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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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kalten Wintertags vertreiben, dessen blasses Sonnenlicht den stillen viereckigen Hof vor meinem Fenster erfüllt.
    Ich bin erst vor wenigen Stunden eingetroffen und werde, wie ich Ihnen bereits sagte, nur für ein Wochenende bleiben, doch in jenem Augenblick, in dem ich den Fuß an diesen Ort setzte, wusste ich, dass dies oder etwas, was dem sehr nahe kommt, genau das ist, was ich will. Deshalb schreibe ich Ihnen, Mr. Pascoe. Seit geraumer Zeit geht mir im Kopf um, dass es doch sehr schön wäre, wenn wir die Sache zwischen uns bereinigten. Jetzt weiß ich, dass es geradezu lebenswichtig ist – für mich aus, wie ich zugebe, ganz selbstsüchtigen Gründen sowie für Sie, damit Sie Ihren Seelenfrieden finden.
    Habe ich genug gesagt? Vielleicht, vielleicht nicht. Ich werde es später nachprüfen. Nun aber muss ich fort. In fünf Minuten beginnt die Einführungsveranstaltung zur Konferenz. Dwight ist bereits gegangen, er hat auf seine Uhr gezeigt und mit der Hand eine Trinkbewegung angedeutet.
    Es würde sich nicht gut machen, wenn der Neue zu spät käme. Bei der Portierswohnung gibt es einen Postkasten, dort werde ich den Brief einwerfen, wenn ich hinuntergehe. Ich glaube nicht, dass ich Ihnen ein weiteres Mal schreibe, lieber Mr. Pascoe. Ich hoffe, ich habe alles zwischen uns aus dem Weg geräumt. Die Vergangenheit ist der Hades, die Vergangenheit sind die Städte der Ebene; ein Blick zurück, und die Katastrophe tritt ein. Mein Blick ist fest auf die Zukunft gerichtet.
    Ich muss zugeben, dass ich mich ein wenig nervös fühle, aber auch freudig erregt bin.
    Das könnte der Anfang meines neuen Lebens sein.
    Wünschen Sie mir Glück!
     
    Und Ihnen und Ihren Lieben ein überaus frohes Weihnachten
    Franny Roote
     
     
     llie Pascoe war eine schnelle Leserin, es dauerte nicht lange, da hatte sie sich alle von ihm abgelegten Blätter gegriffen und schnappte ihm auch noch das letzte zwischen den Fingern weg, bevor er es fallen lassen konnte.
    Pascoe sah ihr zu, bis sie mit der Lektüre fertig war, dann sagte er: »Und, was hältst du davon?«
    »Es freut einen doch immer wieder, wenn man sein eigenes Urteil bestätigt findet.«
    »Entspricht dein Urteil auch dem des Gerichts – dass Roote ein amoralischer, infamer Psychopath ist?«
    »Hat das der Richter gesagt? Dann muss mir das entgangen sein. Ich dachte, er sei wegen Beihilfe zum Mord verurteilt worden. Wie auch immer, das Urteil, auf das ich mich beziehe, ist jenes, aufgrund dessen Charley Penn und ich ihm beim Kurzgeschichtenwettbewerb der
Gazette
den ersten Preis verliehen haben. Er schreibt sehr unterhaltsam, findest du nicht auch?«
    »So? Ich lese lieber den Gaszähler ab.«
    »Jeder wie er will. Aber wenigstens musst du ihm zugestehen, dass er wirklich das Beste aus seinen Möglichkeiten macht.«
    »Womit du eine ganz brauchbare Definition für die meisten Verbrechen lieferst.«
    »Ich sehe hier keinerlei Bezug zu irgendwelchen Verbrechen.«
    »Brillo umzubringen ist kein Verbrechen?«
    »Der Fehler, mein lieber Peter, liegt nicht in unserem Fran, sondern im System, das ihn dorthin gebracht hat.«
    »Und die Erpressung Haseens, um nach Butlin verlegt zu werden? Und was ist mit Linda Lupin, die er an der Nase herumgeführt hat, damit sie ihn unter ihre Fittiche nimmt? Die dumme Kuh sollte lieber die Augen aufsperren, sonst wird sie noch feststellen, dass sie sich auf ihrem Europäischen Luxusdampfer einen festen blinden Passagier eingehandelt hat.«
    »Haseen scheint sich ziemlich unprofessionell benommen zu haben, sie hat es regelrecht herausgefordert. Und Loopy Linda hat es nicht anders verdient. Außerdem kann sie sich sehr gut um sich selbst kümmern. Zumindest verschwendet sie nicht sonderlich viel Energie darauf, sich um andere zu kümmern.«
    Pascoe lächelte. Er wusste, dass sich das Mitleid für Linda Lupin, die Tory-Abgeordnete im Europäischen Parlament und Schreckgespenst aller linken Feministinnen, in sehr engen Grenzen hielt. Dass sie auch die Halbschwester des kürzlich verschiedenen Sam Johnson und dessen einzige Erbin war, hatte Ellie regelrecht schockiert, für Franny Roote jedoch war es offenbar die Gelegenheit gewesen, die er mit beiden Händen ergriffen hatte.
    »Und bist du nicht auch ein wenig paranoid?«, fuhr Ellie fort. »Er erzählt dir doch nur, dass für ihn alles bestens läuft, warum sollte er also Groll gegen dich hegen?«
    »Wenn für einen Kriminellen alles bestens läuft, dann hat es mit Kriminalität zu tun«, murmelte

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