Die Launen des Teufels
tasten. Das Klirren des zu Boden fallenden Stahls war noch nicht verklungen, als er seinerseits dem Helfensteiner die kalte Klinge an den Hals setzte.
»Haltet ein!«, rief Katharina, die sich von ihrer Starre befreit hatte, erschrocken aus und trat zwischen die beiden Kampfhähne. »Ihr seid keine Feinde!«
Einige Zeit lang musterten sich die beiden Männer mit geblähten Nasenflügeln und aufeinandergepressten Kiefern, bevor Wulf widerwillig den Dolch zurückzog und schützend den Arm um Katharina legte.
»Haltet Frieden«, bat diese erschüttert und trat einen Schritt vor, um Baldewin auf die Füße zu helfen. »Ich danke Euch für Eure Treue, Baldewin«, sagte sie leise. »Aber Ihr braucht mich nicht vor ihm zu schützen. Es war alles nur ein furchtbares Missverständnis.«
Das Schnauben des Mannes ließ Wulfs Hände zucken, doch da Katharina den Kerl offensichtlich schätzte, hielt er sich zurück und wartete, bis dieser sich mit einem erbosten Blick in seine Richtung entfernt hatte.
»Geh jetzt«, drängte Katharina, als Baldewins Tritte im Untergeschoss verklungen waren. »Geh zurück nach Katzenstein. Ulrich wird mich nicht töten.« Sie verzog den Mund zu einem verächtlichen Lächeln. »Dazu fehlt ihm der Schneid. Er wird mich einsperren und die Angelegenheit früher oder später vergessen.« Wulf drückte ihre Hände an sich. »Wenn er seines verletzten Stolzes genauso überdrüssig ist wie seiner Gemahlin«, fügte sie hinzu, »dann werde ich dir Nachricht zukommen lassen, wo du deinen Sohn finden kannst. Bis dahin sei geduldig.« Ihre Stimme zitterte. Mit schwimmenden Augen schob sie ihn auf den Ausgang zu, wo sie ihn ein letztes Mal an sich zog, um ihn leidenschaftlich zu küssen. Ihre Tränen benetzten bereits ihren Mund, doch bevor auch Wulf die Fassung verlieren konnte, machte sie sich energisch von ihm los und flüsterte undeutlich: »Leb wohl, Liebster.«
*******
Eine halbe Stunde später hatte Katharina die Haltung so weit wieder erlangt, dass sie Baldewin und Anabel zu sich rufen und dem Bericht des Ritters lauschen konnte. Da das Vorhaben, das seit Anabels Beichte Gestalt angenommen hatte, in nicht unerheblichem Maße davon abhing, was Baldewin erreicht hatte, hoffte sie bange auf gute Neuigkeiten. Mit verschlossener Miene und einer tiefen Falte zwischen den dunklen Brauen fasste der Ritter seinen Besuch beim Hauptmann der Wache zusammen, der nicht ganz so verlaufen war wie vorhergesehen.
»Ohne die Unterstützung des Bürgermeisters kann er nichts ausrichten«, erklärte Baldewin mit einem entschuldigenden Blick auf Anabel, die wie gebannt an seinen Lippen hing. »Da es sich bei dem Angeklagten um den neuen Alderman handelt, muss die Klage vor dem Rat vorgebracht und erläutert werden. Was einige Tage in Anspruch nehmen kann.«
Katharina rang die Hände. Sie hatte keine Tage! Wenn Ulrichs Männer nicht bereits heute in Ulm eintrafen, dann würden sie spätestens am morgigen Donnerstag ihr Ziel erreichen und sie zwingen, sie nach Hohenneuffen zu begleiten. Sie nagte grübelnd an ihrer Unterlippe.
»Werden sie Bertram freilassen?«, fragte Anabel nach einem kurzen Moment des lastenden Schweigens schüchtern. »Jetzt, da Ihr bezeugt habt, dass er es nicht gewesen sein kann?« Ihre blauen Augen wanderten flehend zu Katharina, während Baldewin die Achseln zuckte.
»Der Hauptmann hat nichts dergleichen verlauten lassen«, erwiderte er neutral. »Aber spätestens wenn dein Vater offiziell angeklagt wird, müssen sie ihn aus dem Kerker entlassen.«
Anabel senkte traurig den Kopf. »Dann werdet Ihr nicht mehr in der Stadt sein, um seine Unschuld zu bezeugen, nicht wahr?«
Trotz ihrer eigenen, überaus ernsten Probleme ergriff Katharina das Leid des jungen Mädchens, und sie trat auf sie zu, um ihr tröstend die Hände auf die Oberarme zu legen. »Vielleicht ist das gar nicht nötig«, versetzte sie ernst. »Wir könnten uns gegenseitig helfen.« Erstaunt hob Anabel den Blick und öffnete den Mund zu einer Frage, der Katharina jedoch zuvorkam. »Auch ich bin in Schwierigkeiten«, erklärte sie mit einem Seufzen und zeigte auf die Krippe in der Ecke der Kammer. »Ich kann Wulf nicht mitnehmen. Jemand muss ihn vor den Männern meines Gemahls in Sicherheit bringen.« Sie zögerte einen winzigen Augenblick. »Wenn ich dir helfe, deinen Bertram zu befreien, würdest du dich dann einige Zeit um Wulf kümmern? Ihn in Sicherheit bringen?« Angespannt betrachtete sie das Gesicht des
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