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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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dann also abreisen?«
    »Sehe keinen Grund, der dagegen spräche. Aber noch eins. Sie haben vorhin das Tapedeck auf Aufnahme geschaltet. Falls Sie sich Hoffnung machen, dass auf der Kassette irgendwas drauf ist, was mich in Verlegenheit bringen könnte, dann seien Sie nicht enttäuscht, wenn Sie feststellen, dass ich die Überspiellasche eingedrückt habe. Was auch besser so war, sonst wäre jetzt ja Ihr guter alter Wagner ruiniert.«
    Er drückte auf »Play«, und erneut tönte die unheilschwangere Musik durchs Zimmer.
    »Ich hätte es ja sowieso nicht gebrauchen können«, sagte sie gleichgültig. »Sagen Sie mir, Mr. Dalziel, warum haben Sie sich dieses Stück ausgesucht?«
    »Weiß nicht. Warum fragen Sie?«
    »Manche meinen, dass in ihr die besten und schlimmsten Eigenschaften der deutschen Seele zum Ausdruck kommen«, sagte sie. »Ich dachte mir, Sie wollten damit eine Art Aussage verbinden, vielleicht sogar mit rassistischen Untertönen.«
    »Ich? Ein Rassist?«, sagte er empört. »Nein, Mädel, mir gefallen eben eingängige Melodien, auch wenn sie von einem toten Kraut geschrieben wurden. Werden Sie Charley vor Ihrer Abreise noch mal sehen?«
    »Ja.«
    »Was werden Sie ihm sagen?«
    »Was er wissen muss«, sagte sie.
    »Mehr kann ein Mann von einer Frau nicht verlangen«, sagte Andy Dalziel.
     
    Einige Kilometer entfernt, eng umschlungen, was im schmalen Einzelbett notwendig und auch erwünscht war, lagen Rye und Hat in der Dunkelheit.
    »Bist du wach?«, sagte Hat.
    »Ja.«
    »Du machst dir doch keine Sorgen, oder?«
    »Worüber sollte ich mir denn Sorgen machen, wenn ich doch alles habe, was ich will? Sehe ich so aus, als würde ich mir Sorgen machen?«
    »Na ja, nein …«
    Tatsächlich schien sie in den letzten Tagen vor Glück geradezu gestrahlt zu haben. Wohl wahr, manchmal, wenn er sie unbemerkt betrachtete, dachte er bei sich, sie sehe blasser aus, die Schatten unter ihren Augen seien dunkler. Doch sobald sie ihn wahrnahm, glühte sie vor solcher Freude, dass Gedanken wie diese wie Blasphemie erschienen.
    Er strich ihr über den Körper. »Du hast doch nicht abgenommen?«
    »Vielleicht. Nach Weihnachten, im neuen Jahr fang ich gern mit einer Diät an, um die Pfunde loszuwerden. Aber mir ist aufgefallen, dass Bullen auf Frauen mit ein wenig Gewicht stehen.«
    »Ich nicht«, erwiderte er entschieden. »Aber ich will auch nicht das Gefühl haben, ich geh mit einem Xylophon ins Bett – autsch!«
    Sie hatte ihm in den Hintern gepikst, bis es wehtat.
    »Mein Körper ist meine Sache«, sagte sie. »Du wirst dann eben lernen müssen, das Xylophon zu spielen. Und wenn du dich weiterhin von Junkfood ernährst, werde ich lernen, den Dudelsack zu spielen.«
    »Wir sollten uns dann lieber ein Haus auf dem Land suchen, sonst beschweren sich die Nachbarn noch, wenn wir miteinander schlafen. Apropos …«
    »So schnell wieder? Nimmst du irgendwas?«
    »Nein, ich meinte bezüglich des Hauses auf dem Land … wann wollen wir zusammenziehen? Ich meine, so richtig, dauerhaft. Damit wir nicht immer hin und her wechseln müssen, deine Wohnung, meine Wohnung. Eigentlich meine ich so richtig dauerhaft. Was hältst du davon, wenn wir heiraten?«
    Sie antwortete nicht; nach einer Weile sagte er: »Denkst du darüber nach, oder denkst du darüber nach, wie du mir am besten einen Korb geben kannst?«
    »Ich denke darüber nach«, sagte sie. »Der beste Rat scheint mir zu sein, dass eine Heirat mit einem Polizisten wohl keine so gute Idee ist.«
    »Du hast dir von jemandem Ratschläge geholt?«, sagte er mit gespielter Entrüstung, um zu verbergen, dass ihre Antwort ihn doch ein wenig verletzt hatte.
    »Natürlich nicht, aber ich lese viele Bücher, und wenn irgendwo ein Bulle auftaucht, geht meistens eine Ehe in die Brüche.«
    »Bücher! Was wissen diese Schreiber schon? Sie sollten mehr rausgehen, statt immer nur zu Hause rumzusitzen und irgendwelches Zeug zu erfinden.«
    »Aber es stimmt doch«, sagte sie. »Es ist ein anstrengender Beruf. Und gefährlich.«
    Sie drückte sich so weit wie möglich weg von ihm, ohne aus dem Bett zu fallen, und sagte: »Das ist das eine, was mir Sorgen bereitet, Hat. Dein Beruf ist gefährlich, und wird es mehr und mehr. Ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn dir was zustößt.«
    »Sei nicht albern«, sagte er. »Die Wahrscheinlichkeit dafür ist … ich weiß nicht, geringer, als im Lotto zu gewinnen.«
    »Es wäre fast schon geschehen, vergiss das nicht«, sagte sie. »Ich war

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