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Die Laute (German Edition)

Die Laute (German Edition)

Titel: Die Laute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roes
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schinde
    MARSYAS
    Ich weiß es um der Vergessenheit
    Zu entgehen wann immer Menschen
    Bewundernd meinen Namen nennen
    Werden sie auch deiner gedenken
    Wenn schon nicht rühmend so doch
    Voller Verachtung
    APOLLON
    Warum besitzt du soviel mehr
    MARSYAS
    Es ist nicht mein Verdienst es ist
    Von einem andren Gott als du es bist
    Geschenkt
    …
    MARSYAS
    Warum trittst du überhaupt mit mir
    In einen Wettstreit was wir uns wünschen
    Ist doch Einzigartigkeit
    APOLLON
    Glaub nicht dass wir Götter glücklich sind
    Wie oft beneiden wir euch Sterbliche
    Um eurer Sterblichkeit willen denn ohne sie
    Gäb es den Ruhm nicht
    MARSYAS
    Willst du damit sagen ich sollte dir
    Noch dankbar sein für meinen Tod
    APOLLON
    Manchmal muss man Großes um des
    Größeren willen opfern
    MARSYAS
    Und das Größere ist Ruhm
    APOLLON
    Das Größere ist die öffentliche Ordnung
    …
    MARSYAS
    Du wirst nicht gegen mich gewinnen können
    Weil du siegen willst all deine Kunst
    Ist nur auf Sieg gerichtet doch lebt die
    Kunst von Niederlagen
    APOLLON
    Nie verliert ein Gott am Ende siegt er immer
    MARSYAS
    Deswegen wird am Ende nichts von seinen
    Siegen überdauern
    …
    MARSYAS
    Nur ein Mittel kenne ich den Neid zu
    Bändigen eine glückliche Jugend
    Wie war deine Gott der Musen
    Das beliebteste Spiel bei den Tangu in Neu-Guinea, lese ich in meinem Buch über Neid, ist »Taketak«: Zwei Mannschaften lassen Kreisel tanzen. Ziel des Wettstreits ist es, den vollkommnen Gleichstand zu erreichen. – Wie sehr würde uns »Zivilisierte« ein derartiges Spiel langweilen! Wir wollen Sieger sehen
.
    Oder Verlierer. Laufen zwei tatsächlich gemeinsam über die Ziellinie, installieren wir Kameras, die immer noch einen Abstand messen, wo unser Auge längst keinen Unterschied mehr findet
.
    Ein Orchester würde mit ehrgeizigen Einzelkämpfern niemals funktionieren
.
    Interludium: Taketak (synchrones Summen mehrerer Kreisel)
    MARSYAS
    Nichts kann mich dazu verlocken in einem
    Wettkampf zu gewinnen macht der Sieg uns
    Bereits einsam macht der Neid uns noch
    Viel einsamer alleine der Verlierer
    Darf noch Hoffnung haben
    APOLLON
    Rühme nicht zu laut deine Talente
    Die Götter dulden keine Prahlsucht
    Ebenso weckt falsche Demut ihren Zorn
    Strebst du nicht nach Glück so
    Können wir es nicht verweigern noch
    Gewähren
    MARSYAS
    So lässt du mir ja nicht viel Spiel
    Zum Zeigen meiner Kunst wie ichs
    Auch mache mach ichs falsch
    …
    MARSYAS
    An deinem Lob Apoll ist mir
    Nicht viel gelegen dein Neid indessen
    Ehrt mich
    APOLLON
    Diese Ehre kostet nichts ich gönn sie dir
    MARSYAS
    Ist es nicht so dass jene Söhne
    Die von ihren Müttern ausgezeichnet wurden
    Dem Leben große Zuversicht abrangen
    Was hat dir deine Mutter vorenthalten Gott
    APOLLON
    Du weißt ich war ein Siebenmonatskind
    Und Leto meine Mutter irrte auf der Flucht
    Vor Heras Eifersucht über Delos kahle
    Unbewohnte Asche doch war es Themis
    Die mit Nektar und Ambrosia mich nährte
    Und Hephaistos Gott des Feuers und der
    Schmiede der am vierten Tag mir
    Pfeil und Bogen übergab
    MARSYAS
    Habe es mir doch gedacht ausgesetzter und
    Verwahrloster Sohn einer Irren
    Einen kurzen Augenblick überlegt Apollon, an wen Marsyas ihn erinnert, und erkennt dann, dass es sein eigenes Bild ist, das ihm in seiner jugendlichen Gestalt entgegentritt, ein wenig gröber zwar, fehlerhafter, menschlicher, aber zweifellos sein Ebenbild
.
    Marsyas bemerkt diesen Moment des Erkennens und spottet:
    MARSYAS
    Ist es nicht schrecklich ein alternder Gott
    Zu sein Talking ’bout my generation
    Hope I die before I got old
    Und sofort hasst Apollon sein menschliches Double, mag es auch noch so begabt sein. Schon vor Beginn des Wettstreits ist klar: Er wird es zerstören!
    APOLLON
    Denkst du deine Freude währt
    Fett wirst du und alt und runzelig
    Mit schlaffen Weiberbrüsten zahnlos
    Und nach Fäulnis stinkend ehe ich
    Nur einmal ausgeatmet habe
    MARSYAS
    Werd ich das
    Beneiden heißt wissen, dass man im Voraus schon verloren hat
.
    Der Asket nimmt sich die Freiheit, anders zu sein
.
    Es ist bereits Mittag. Mittag in Nowa Huta. Aus den offenen Fenstern der Wohnblocks quillt der Geruch von Stampfkartoffeln mit Dill.
    Den ganzen Vormittag über ist es still geblieben. Ob meine Botschaft angekommen ist? Oder ist es nur die Stille vor dem Sturm? – Ich gehe in die Küche, wärme mir die übrig gebliebenen Maultaschen von gestern auf. In Kürze wird Cześka eintreffen. Aber sie hat noch nie, solange wir befreundet sind, mit mir zusammen

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