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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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verschärfen, abgelehnt worden war, ließ sich der aufgedunsene Weinhändler zurück auf die Bank fallen, um zu schmollen wie ein gescholtenes Kind.
    Wie einfältig manche dieser Pfeffersäcke doch waren!, dachte Conrad abfällig, während er Henricus‘ bohrende Betrachtung mit einem zynischen Verziehen der Mundwinkel ignorierte. Obschon sie die Macht über eine ganze Stadt in Händen hielten, gaben sie sich mit derlei Nichtigkeiten ab! Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als Egloff ihm einen nicht zu deutenden Blick zuwarf.
    Was um alles in der Welt sollte denn das nun bedeuten?, grübelte er missfällig. Sollte dieser alte Narr etwa auch den Giftpfeilen des Abtes erlegen sein und ihn des Mordes verdächtigen? Hatte er nicht einen perfekten Sündenbock geliefert, von dessen Schuld selbst der Richter überzeugt war? Entgegen der unterschwelligen Missbilligung, die ihm aus dem Saal entgegenschwappte, durchströmte ihn ein warmes Hochgefühl, als er an die Nacht der Verhaftung zurückdachte, in der Henricus den nicht wieder gutzumachenden Fehler begangen hatte, seine Karten auf den Tisch zu legen. Ganz egal, was er vorhatte, es würde ihm nicht mehr gelingen, Conrad zu überraschen!
    Der Hammer des Bürgermeisters, der keine zehn Zoll neben seinem Ellenbogen auf den Tisch donnerte, schreckte ihn aus den Gedanken. »Gott sei mit Euch«, wiederholte das Stadtoberhaupt den Wunsch, mit dem es seit Conrads Eintritt in den Rat die Versammlung nach jeder Sitzung verabschiedete; woraufhin sich diese so schnell auflöste wie noch nie zuvor.
    »Mir scheint, einige der Mitglieder sind ein wenig verstimmt«, wandte sich der Bürgermeister kurz darauf an seinen neuen Kollegen, der scheinbar getroffen die Stirn in Falten legte. »Nehmt es nicht so schwer. Sie werden sich bald an Euch gewöhnt haben.« Damit klopfte er Conrad ein weiteres Mal auf die Schulter, bevor er sich dem Zug anschloss und durch die bewachte Doppelpforte in den Korridor verschwand. Ohne Henricus zu beachten, machte auch Conrad sich auf den Weg nach draußen, um wie jedes Mal nach der Sitzung in die Taverne einzukehren, in der stets eine Nische für ihn und seine Kollegen reserviert war. Anders als für gewöhnlich, war an diesem Tag jedoch lediglich ein halbes Dutzend Ratsherren um den runden Tisch versammelt, auf dem bereits mehrere Krüge Bieres und Weines auf die Männer warteten.
    Außer Chuono, der Conrad strahlend Platz machte, waren Egloff und vier weitere Männer zugegen, die ihm zum Teil gezwungen zunickten. Da ihm die angespannte Stimmung auf die Nerven fiel, beschloss der neuen Alderman, den Stier bei den Hörnern zu packen und griff nach einem der Kelche.
    »Auf den Erfolg«, prostete er und zwang damit die anderen, es ihm gleichzutun. Als er das Gefäß zurück auf den Tisch gestellt hatte, räusperte er sich und blickte ernst in die Runde. »Ich weiß, was Henricus über mich verbreitet«, hub er an und feixte innerlich, als die Köpfe in die Höhe schnellten. »Es ist wahr, dass ich eine Auseinandersetzung mit ihm und meinem verstorbenen Vorgänger hatte«, gestand er gespielt zerknirscht und legte die Fingerspitzen aneinander. »Aber niemals wäre ich so weit gegangen, ihm nach dem Leben zu trachten!« Seine Stimme zitterte gekonnt. »Henricus nutzt die Tatsache aus, dass es mein Lehrling war, der diese feige Tat verübt hat. Aber ich schwöre bei Gott und allen Heiligen, dass ich nicht wusste, wie weit der Bursche gehen würde, um seinen Vater zu rächen.« 
    Eine kurze Zeit lang herrschte absolute Stille, bevor Egloff das Wort ergriff. »Ist es dann auch eine Lüge, dass Eure Tochter nicht mehr ganz so jungfräulich ist, wie Ihr mich habt glauben machen wollen?« Seine stumpfen Äuglein bohrten sich in Conrads Blick, als dieser empört die Hände in die Luft warf.
    »Das ist eine unverschämte Verleumdung!«, wetterte er und ließ die Faust auf den Tisch niedersausen, sodass einige der Anwesenden erschrocken zusammenfuhren. »Genau das sollte Euch die Augen über diesen Mann öffnen. Er schreckt nicht einmal davor zurück, den Ruf eines jungen Mädchens zu ruinieren. Und das lediglich aus falsch verstandenem Rachedurst.« Er hielt einen Moment inne. »Warum denkt Ihr wohl, hat er mich als Ziel dieser Intrige auserkoren?«, fragte er listig. »Doch nur, um die Kontrolle über den Münsterbau wieder an sich zu reißen.« Ein Raunen lief durch die Reihen.
    »Ist Euch denn nicht aufgefallen, wie sehr er darauf erpicht war, dieses

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