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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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vollen Speisekammer verhungert?« Er lachte anzüglich.
    »Ich werde dafür sorgen, dass Euch der Humor vergeht«, drohte Franciscus, dessen Kopf nach vorne geschnellt war, sodass sich die Nasen der beiden Männer beinahe berührten. »Wenn Ihr nicht bis Ende der Woche dafür gesorgt habt, dass Ihr Euren Teil der Abmachung erfüllt, könnt Ihr nicht nur jeden weiteren Auftrag in dieser Stadt vergessen«, er zögerte einige Augenblicke, in denen Conrad sein saurer Atem in die Nase stieg, »sondern dann könnt Ihr Euch auch auf einen Besuch des Aldermans gefasst machen!«
    Nur mühsam hielt sich der Gießer davon ab, die Hände um die Kehle seines Gegenübers zu legen, da Gewalttätigkeiten in diesem Fall das Problem nicht aus der Welt schaffen konnten. »Ihr seid nicht Herr Eurer Sinne«, versetzte er daher schroff und erhob sich, um dem Kirchenmann seine muskelbepackte Rückseite darzubieten, bevor er in seinen Rock schlüpfte. Schweigend nestelte er an den Schnürungen und Schnallen der modischen Schecke, stieg in die Hose und kämpfte sich in die beinahe bis ans Knie reichenden Stiefel. »Damit würdet Ihr Euch nur selber ans Messer liefern.«
    Bevor der Franziskaner etwas darauf erwidern konnte, schnitt er ihm mit einer groben Geste das Wort ab und fügte hinzu: »Ich werde ihr klarmachen, was Ihr von ihr verlangt.« Seine Züge wirkten wie eingefroren. »Wenn Ihr am Ende dieser Woche immer noch Grund zur Klage habt, lasst es mich wissen. Dann bringe ich sie eigenhändig in Eure Gemächer!«
    Einige Momente unterbrach einzig das Knistern der zu Asche zerfallenden Scheite das spannungsgeladene Schweigen, bevor sich Franciscus erhob, die dunkle Kapuze über den Kopf zog und ohne Gruß den Raum verließ.
    Da er bereits bezahlt hatte, brummte Conrad der sich entfernenden Gestalt des Bruders einige unschmeichelhafte Dinge hinterher, bevor er es ihm gleichtat und ebenfalls in die eisige Nacht hinaustrat. Zwar hatte sich der Himmel inzwischen wieder aufgeklärt, doch die etwa einen Zentimeter dicke Decke aus feinem Schnee tauchte die Stadt im bläulichen Schein des Vollmondes in ein gespenstisches Licht. Gerade wollte er sich nach links wenden, um den Heimweg einzuschlagen, als ihm eine vermummte Gestalt auffiel, die sich aus den Schatten der einfachen Häuser löste, um dem soeben um eine Ecke biegenden Franciscus nachzuschleichen. Als der Verfolger des Abtes den Lichtkegel einer der städtischen Fackeln durchquerte, erhaschte Conrad einen kurzen Blick auf das Gesicht des Mannes, dessen fleckiger, von Narben zerfurchter Bart keinen Zweifel an seiner Identität ließ. Mit einem leisen Pfiff durch die Zähne verarbeitete Conrad die Bedeutung dieses Zwischenfalles und beschloss, ihn zu seinem Vorteil zu nutzen. Sollte sich seine Tochter als sturköpfiger erweisen, als er vermutete, dann würde diese Information Franciscus sicherlich so einiges wert sein.
    Beinahe beschwingt durch den unverhofften Vorteil, steuerte er am Leonhardstor vorbei auf das nordwestliche Viertel der Stadt zu, um die Angelegenheit noch an diesem Abend zu regeln. Wenngleich der aus den Herbergen und Tavernen auf die Straße dringende Zechlärm ihn um ein Haar dazu verleitet hätte, ebenfalls auf einen Trunk einzukehren, um die unter den Handwerkern der Stadt übliche herbe Kameraderie zu genießen, verkniff er sich diesen Abstecher und setzte den Weg fort, bis er an der Eingangstür zu seinem Haus angekommen war. Da in der Küche noch ein schwaches Licht brannte, überlegte er nicht lange, folgte dem dunklen Korridor und betrat den nach kaltem Fleisch duftenden Raum. Dort – wie von ihm gehofft – fand er seine Tochter am Tisch sitzend vor, ein spätes Abendessen verzehrend.
    »Vater«, stammelte diese und machte Anstalten, sich respektvoll zu erheben, doch noch bevor sie den Löffel zur Seite gelegt hatte, war Conrad bei ihr, riss sie in die Höhe und schlug ihr ohne Umschweife hart ins Gesicht. Da er sie am Kragen ihres einfachen Kleides gepackt hatte, blieb sie in seiner Pranke hängen, und als er erneut ausholte, sog sie lediglich entsetzt die Luft ein. Laut hallte der Schlag von den Wänden wider, und obschon er sie am liebsten geprügelt hätte wie einen räudigen Straßenköter, durfte er nicht vergessen, welchen Zweck diese Züchtigung erfüllen sollte. Sicherlich legte Franciscus Wert darauf, dass ihr Lärvchen mehr oder weniger unbeschädigt blieb. Weshalb er sie von sich stieß, sodass sie gegen den Kamin taumelte, und sich über ihr

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