Die Launen des Teufels
an sein Ohr drang, überzogen sich seine Handflächen mit kaltem Schweiß.
»Komm herein, Anabel«, tönte der weiche Sopran seiner Geliebten, und er folgte aufgeregt wie ein Knabe der Aufforderung der über ein Weidenkörbchen gebeugten Katharina. »Wie kann so ein winziger Mensch nur so brüllen?«, fragte sie und richtete sich mit dem Säugling vor der Brust wieder auf. Das Kind in den Armen wiegend wandte sie sich um und erstarrte, als sie anstatt in das Gesicht ihrer Zofe in die ernsten Züge Wulfs von Katzenstein blickte. Ein nicht zu deutender Ausdruck trat in ihre bernsteinfarbenen Augen, als sich ihr sinnlicher Mund zu einer schmalen Linie verhärtete. »Du?«, stieß sie schließlich tonlos hervor und presste den verstummten Knaben fester an sich. »Wie …?«
Sie ließ die Frage unbeendet, da Wulf an sie herantrat und vor ihr auf die Knie sank. »Vergib mir«, murmelte er den Tränen nahe und schlug den Blick nieder. Die bedingungslose Liebe, welche er für die zarte Schönheit und das Kind in ihren Armen empfand, wollte ihm die Brust sprengen. Während sich ein mächtiger Kloß in seinem Hals formte, rang er um die Worte, die er sich so sorgfältig zurechtgelegt hatte. Doch alle Erklärungen, mit denen er gehofft hatte, Verzeihung für seinen Fehler zu erlangen, schienen vom Winde verweht. Mühsam schluckend, hob er den Kopf und flehte stumm darum, dass die Maske der kalten Verachtung dem warmen Lächeln wich, das ihm bei ihrer ersten Begegnung das Herz geraubt hatte.
Eine Endlosigkeit tastete Katharinas kühler Blick sein verzweifeltes Gesicht ab, verharrte bei seinen Augen, um kurz darauf unbeeindruckt weiter zu seinen bebenden Lippen zu wandern, die vergeblich versuchten, Abbitte zu leisten.
Erst als eine einsame Träne über seine Wange lief, bewegten sich ihre Mundwinkel kaum merklich nach oben und ein Lächeln erhellte ihr wundervolles Gesicht. »Ich hatte geschworen, mir eher die Zunge auszureißen, als jemals wieder deinen Namen zu erwähnen«, stellte sie schließlich gezwungen ruhig fest und wandte sich mit dem Knaben auf dem Arm ab, um diesen zurück in seine Krippe zu betten.
Ungelenk kam Wulf auf die Beine, trat hinter sie und wiederholte hilflos: »Bitte vergib mir. Ich wollte dich und meinen Sohn schützen.«
Als Katharina daraufhin unvermittelt mit einem zornigen Schnauben zu ihm herumfuhr und ihm den Zeigefinger in die Brust bohrte, hätte er am liebsten die steile Falte zwischen ihren Brauen geküsst. Wie atemberaubend schön sie war, wenn sie zürnte! »Warum sollte ich dir glauben?«, fauchte sie und schob ihn heftig atmend aus dem Weg, um an das Fenster zu treten und wütend auf die Straße hinabzustarren. »Du hast mich und dein Kind verleugnet! Uns in der Zeit im Stich gelassen, in der wir dich am dringendsten gebraucht hätten!« Ihre Wangen glühten, als sie sich ihm wieder zuwandte und auf den Knaben deutete. »Noch vor seiner Geburt hast du deinen Sohn seinem Schicksal überlassen, ohne dich auch nur im Geringsten um sein Wohlergehen zu scheren. Und jetzt wagst du es, mir unter die Augen zu treten und mich um Verzeihung zu bitten?!«
Nur unter Aufbietung aller Selbstbeherrschung gelang es Wulf, den Blick von ihrer sich heftig hebenden Brust loszureißen und der Versuchung zu wiederstehen, ihr zu beweisen, wie sehr er sie liebte. Doch sein Verstand warnte ihn, dass dies nicht die richtige Vorgehensweise war.
»Selbst ein Verbrecher darf sich verteidigen«, appellierte er an ihr Gerechtigkeitsempfinden, das ihn stets mit Verwunderung erfüllt hatte. »Bitte hör mir zu. Wenn du danach immer noch denkst, ich hätte euch verraten, werde ich dich niemals wieder belästigen.« Immer noch heftig atmend, verschränkte sie die Arme und blickte kampfeslustig zu ihm auf. »Als der Ritter bei mir vorsprach, dachte ich, dein Gemahl wolle uns eine Falle stellen.« Er fuhr sich hilflos durch den wilden Schopf. »Woher sollte ich ahnen, dass er wirklich von dir kam?«, fragte er eindringlich. »Was, wenn ich gestanden hätte, und es wäre nicht so gewesen?« Eine kurze Zeit lang hing diese Frage unbeantwortet im Raum, bevor er hinzusetzte: »Sobald mir klar wurde, welch furchtbaren Fehler ich begangen habe, bin ich auf der Stelle aufgebrochen, um euch zu finden.«
Er sank erneut auf ein Knie und griff nach ihrer Hand, bevor sie diese vor ihm zurückziehen konnte. »Katharina.« Seine dunklen Augen glänzten feucht. »Bevor ich dich traf, dachte ich, es gäbe keine wahre Liebe.« Er
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