Die Launen des Teufels
widerstrebend auf den Unterarm stützte, um ein letztes Mal auf sie hinabzublicken. »Geh mit mir«, bat er leise, obschon ihm der entschlossene Ausdruck, der auf ihr schönes Gesicht zurückkehrte, die Fruchtlosigkeit dieser Bitte schmerzlich bewusst machte. Mit einem Kopfschütteln legte sie ihm die Hand auf die Wange und setzte sich auf. So viel Schönheit und Anmut lagen in ihren geschmeidigen Bewegungen, dass es Wulf abermals den Atem verschlug. Ohne zu zögern stellte sie die nackten Füße auf den Boden, trat an die hastig abgelegten Gewänder und schlüpfte mit einem bedauernden Seufzen hinein.
»Ich kann nicht«, erwiderte sie schließlich, bevor sie ihm die Hand reichte, um auch ihn auf die Beine zu ziehen. »Ulrich hat von meiner Untreue erfahren«, erklärte sie, während sie ihm dabei zusah, wie auch er die Kleider wieder überstreifte. »Zwar weiß er offensichtlich noch nicht, mit wem ich ihn betrogen habe, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis er die folgerichtigen Schlüsse zieht.«
Als Wulf etwas dagegen halten wollte, schnitt sie ihm mit einem Blick auf ihren Sohn das Wort ab. »Er kann rechnen«, stellte sie nüchtern fest. »Er weiß, was mich in Ulm aufgehalten hat. Also wird er alles unternehmen, um herauszufinden, welcher von seinen Rittern es war, der seine Gemahlin geschändet hat.« Sie lächelte dünn. »Außer dir waren höchstens zwei Dutzend anderer Männer zu der fraglichen Zeit auf Hohenneuffen. Es kann nicht lange dauern, bis er eins und eins zusammengezählt hat.« Wulf senkte getroffen den Kopf. Wie sehr er gehofft hatte, sie mit sich zu nehmen – auch wenn er zugeben musste, dass er nicht besonders viele Gedanken an die Folgen seines Tuns verschwendet hatte. Er liebte sie! Und außer dieser Tatsache schien nichts von Bedeutung.
»Wird er ihm ein Leid zufügen?« Er war an die Krippe getreten, um sein Kind wenigstens einige Zeit lang zu halten. Die Hand unter dem winzigen Köpfchen, wiegte er den wieder eingeschlummerten Knaben vorsichtig hin und her.
»Er wird nicht mehr hier sein, wenn Ulrichs Männer eintreffen«, versetzte Katharina, die von hinten die Arme um seine Taille geschlungen hatte. »Ich werde meine Zofe bitten, ihn in Sicherheit bringen.«
Nachdem er den Knaben sanft auf die Stirn geküsst hatte, legte Wulf ihn zurück in das Körbchen und wandte sich in Katharinas Umarmung um. »Kann ich ihn nicht mit nach Katzenstein nehmen?«, fragte er sehnsüchtig, doch die Traurigkeit in ihrem Blick machte eine Antwort überflüssig.
»Ulrich wird nach ihm suchen lassen«, flüsterte sie tränenerstickt. »Er wird vor nichts haltmachen, um dieses Zeichen seiner Schande aus der Welt zu schaffen.« Sie schluckte schwer. »Und er wird bei den Männern anfangen, die allein durch den Zeitrahmen verdächtig sind.«
Sie hatte sich von ihm gelöst und griff nach seinem Mantel, um ihm diesen zu reichen. »Du musst gehen«, wiederholte sie blinzelnd und wies zum Ausgang. »Ulrichs Abgesandte können nicht mehr fern sein. Wenn sie hier eintreffen, will ich dich außerhalb ihrer Reichweite wissen.« Mit einem wehmütigen Ausdruck zupfte sie das Kleidungsstück zurecht und warnte nach einem forschenden Blick in sein offenes Gesicht: »Eine Torheit zu begehen, würde nichts helfen. Bitte!«
Die Dringlichkeit in ihrer Stimme duldete keinen Widerspruch, und wenngleich es Wulf beinahe das Herz zerriss, wusste er, dass sie recht hatte mit dem, was sie sagte. Er wollte sie gerade zum Abschied an sich drücken, um die Erinnerung an ihre weichen Lippen in sich einzuschließen, als aus dem Untergeschoss ein lautes Poltern ertönte. Diesem folgten trampelnde Schritte, und keine zehn Sekunden später flog die Tür auf und ein zornesbleicher Baldewin erschien im Rahmen. Als er den Katzensteiner erblickte, riss er die Klinge aus der Scheide, schnellte auf ihn zu und legte ihm den kalten Stahl an die Kehle, bevor Wulf reagieren konnte.
»Atmet und Ihr seid ein toter Mann«, knurrte der Angreifer heiser, bevor er dem unbewaffneten Wulf den Kettenhandschuh in den Magen trieb. Da dieser weder Rüstung noch Schwert trug, war er dem aufgebrachten Ritter gegenüber im Nachteil. Doch als Baldewin – abgelenkt von Katharinas Schrei – einen winzigen Nu den Druck lockerte, trat er ihm mit dem Knie in den Unterleib. Mit einem gedämpften Keuchen sackte sein Gegner in sich zusammen, was es Wulf ermöglichte, ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen und nach dem in seinem Stiefel verborgenen Dolch zu
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