Die Launen des Todes
ich werde dafür sorgen, dass Sie europaweit solche Publicity bekommen, dass Sie sich bei Ihren Undercover-Geschichten das nächste Mal einen Bart ankleben müssen.«
Sie dachte einen Moment lang nach, dann lächelte sie.
»Vielleicht haben Sie Recht«, sagte sie. »Sagen Sie mir, was Sie wollen, und vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.«
Zitternd fuhr sie fort: »In englischen Wohnungen ist es immer so kalt, meinen Sie nicht auch? In Deutschland wissen wir wenigstens, wie man sich warm halten kann.«
Dabei drehte sie sich halb zum Gaskamin hin, bog ihren Körper zum Feuer, als suchte sie die Wärme, und schob dabei ihr T-Shirt nach oben.
Dalziel ließ sich in seinen Sessel zurückfallen, nickte anerkennend und hob sein Glas.
Nach einer Weile zog Richter das T-Shirt wieder über die Knie.
»Netter Versuch, Mädel, aber ich hab zu Hause eine eigene sitzen, zu der ich zurückmöchte«, sagte Dalziel. »Heben Sie sich das für Charley auf. Obwohl ich nicht ganz verstehen kann, was Sie an ihm finden. Bin davon ausgegangen, Sie hätten es lieber, wenn Ihre Männer ein wenig Fleisch auf den Rippen haben.«
»Charley ist ein feiner Kerl«, sagte sie ernst. »Und nicht dumm. Als er mir seine Geschichte erzählte und mich um Hilfe bat, dachte ich mir zunächst, wie ich zugeben muss, das ist nicht meine Sache.«
»Ihre Sache ist politische Korruption im großen Stil, richtig?«
»Eher so, ja.« Sie lächelte. »Das alles klang nach einer privaten, kleinen Geschichte. Im besten Fall, wenn Charley Recht hatte, ging es um unbedeutende Provinzbobbys, die ihre Unfähigkeit vertuscht haben. Vielleicht würde es in den englischen Zeitungen für ein wenig Wirbel sorgen, aber was tut das hier nicht? Charley jedoch ist ein alter Freund, und es passte mir in den Kram, mich für ein paar Wochen in ruhigere Gefilde zurückzuziehen. Also bin ich gekommen.«
»Und haben gesehen und gesiegt. Jedenfalls scheinen Sie Miss Rye erobert zu haben«, sagte Dalziel. »Also, was haben Sie herausgefunden?«
Sie zögerte. Tief aus dem Bauch heraus grummelte er: »Die Wahrheit, vergessen Sie nicht.«
»Ich denke nicht daran zu lügen«, sagte sie. »Nein, die Wahrheit muss ich mir nämlich erst noch zusammenreimen. Denn, um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich weiß noch nicht so recht, was ich herausgefunden habe. Außer dass Rye sehr verstört und voller Sorgen ist. Ihr Freund, der junge Polizist, macht sie sehr glücklich, aber er ist auch der Grund, warum sie häufig so unglücklich ist. All das ist für mich sehr schwer zu verstehen. Als ich mich zum ersten Mal mit ihr unterhalten habe, verteilte sie auf dem Friedhof den Inhalt eines Staubsaugerbeutels. Später, als wir uns angefreundet haben, erfuhr ich, dass es die Asche ihres toten Bruders war. Sie hatte sie in einer Vase aufbewahrt, die bei diesem seltsamen Einbruch in Scherben ging.«
»Wieso seltsamen Einbruch? Was war daran seltsam? Es war doch Charley Penn, oder?«
»Nein, nein. Charley war an diesem Morgen hier, weil er die Nacht bei mir verbrachte. Völlig gefahrlos, wir wussten, dass Rye nicht da war, genau wie Sie wahrscheinlich wissen, dass sie heute Nacht fort ist, sonst hätten Sie die Musik nicht so laut aufgedreht.«
»Aye, sie ist beim jungen Bowler«, sagte Dalziel. »Also, was ist damals passiert?«
»Das weiß ich nicht. Wir hörten einen Knall, als wäre etwas zu Bruch gegangen. Es schien von nebenan zu kommen, aber wir wussten doch, dass sich dort niemand aufhält. Also ist Charley raus und wollte an der Tür lauschen. Dabei hat Mrs. Gilpin ihn gesehen, weshalb er nicht mehr zu mir in die Wohnung kam, sondern nach Hause ging.«
»Das waren wirklich nicht Sie?«, sagte Dalziel zweifelnd. »Irgendjemand hinterließ auf dem Computer eine Botschaft über die Loreley. Die liegt genau in Charleys Revier und ist gleich um die Ecke von Ihrem Zuhause, wenn meine Informationen stimmen.«
»Sie haben tief geschürft, Mr. Dalziel«, sagte sie. »Ja, sie hat mir von dieser Botschaft erzählt. Sehr seltsam, vor allem wegen der Verbindung zu Charley. Das andere Seltsame war, dass alles so ruhig war.«
»Wie bitte?«
»Sie sagte, in ihrer Wohnung hätte ein einziges Chaos geherrscht, Dinge waren umgeworfen, Schubladen entleert. Doch bis auf diesen einen Knall habe ich nichts gehört. Ebenso seltsam ist die andere Wanze.«
»Wie?«
»Hat Tris Ihnen nicht davon erzählt, als Sie mit ihm gesprochen haben?« Sie beäugte ihn scharf, was Dalziel mit scheinbarer Gelassenheit
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