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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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nicht mit dem Erbrochenen des Knaben zu beflecken. Da inzwischen Leben in seine Glieder zurückgekehrt war, fiel es dem Jungen etwas leichter, alleine stehen zu bleiben. Doch als Geri ihn auf die von getrocknetem Blut überzogene Streckbank zuschob, versagten ihm erneut die Knie.
    Grob zerrte ihn der Kerkermeister wieder auf die Beine und packte ihn hart am Genick, um ihn so heftig zu schütteln, dass Bertrams Zähne deutlich vernehmbar aufeinanderschlugen. Als der Knabe bereits fürchtete, sich ein weiteres Mal übergeben zu müssen, ließ der Mann von ihm ab und beugte sich zu ihm hinab.
    »Zieh dich aus!«, flüsterte er dicht an seinem Ohr und spielte mit einer der Kettengeißeln, die er zuvor von einem Haken geangelt hatte. »Wir wollen doch die schönen Kleider nicht zerreißen.«
    Schlotternd vor Entsetzen befolgte Bertram den Befehl und wand sich unter dem eindeutigen Blick des Einäugigen. »Vielleicht hebe ich dich noch ein wenig auf«, murmelte dieser und fuhr mit der Pranke Bertrams glatte Brust entlang, sodass der Knabe um ein Haar laut aufgeschrien hätte. »Doch zuerst musst du ein Geständnis ablegen.«
    Bevor die volle Bedeutung dieser Worte zu Bertram vordrang, gruben sich Geris Finger wie Eisenkrallen in seine Schulter, um ihn mit dem Rücken auf die Streckbank zu zwingen. Dort zurrte der Folterer in Windeseile die ledernen Fesseln fest, die sowohl Arme als auch Fußgelenke des Opfers fixierten. Daraufhin trat er an das Fußende des Gerätes und betätigte die kleine Winde, die dafür sorgte, dass sich die mit den Manschetten verbundenen Seile bis zum Zerreißen strafften. Er wollte gerade eine weitere Umdrehung hinzufügen, als er mitten in der Bewegung innehielt, die Brauen runzelte und wie ein Habicht auf den Knaben hinabstieß, um mit der Hand in dessen Achselhöhle zu fahren.
    »Bei allen Dämonen der Hölle!«, wetterte er und schrak wie von siedendem Öl verbrannt zurück, während die Farbe in seinen pockennarbigen Wangen verblasste. Unschlüssig trat er einige Zeit lang von einem Fuß auf den anderen, während sich Bertram, dessen Sehnen bis zum Zerreißen gespannt waren, furchtsam fragte, ob Gott sein inständiges Flehen erhört hatte. In glühenden Wellen durchlief ihn ein grauenhafter Schmerz, der sich mit jedem vorsichtigen Atemzug zu verstärken schien. Ausgehend von seiner Körpermitte breiteten sich die Stiche über Bauch und Rücken in seine Gliedmaßen aus, die aus den Gelenken zu springen drohten. Als er vermeinte, die Qual nicht länger aushalten zu können, ließ der Zug auf seine Arme und Beine so unvermittelt nach, dass er einen Ruf des Erstaunens ausstieß, der ihm jedoch augenblicklich in der Kehle gefror, als Geris Gesicht erneut über ihm auftauchte.
    Totenbleich starrte der grobschlächtige Folterer auf ihn hinab, während er hin- und hergerissen die Pranken aneinanderrieb. »Du gehörst bereits dem Teufel«, wisperte er schließlich heiser und löste ungelenk die Riemen, die Bertram an die Bank fesselten. »Von dir brauche ich kein Geständnis!«
    Mit diesen Worten griff er nach einer hölzernen Stange, die er dem Knaben in die Seite stieß, um diesen dazu zu bewegen, zurück zur Tür zu stolpern. Zitternd vor Schwäche gelang es Bertram mit letzter Kraft, seine abgelegten Kleider aufzulesen, bevor ihn der Prügel des Kerkermeisters aus dem Raum den Korridor entlang zu seiner Zelle trieb. Fahrig nestelte Geri an dem Bund an seinem Gürtel, während seine Lippen lautlose Worte formten. Als es ihm schließlich gelang, das Schloss zu öffnen, trat er dem Knaben in die Kniekehlen, sodass dieser der Länge nach im Stroh landete. Ohne weitere Worte zu verlieren, schlug er die Tür zu und stampfte zurück ins Innere des Gefängnisses. Noch heftiger zitternd als zuvor, stemmte Bertram sich in eine sitzende Position, stülpte ungeschickt Untergewand und Hemdrock über den Kopf und fuhr in die beschmutzen Hosen. Als die seinen entkräfteten Körper schüttelnden Schauer etwas nachließen, schob er tastend die Hand in den Kragen, um nach der Ursache des Entsetzens zu forschen. Eisig wanderten seine klammen Fingerspitzen die Schulter entlang, bevor sie unter der linken Achsel abtauchten, wo sie kurz darauf einen etwa walnussgroßen Knoten ertasteten, dessen Berührung einen heftigen Schmerz verursachte.
    »Heilige Mutter Gottes!«, hauchte er, als ihm klar wurde, was diese Entdeckung zu bedeuten hatte. Gegen besseres Wissen hoffend, dass es sich um einen Zufall handelte, zog er die

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