Die Launen des Teufels
Kerbhölzer aus der Tasche seines abgelegten Rockes, um auch diese eines nach dem anderen dem Feuer zu übergeben. Da der durch Franciscus vermittelte Großauftrag der wohlhabenden Söflinger Klarissen dafür gesorgt hatte, dass seine Kasse wieder bis zum Bersten gefüllt war, hatte er dem Juden weitere fünfzehn Gulden zurückgezahlt, womit ihm eine Restschuld von ebendieser Summe blieb. Und wenn die Geschäfte so weiterliefen, würde er auch diese bald begleichen können.
Trotz der Enttäuschung über den wenig befriedigenden Akt mit der vollbusigen Hure stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, als er an die widerwilligen Bewegungen zurückdachte, mit denen der Geldverleiher ihm die als Nachweis seiner Schuld fungierenden Hölzer überreicht hatte.
»Wenn Ihr so weitermacht«, hatte Abraham in der ihm eigenen, meckernden Sprechweise bemerkt, »dann verdiene ich bald nichts mehr an Euch.«
Obschon er diese Feststellung mit betont gleichgültigen Gesten untermalt hatte, war es Conrad nicht schwergefallen, das Bedauern über den Zinsverlust herauszuhören; und nur die Tatsache, dass er die Dienste des Juden in Zukunft weiter benötigen könnte, hatte ihn davon abgehalten, eine bissige Erwiderung zurückzugeben. Stattdessen hatte er sich mit einer zynischen Verbeugung von Abraham verabschiedet und war auf dem direkten Weg ins Badehaus geeilt. Um den Abend zu einem krönenden Abschluss zu bringen, dachte er mit einem Stirnrunzeln. Da das Liebesspiel mit der für seine Ansprüche zu gut bestückten jungen Frau weniger Zeit in Anspruch genommen hatte als geplant, klatschte er herrisch in die Hände und befahl dem herbeieilenden Badegehilfen, ihm den Zuber erneut mit heißem Wasser zu füllen. Wenn er schon dafür bezahlt hatte, würde er die abgetrennte Nische auch zu einem in aller Ruhe genossenen Bad nutzen, das ihn von dem leicht fischigen Geruch, der seiner Haut anhaftete, reinigen würde.
Mit einem zufriedenen Grunzen ließ er sich kurze Zeit später in das mit Tannennadelöl versetzte Badewasser gleiten, schloss die Augen und genoss das Gefühl des über seinen breiten Rücken gleitenden Schwammes. Um ein Haar wäre er unter den Händen des tüchtigen Gehilfen eingenickt, hätte ihn nicht ein wütender Wortwechsel vor dem Durchgang zu der kleinen Kammer aufgeschreckt.
»Das ist mir egal! Und wenn er es gerade von hinten mit ihr treibt, ich muss ihn trotzdem sprechen!« Ohne auf den schwachen Protest der Aufseherin einzugehen, polterte keine drei Sekunden später ein kalkweißer Franciscus über die Schwelle, um sich vor Conrad aufzubauen und ohne Umschweife zu fordern: »Entweder Ihr prügelt dem kleinen Flittchen ein, was ich von ihm erwarte, oder Ihr könnt den Auftrag aus Söflingen als Euren letzten betrachten!«
Eine kleine Fontäne Speicheltropfen segelte im Licht der Feuerstelle zu Boden, während Franciscus‘ Kiefermuskeln heftig zuckten. Die für gewöhnlich jungenhaft wirkenden Züge hatten eine beinahe unheimliche Härte angenommen, die von der in seinen Augen lodernden Wut unterstrichen wurde.
Mit einem fragenden Hochziehen der Braue gab Conrad dem Knaben zu verstehen, dass er sie allein lassen solle, stemmte sich aus dem Bottich und warf nachlässig eines der flauschigen Tücher um die Schultern, bevor er sich vor Franciscus aufrichtete und auf diesen hinabstarrte. »Was um alles in der Welt ist denn in Euch gefahren?«, fragte er kühl, da er es keineswegs schätzte, in der Öffentlichkeit bedroht zu werden. »Setzt Euch erst mal und kommt zu Euch.«
Damit schob er den vor Zorn bebenden Abt auf einen der Hocker zu, drückte ihn darauf nieder und tat es ihm gleich. Ohne auf das heftige Atmen seines Gegenübers zu achten, reichte er diesem einen Becher Wein, prostete ihm zu und nahm einen tiefen Schluck. Nachdem er sich mit einem Seufzer den Mund gewischt hatte, beugte er sich vor, stemmte die Ellenbogen auf die Oberschenkel und wiederholte seine Frage: »Was ist geschehen?«
Mit unsicherer Hand stellte Franciscus, welcher der Gewohnheit gehorchend den Zutrunk erwidert hatte, den silbernen Kelch ab, holte tief Luft und presste zwischen den Zähnen hervor: »Eure Tochter geht mir aus dem Weg.« Wie um einen aufkeimenden Kopfschmerz zu unterdrücken, presste er die Fingerspitzen an die Nasenwurzel. »Ich dachte, wir hätten uns über den Preis für Euer Auftragsmonopol geeinigt?«, knirschte er, woraufhin Conrad verständnislos den Kopf schüttelte.
»Wollt Ihr etwa andeuten, dass Ihr in einer
Weitere Kostenlose Bücher