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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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aufbaute.
    »Ich hatte gerade eine unangenehme Unterhaltung mit dem Abt«, knurrte er und weidete sich an dem Grauen, das sich in die blauen Augen schlich, die denen ihrer Mutter so ähnlich waren. »Es scheint, du bringst ihm nicht den gebotenen Respekt entgegen«, herrschte er sie an, und als sie sich in der Ecke zusammenkauern wollte, packte er sie an den Haaren und zog sie in die Höhe.
    »Gleich morgen früh wirst du dich ins Abthaus begeben«, sagte er kalt, »und den Wünschen des Heiligen Vaters entsprechen.«
    Als Anabel lediglich mühsam schluckte, fuhr er fort: »Was auch immer er von dir verlangt, du wirst es ohne Widerrede tun! Haben wir uns verstanden?!« Hart gruben sich seine Finger in das weiche Fleisch ihrer Arme. »Denn ansonsten wirst du dieses Haus nicht mehr betreten!«
    Alle Farbe wich aus ihren Wangen. Der Versuchung widerstehend, sie mehr von dem Lohn kosten zu lassen, welchen der Ungehorsam ihr einbringen würde, lockerte Conrad widerwillig den Griff und trat einen Schritt zurück. »Solltest du dich dennoch meinem Befehl widersetzen«, spuckte er aus, »dann werden deine Geschwister für deine Aufmüpfigkeit bezahlen!« Frostig strichen seine zu Schlitzen verengten Augen ihre Vorderseite entlang, und er lachte verächtlich. »Ich kann ihn bei Gott nur zu gut verstehen.« Seine tiefe Stimme hatte einen rauen Unterton angenommen, doch nachdem er ein letztes Mal ihr Gesicht nach Anzeichen des Trotzes oder der Rebellion abgesucht hatte, wandte er ihr abrupt den Rücken und stampfte aus der Küche.
     
    *******
     
    Das Schlagen der Tür war schon längst verhallt, als Anabel schließlich die Gewalt über ihre Glieder wiedererlangte, sich mit weichen Knien auf die grob gezimmerte Bank neben dem Kamin fallen ließ und in haltloses Schluchzen ausbrach. Die heftigen Krämpfe, die ihren Körper schüttelten, wurden immer stärker und ließen den Tisch, auf den sie ihren Kopf gebettet hatte, unter ihr erbeben, während sich gequälte, beinahe tierische Laute ihrer Kehle entrangen. Vergeblich schlug sie die kalten Hände vor die Augen, um den Strom der Tränen einzudämmen. Doch egal, wie sehr sie um Fassung rang, die Vorstellung, dem furchtbaren Franciscus zu Gefallen sein zu müssen, schien allen Lebenswillen in ihr auszulöschen.
    Stunden schienen vergangen, als schließlich die Erschöpfung die Oberhand gewann, und sie trotz aller Hoffnungslosigkeit den Kopf hob, um den Blick der verschwollenen Augen zu der Tür ihrer Schlafkammer zu schleppen, wo sich die Gestalt der kleinen Ida in dem niedrigen Rahmen abzeichnete. Das dünne Blondhaar stand wie ein zerzauster Heiligenschein von ihrem Kopf ab, und in den beinahe runden Augen lag so viel Unsicherheit, dass Anabel ein Stich ins Herz fuhr.
    »Anabel?«, fragte das Kind mit schlafmüder Stimme und rieb sich die verklebten Augen. »Warum weinst du?«
    Eine kurze Zeit lang kämpfte Anabel gegen die erneut in ihr aufsteigenden Tränen an, bevor sie mit einem gezwungenen Lächeln erwiderte: »Geh wieder ins Bett, Ida. Es ist nichts.«
    Auch wenn ein kaum wahrnehmbarer Schatten des Zweifels über das Gesichtchen des kleinen Mädchens huschte, nickte es gehorsam, schob den Daumen zurück in den Mund und schloss die Tür.
    »Eher gehe ich durch die Hölle, als zuzulassen, dass er euch etwas antut!«, presste Anabel zwischen den Zähnen hervor und stemmte sich erschöpft in die Höhe. Wie lächerlich ihr die Probleme der vergangenen Wochen auf einmal vorkamen! Wenn Conrad nicht gedroht hätte, ihren Geschwistern ein Leid zuzufügen, hätte sie sich noch in dieser Nacht zu Bertram geschlichen, um entgegen aller Einwände der Vernunft auf seinen Vorschlag einzugehen und mit ihm die Stadt zu fliehen. Doch mit dem Instinkt einer Giftschlange hatte ihr Vater diesen Zug entweder erahnt oder vorhergesehen und ihr alle möglichen Auswege aus dem Dilemma, in dem sie sich befand, verbaut.
    Eine Gänsehaut legte sich über ihre Arme. Wenn sie den eindeutigen Wünschen des Abtes entsprach, würde es kein Zurück mehr geben. Denn dann könnte sie niemals wieder darauf hoffen, Bertrams reiner Liebe würdig zu sein! Der Klumpen in ihrer Kehle schwoll an. Gedemütigt und zu dem Leben einer gefallenen Frau verurteilt, würde sie die Gesellschaft anständiger Männer und Frauen meiden müssen, da selbst die Beginen sie für ihre Schwäche und Feigheit verachten würden! Denn wie sollten sie wissen, dass sie nicht ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen nachgegeben hatte,

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