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Die Laute (German Edition)

Die Laute (German Edition)

Titel: Die Laute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roes
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schöne Stadt, sprach er nicht von Nowa Huta, sondern von Krakau. Jeder in Polen hält Krakau für eine schöne Stadt. Doch ich fühle mich in Nowa Huta, Krakaus hässlicher Schwester, wohler. Diese verbrauchten, grauschwarzen Fassaden aus billigem Beton, Bögen, Säulen und Friese der ersten Wohnblöcke zeugen noch von dem geplanten Triumph. Bis heute sind die Schaufenster vieler Läden vergittert. Dekorative Auslagen sind hier bedeutungslos. In strammstehenden Buchstaben verkünden handgemalte Schilder, was es zu kaufen gibt, OBUWIE – Schuhe; WĘDLINY – Wurstwaren; DELIKATESY – Feinkost, unter dessen Schriftzügen der Kunde im vergitterten Schaufenster allerdings nur Lockenwickler, Babyflaschen oder Brillentücher findet. Immerhin, stille Zeichen der Hoffnung.
    Die Blumenbeete zwischen Gehweg und Fahrbahn, auch sie leblos und still. Und das Riesenrad auf dem Werksplatz dreht sich still, ein einziges stilles Kind in einer der rostenden Gondeln. Darüber der aschgraue stille Himmel.
    Ich blättere missmutig durch die Notizen, mit denen ich vor zwei Wochen, kurz nach Doktor Fuads Nachricht vom Tod meines Vaters, begonnen habe. Warum will ich diese Kindheitserinnerungen festhalten? Sie lenken mich doch nur von meiner eigentlichen Arbeit ab. Und sind sie überhaupt wahr? Ich habe mich zwar nicht zur Wahrhaftigkeit verpflichtet, aber welchen Sinn sollen die Aufzeichnungen haben, wenn sie nicht einmal wahr sein könnten.
    Ich räume diese nächtlichen Erinnerungsversuche zusammen und lege sie in die Schublade mit den unerledigten Dingen. Dann gehe ich in die Küche, brühe mir eine neue Tasse Tee auf, kehre an meinen Schreibtisch zurück und arbeite am Libretto weiter.
    CHOR
    Und Apoll erblasst vor Neid
    Venen und Arterien werden eng
    Der Gott steht unter Schock
    Nach der Blässe färbt die Haut
    Sich gelb und grün die Bitterkeit
    Staut sich ins Blut zurück
    Stößt gallensauer auf der
    Neidsud Seelengallsucht
    APOLLON
    Möge doch die ganze Welt
    Zugrunde gehen lieber hörte ich
    Das Erdenrund in Flammen
    Als noch einmal solche Melodie
    MARSYAS
    Ich verstehe deinen Neid oh Gott
    Der Musen du hast keine andre Wahl
    Deine Größe lässt sich nicht
    Beliebig mindern ohne dass du
    Deine Macht verlierst
    APOLLON
    Still Kretin deine Töne sind so
    Hässlich wie dein Aussehen
    MARSYAS
    Ja ich seh in deinem Antlitz
    Steht die Angst hast einen Ton
    Gehört die Stimme eines mächtigeren
    Gottes als du es bist
    Marsyas ist eher unsympathisch, ein Prahler, hemmungslos, lüstern, ungehobelt; verführt mit seiner Flöte (Mozart & Constanze); unbändige Vitalität
    MARSYAS
(respektlos)
    Dein Gezupfe wirkt so müde
    Wie dein schlaffes Glied
    APOLLON
    Den Balg werd ich dir abziehn Hund
    Dass du am Ende doch noch beten lernst
    Und wenn nicht beten so doch winseln
    MARSYAS
    Nicht an mir bist du gescheitert Gott
    Sondern an dir selbst spielst deine Laute
    Nicht aus Liebe sondern aus Berechnung
    APOLLON
    Schweig der Wettstreit ist vorbei
    Nun bin ich wieder Gott und
    Du bist Sterblicher
    Apollon fühlt sich von etwas Mächtigerem als Marsyas getäuscht, vielleicht den Sphärenklängen, dem Superstring … Doch er hat den Willen und die Macht, sich dafür am sterblichen Marsyas zu rächen
.
    MARSYAS
    Wäre nicht der Neid der Götter wir Menschen
    Hätten glücklich werden können
    (Marsyas letzte Worte am Schindbaum?)
    APOLLON
(ruft den Himmel an)
    Du Weltenharmonie größer als wir
    Olympischen brauchst Marsyas damit du
    Eingang in die Welt erlangst doch
    Nehme ich ihn dir ohne seine Flöte
    Bleibst du für die Erdenohren stumm
    MARSYAS
    Du bist kein Musengott du bist ein
    Neidbenagter Knochen die Musik wird es
    Noch geben wenn du und deine
    Götterbande längst vergessen seid
    …
    MARSYAS
    Um was hast du gebettelt als du noch
    Ein Knabe warst war es nicht Ruhm
    Für deine Einzigartigkeit nun stehst du
    Ganz und gar in Ruhm gemeißelt vor mir
    Allein die Einzigartigkeit sie fehlt
    APOLLON
    Mag sein doch siehe Marsyas mag deine
    Musik auch einzigartig sogar göttlich sein
    Die Götter aber lieben dich nicht
    Niemand kommt und fällt mir
    In den Arm um deine Haut zu retten
    MARSYAS
    Du glaubst ich hätt es nicht gewusst
    Es gibt Gerechtigkeit so wenig wie die Götter
    APOLLON
    Und welche Hand ists dann die dir
    Die Haut abzieht
    MARSYAS
    Die Hand des Neids
    Was ist das Geheimnis der Musik? Im Tiefsten ist sie nichts anderes als eine Reflexion der Verschränkung von Raum und Zeit
.
    APOLLON
    Du weißt warum ich dich

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