Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
sehr reich oder sehr obszön waren, für Zeitungen kein Thema. Nein, der Typ, dem man in die Knie treten musste, war der verfluchte Journalist.
    Er war irgendwo da draußen. Und er würde nicht auf einen zukommen wie der gute alte Sammy Ruddlesdin von der
Gazette
, der, Kippe im Mundwinkel, Notizblock in der Hand, einen fragte, wo man die Leichen verscharrt hatte. Heutzutage ging’s darum, einen zu hintergehen: sich zu verstellen, einen dazu zu bringen, dass man sich entspannte, mitfühlend zuzuhören, wenn man redete, währenddessen die ganze Zeit ihr kleines Aufnahmegerät mitsurrte, dass sie sich mit Klebeband an den Schwanz gepappt hatten. Oder an die Titten. Man soll ja nicht sexistisch sein.
    Ziele? Sie würden sich einen Bullen schnappen wollen. Wer ganz offensichtlich in Frage kam, war Bowler. Hauptzeuge von Dees mörderischer Attacke auf Rye Pomona, außerdem jung und beeinflussbar. Tesa an der Titte also, definitiv. Dann Rye selbst. Lock ihr aus der Nase, was sie Dalziel gegenüber unter Tränen stockend hervorgebracht hatte, während Bowler an der Eingangspforte des Todes lag – dass sie ausgezogen, völlig nackt war und alle Systeme darauf programmiert waren, sich mit Dirty Dick ein wenig zu balgen und zu stoßen, bevor die Kavallerie die Szene betrat. Bis sie in der Lage war, eine schriftliche Aussage abzugeben, hatte er sie sacht in die gewünschte Richtung gestupst, sodass bei mehreren kleinen Punkten die Betonung anders lag und ihre Bereitschaft zum Akt zu einem entspannten, vom Wein und dem warmen Feuer im offenen Kamin erregten Zustand abgemildert wurde. Ihre freiwillig bewirkte Nacktheit wurde nirgends erwähnt. In der feindseligen Atmosphäre eines Gerichts wäre sie mit diesem frisierten Zeug niemals durchgekommen, die behutsamen Fragen eines mitfühlenden Coroners allerdings ließen das Bild einer modernen Frau entstehen, die glaubte, ihr Boss wolle sich an sie ranwerfen, was sie aber ablehnte, bis sie plötzlich erschreckt bemerkte, dass Dee ein Messer in sie stecken wollte und nicht seine Gurke.
    Ganz klar, die Version dieses Vorfalls, die Penn seinem Boulevard-Komplizen aufdrängen würde, lautete, dass Dee wie jeder normale Hengst reagiert und vor Wut und Frust ausgeschlagen hatte, nachdem er von dem schwanzneckenden Flittchen an den Quell der Leidenschaft geführt wurde, um dann zu hören, dass er daraus nicht trinken dürfe. Folgte der Auftritt des eifersüchtigen Freundes, und die Schlacht war eröffnet. Und was Dees Messer anging, nun, er hatte doch Brotscheiben toasten wollen, oder? Und als schließlich die Big Boys die Bühne betraten und feststellten, dass einer von ihnen sich geprügelt hatte und ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft tot auf dem Teppich lag, arrangierten sie die Fakten schnell so, dass es aussah, als sei der Richtige zur Strecke gebracht worden.
    Dalziel fühlte sich etwas unbehaglich bei dem Gedanken, dass seine Aufräumarbeiten sowohl am Tatort als auch bei Ryes und Hats Augenzeugenberichten Penns Version bis zu einem gewissen Grad stützten. Dem hatte das Motiv zugrunde gelegen, seinen jungen Beamten vor einer Anklage wegen unverhältnismäßiger Härte zu schützen und dem Mädchen anzügliche Kommentare zu ersparen; daneben beruhte alles, was er gesagt und getan hatte, auf der Überzeugung, dass Dick Dee der Wordman sei. Aber er glaubte nicht, dass die Boulevardpresse am feinen Unterschied zwischen Aufräumen und Unter-den-Tisch-kehren interessiert war.
    Also, wem neben Hat und Rye würde ein Journalist nachstellen?
    Die Abschrift der gerichtlichen Untersuchung des Coroners war öffentlich einsehbar, die würden sie bereits haben. Aber es gab noch andere Dinge, auf die es dieser Bastard nur zu gern abgesehen hätte. Wie etwa die polizeilichen oder ärztlichen Aufzeichnungen, vor allem den Obduktionsbericht von Dee. Und die Stellungnahme der Staatsanwaltschaft. Dan Trimble, der immer auf Nummer sicher ging, hatte zur Untermauerung von Dees Schuld die Meinung der Staatsanwaltschaft einholen wollen. Diese hatte jedoch erwidert, dass sie sich gemeinhin mit Realitäten, nicht mit Hypothesen auseinander setze, aber alles in allem genommen hätte vielleicht die Chance bestanden, dass eine Anklageerhebung möglich gewesen wäre … vielleicht …
    Völlig normal, hatte Dalziel gegrummelt. Und nun stöhnte er bei der Vorstellung, was die
Sunday-Schmier
und
Daily-Dreck
aus all diesen Einschränkungen und Eventualitäten machen würden.
    Aber, offen gesagt,

Weitere Kostenlose Bücher