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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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kürzester Zeit gelungen, wofür andere ein halbes Leben benötigten? Die feuchte Schnauze des Tieres kehrte zu seiner Bauchdecke zurück, um diese neugierig zu beschnuppern. Welcher teuflische Zufall hatte dafür gesorgt, dass seine Tochter ausgerechnet dem einzigen Mann begegnete, der gegen ihn aussagen konnte?! Seine Kiefermuskeln verkrampften sich. Wenn er diese kleine Dirne zwischen die Finger bekam, würde sie den Verrat an ihm bitter bereuen!
    Ein hysterisches Lachen baute sich in ihm auf. Dazu würde es niemals kommen! Diesmal würde es ihm nicht gelingen, sie alle zum Narren zu halten! Die Erkenntnis traf ihn mit brutaler Klarheit, und wenngleich sie dafür sorgte, dass sich das Blut in seinen Adern zu verlangsamen schien, gab sie ihm einen Teil seiner Arroganz zurück. Selbst wenn sein Leben so gut wie verwirkt war, beschloss er mit einem letzten Aufbäumen, würde kein Wort über seine Lippen kommen. Ganz egal, welche Gräueltaten sich der Schinder ausdachte.
    Als habe er die Gedanken seines Opfers gelesen, wählte der Einäugige genau diesen Moment, um zu Conrad zurückzukehren und den Kienspan an einer Fackel zu entzünden. Während die Flamme sich langsam an dem etwa zehn Zoll langen Stückchen Holz entlangtastete, baute sich der Mann vor seinem gefesselten Gefangenen auf und legte den Kopf schief.
    »Wisst Ihr«, hub er beinahe genüsslich an, während das Tier auf Conrads Bauch begann, aufgeregt hin- und herzutrippeln, »Ratten haben eine solch entsetzliche Angst vor Feuer, dass sie sich selbst durch massive Steinmauern graben, nur um der Gefahr zu entkommen.« Er senkte den Span ein wenig, sodass dieser kurz über der kleinen Pyramide schwebte. Ein schrilles Quieken malte ein süffisantes Feixen auf sein entstelltes Gesicht, und als das gefangene Nagetier die Vorderläufe in Conrads Haut grub, schrie dieser auf.
    »Was meint Ihr, wie lange es dauern wird, bis sie sich durch Eure Eingeweide einen Weg in die Freiheit gesucht hat?«, erkundigte sich der Folterer mit gespieltem Interesse und entzündete das Holzhäufchen, was zur Folge hatte, dass die Ratte die scharfen Zähne zur Hilfe nahm, um der Bedrohung zu entgehen. Zuerst war der Schmerz erträglich im Vergleich zu den Qualen, die Conrad bereits ausgestanden hatte, doch innerhalb kurzer Zeit schwoll er so weit an, dass er brüllend um Gnade bat.
    »Nehmt sie fort!«, schrie er heiser und versuchte, die Ratte durch eine bockende Bewegung in die Luft zu schleudern. Diese jedoch grub lediglich die Krallen tiefer in das Fleisch des Gefolterten und bohrte immer panischer in der bereits klaffenden Wunde. »Ich gestehe alles!«, krächzte Conrad, dessen Augen sich mit einem matten Schleier überzogen. »Bitte!« Seine Stimme erstarb zu einem Winseln.
    »Ihr habt den Alderman ermordet?«, flüsterte es dich an seinem Ohr, und er nickte kaum wahrnehmbar.
    »Ja«, wisperte er schaudernd und rang würgend nach Luft. »Bitte!«
    Vor sich hin kichernd, murmelte der Scherge einige beinahe liebkosende Worte und verstaute das Tier in einem größeren Käfig, in dem ein halbes Dutzend weiterer Nager darauf wartete, freigelassen zu werden.
    »Habt Ihr das gehört?«, wandte er sich an jemanden, den Conrad nicht sehen konnte, und nachdem ein getuschelter Austausch die Anwesenheit weiterer Zeugen verraten hatte, ließ er sein Opfer in der Folterkammer allein.
    Leise weinend bemühte sich der Gießer, die in ihm aufsteigen wollenden Magensäfte zu unterdrücken, während der Schmerz sich über seinen gesamten Körper ausbreitete. Er würde sterben! Ehrlos und geächtet wie ein gewöhnlicher Verbrecher! Wenn ihn die Wunden nicht töteten, dann würde der Strick des Henkers sein Leben nehmen. Der letzte Schatten der Hoffnung verblasste vor diesem unumstößlichen Bewusstsein.
     

Kapitel 48
     
    Im Umland von Hechingen, 18. Januar 1350
     
    Mit einem wohligen Räkeln schmiegte Anabel sich näher an Bertram, dessen verknotete Gliedmaßen einen stummen Kampf mit der Bettdecke ausfochten. Brummend trat er nach einem unsichtbaren Gegner, wälzte sich auf den Rücken und schlang den freien Arm besitzergreifend um Anabels Taille.
    »Mmmmh«, protestierte er, als sich eine Strähne ihres hüftlangen Haares in seinem Mundwinkel verfing, und presste die Nase an ihre Brust.
    »Wir müssen aufstehen«, flüsterte sie dicht an einem seiner vom Schlaf erhitzten Ohren. »Es ist schon spät.«
    Um sie herum herrschte bereits reges Treiben, wenngleich vor den nur notdürftig mit

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