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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Pascoe.
    »Vielleicht. Aber wo kann sich ein kriminelles Talent ganz legitim besser austoben als im akademischen Bereich?«, sagte Ellie, die, seitdem ihr erster Roman angenommen und sie damit offiziell als schöpferisches Genie anerkannt worden war, manchmal dazu neigte, überaus herablassend auf ihr altes Leben als College-Dozentin zurückzublicken. »Jedenfalls hat er seine Schuld abgebüßt, und wahrscheinlich wäre er dir nie mehr in die Quere gekommen, wenn du nicht auf ihn losgegangen wärst, und das auf nicht besonders feinfühlige Art.«
    Das war so ungerecht, dass Pascoe der Atem gestockt hätte, wäre ihm in seinem Leben mit Ellie nicht permanent die Luft weggeblieben.
    »Ich habe ihn nur aufgesucht«, sagte er in mildem Tonfall, »weil du bedroht worden bist und er wie ein möglicher Kandidat aussah.«
    »Ja, und die anderen Male? Pete, gib zu, du hast Franny Roote immer besonders hart angefasst. Warum? Er muss etwas an sich haben, was speziell dich aufbringt.«
    »Nicht dass ich wüsste. Nur dass er eben etwas absonderlich ist. Das musst du doch zugeben! Nein? Gut, betrachten wir es von einer anderen Seite. Findest du es nicht ein wenig verrückt, dass er mir einen Brief wie diesen schickt?«
    »Du tust ja glatt so, als wäre es ein Drohbrief«, sagte Ellie. »Obwohl er sehr großen Wert darauf legt, dir zu sagen, dass es kein Drohbrief ist! Was muss er denn noch schreiben?«
    »Ein Mann kommt dir in einer dunklen Straße entgegen. Er bleibt vor dir stehen und versichert dir: ›Keine Sorge, ich werde dich nicht vergewaltigen.‹ Wie sicher würdest du dich fühlen?«
    »Wesentlich sicherer jedenfalls, als würde er wie Dick Dee splitterfasernackt ein Messer schwingen. Damals konnte der junge Bowler das Schlimmste gerade noch verhindern. Wie geht’s ihm übrigens?«
    »Sah ganz gut aus, als ich ihn am Donnerstag getroffen habe. Sollte Mitte nächster Woche zurückkommen. Falls er sich am Wochenende nicht übernimmt.«
    »Übernimmt? Wobei?«
    »Rye Pomona, das Licht seiner Liebe, hat ihn aus Dankbarkeit für ein langes Wochenende in ein nettes, romantisches Hotel in den Peaks eingeladen. Er hat am Donnerstag von nichts anderem gequasselt. Na ja, entweder klappt es dann endlich, oder die Kiste geht in die Brüche.«
    »Wie schön muss es sein, wenn man wie du eine immer währende pubertäre Ader in sich hat«, sagte Ellie. »Aber es freut mich, dass er alles so gut überstanden hat. Wie geht’s dem Mädchen?«
    »Komisch, sie sah viel schlechter aus als beim letzten Mal, als ich sie gesehen habe.«
    »Wieso komisch?«
    »Schließlich war er es, der sich eine Schädelfraktur zuzog und ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, wenn du dich erinnern magst.«
    »Und sie wäre beinahe vergewaltigt und ermordet worden«, gab Ellie zurück.
    Sie schwiegen eine Weile, während jeder über den dramatischen Höhepunkt dieser Geschichte sinnierte, die als der Wordman-Fall bekannt werden sollte. Der Hauptverdächtige, Dick Dee, Leiter der städtischen Bibliothek, hatte seine Assistentin Rye Pomona in eine abgelegene Hütte aufs Land gelockt. Als DC Hat Bowler, vor Liebe ganz verrückt nach ihr, dies herausfand, stürmte er zu ihrer Rettung davon, Pascoe und Dalziel rasten schleunigst hinterher. Bei Bowlers Ankunft waren Rye und Dee, beide nackt und blutüberströmt, in einen Kampf auf Leben und Tod verstrickt. Im anschließenden Handgemenge gelang es Hat, Dee das Messer zu entwinden und ihm tödliche Wunden zuzufügen, wobei er aber selbst ernsthafte Verletzungen am Kopf erlitt. Pascoe, der als Nächster am Schauplatz eintraf, fürchtete bereits, der junge Mann könnte den Verletzungen erliegen; eine Angst, die von den eigenen Schuldgefühlen noch verstärkt wurde, hatte er sich doch zu sehr von jenem Namen auf der Liste der Verdächtigen ablenken lassen, der nun erneut aufgetaucht war und den ruhigen Lauf der Dinge störte – von Franny Roote.
    Er hatte sich damals geirrt, vielleicht übertrieb er jetzt erneut. Ellie jedenfalls war sich dessen sicher.
    Sie kam erneut darauf zu sprechen.
    »Um auf unseren Fran zurückzukommen«, sagte sie. »Jetzt beginnt die Jahreszeit der Freude und der Liebe, behauptet jedenfalls die Fernsehwerbung, die Jahreszeit, in der man mit Menschen in Kontakt tritt, auch wenn sie in Zeit und Raum ganz fern sind, deshalb auch diese vielen Karten, die einen noch verblöden lassen und bei denen du mir übrigens helfen könntest, sie zu öffnen. Es ist die Zeit, in der man seine

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