ihm mit der soeben aus dem Stehgreif gehaltenen Rede mühelos gelungen, Egloff und die anderen von seiner Unschuld zu überzeugen. Doch war seit der Nacht des Mordes die zukünftige Braut des alten Mannes spurlos verschwunden. Obschon er überall nach ihr gesucht hatte, blieb ihr Aufenthaltsort ein Rätsel, und das bereitete ihm nicht unerhebliche Sorge. Da sich Bertram ohne Zweifel seiner Bettgenossin anvertraut hatte, wusste sie, was er gesehen hatte – was sie zu einem Risiko machte, das Conrad nicht gewillt war, einzugehen! Entweder verheiratete er sie so schnell als möglich an den Fernhändler, oder er musste sie ebenfalls aus dem Weg schaffen! Er runzelte die Stirn. Sie verschwinden zu lassen, würde ihm eine Mitgift und etliche Scherereien ersparen, doch wäre es sicherlich nicht klug, so schnell nach dem Mord an seinem Vorgänger einen weiteren ungeklärten Todesfall in der näheren Umgebung zu melden.
    Mit einem Seufzen leckte er sich die Fingerkuppen und beschloss, den Rest des Vormittages darauf zu verwenden, im Hospital Erkundigungen über den Verbleib des Mädchens einzuziehen. Hatte sie nicht etwas von einer Gräfin gefaselt?, fragte er sich, bevor er die Hände auf die Oberschenkel stemmte, um sich zu erheben. Vielleicht handelte es sich doch nicht –  wie von ihm vermutet – um ein Gespinst ihrer Einbildung. Nachdem er sich von den anderen verabschiedet hatte, tauchte er in das Stadtgetümmel ein und näherte sich der Abtei, aus deren Toren sich soeben ein mit Leichen beladener Karren in Richtung Donau aufmachte. Sobald er das kleine Luder aufgespürt hatte, würde er ihr unmissverständlich klarmachen, was ihr bevorstand, wenn sie ihren vorlauten Mund nicht halten konnte! Seine Rechte ballte sich zur Faust, als er sich ausmalte, wie er ihr den Gehorsam einprügeln würde, den sie ihrem Vater schuldig war. Rücksichtslos bahnte er sich einen Weg durch die unzähligen auch an diesem Tag zum Rathausplatz strömenden Bäcker, Krämer, Metzger und Kleinhändler, bis er schließlich den neuen Eingang zum Lazarett erreichte. Dort wies ein ungeschickt aus Holz ausgeschnittenes Schild darauf hin, dass dies der Bereich war, in dem Frauen behandelt wurden, und kaum hatte er die Türklinke berührt, vertrat ihm eine fauchende Harpyie den Weg.
    »Habt Ihr das Schild nicht gesehen?«, kläffte sie ihn an und schob ihn brüsk zurück auf die Straße. »Ihr habt hier keinen Zutritt.«
    Nur mit äußerster Selbstdisziplin hielt Conrad sich von einer scharfen Antwort ab, verneigte sich leicht und fragte süß: »Verzeiht. Ich bin auf der Suche nach meiner Tochter Anabel. Sie hilft in diesem Hospital aus.«
    Nachdem die Schwester ihn einige pfeifende Züge lang misstrauisch beäugt hatte, brummte sie unfreundlich: »Anabel ist zurzeit nicht hier.«
    Am liebsten hätte Conrad ihr die spitze Zunge aus dem Hals gerissen. »Würdet Ihr mir sagen, wo ich sie finden kann?«, säuselte er stattdessen. »Ihre Mutter ist sehr krank. Sie braucht ihre Hilfe.«
    Diese dreiste Lüge zauberte einen betroffenen Ausdruck auf das faltige Gesicht der Begine, die in Richtung Osten deutete. »Sie ist in der Goldenen Gans. Gott helfe Eurer

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