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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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und drehte sich um, dabei fiel sein Blick auf die Laute, und seine Augen leuchteten auf. »Sie ist so gut wie neu!«
    Endres nahm das kostbare Instrument und legte es Jeanne in die Arme. »Was auch immer du verlierst, mignonne , die Musik bleibt deine treue Freundin. Sie umfängt dich mit tröstenden Armen in Kummer und Leid, sie verleiht deiner Sehnsucht Schwingen und trägt dein Herz empor zu denen, die du liebst.«
    Sie nickte, unfähig zu sprechen, und küsste ihren Vater auf die Wangen. Hätte die Augustsonne nicht brennend am Himmel gestanden, Jeanne hätte geschworen, dass sie in diesem Augenblick die schwarzen Schatten drohenden Unheils über die Dächer der Stadt ziehen sah.

     
    In der Ferne schlugen Kirchenglocken zur dritten Nachmittagsstunde. Jeanne hatte sich gewaschen und eines ihrer eigenen Kleider angezogen. Vorher hatte sie einen Blick in die Wiege ihres Kindes geworfen, das friedlich schlief. Die hochschwangere Guillemette hatte es sich nicht nehmen lassen, ihr vorzuhalten, sie habe sich auf herrschaftlichen Festen amüsiert und vernachlässige ihren Sohn. Zum Glück war Coline dazugekommen und hatte Guillemette hinausgelotst. Jetzt saß Jeanne in ihrem kleinen Salon und aß gebratenen Speck und gestopfte Birnen.
    Coline hatte das Kleid der verhassten Montpensier per Boten seiner Besitzerin zurückgeschickt und leistete Jeanne Gesellschaft. »Ihr seht furchtbar traurig aus, Madame.«
    Jeanne schob den Teller von sich und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Ich weiß nicht, was ich meinem Mann sagen soll … Gott helfe mir, er wird mich totschlagen!« Sie schluchzte. Vielleicht hatte sie das sogar verdient. Gott strafte sie für ihre sündige Liebe zur Musik, dafür, dass sie ihr Kind nicht lieben konnte, wie es natürlich wäre, und …
    Plötzlich donnerten laute Stiefelschritte durch das Treppenhaus, und wenig später flog die Tür krachend auf. Cosmè Paullet stand mit hochrotem, wutverzerrtem Gesicht im Raum. »Raus!«, brüllte er Coline an und warf hinter ihr die Tür ins Schloss. In seiner Hand hielt er die Weidenrute, mit der er normalerweise das Gesinde züchtigte.
    Jeanne war aufgesprungen und stand mit ängstlich geballten Händen vor ihrem Ehemann, der in seiner schwarzen Hugenottentracht wie ein Abgesandter des Jüngsten Gerichts wirkte.
    »Was habt Ihr mir zu sagen, Weib? Ihr verschwindet, ohne Nachricht zu hinterlassen, und taucht wieder auf, als wäre alles ganz selbstverständlich. Meine Geduld mit Euch ist am Ende!«
    »Monsieur, ich wollte Euch keinen Kummer bereiten und hätte Nachricht gegeben, wenn es mir möglich gewesen wäre, doch mir waren die Hände gebunden.« Wie um Himmels willen sollte
sie diesem selbstgerechten Mann eine vernünftige Erklärung geben, ohne die Wahrheit zu sagen? »Ich bitte Euch inständig, mir zu glauben, dass ich in einer Notlage war, die mir keine Wahl ließ! Ich lüge nicht, Gott sei mein Zeuge!«
    Der Schlag kam schnell und unerwartet. Ihre Wange brannte, und sie stolperte rückwärts. »Wagt nicht, den geheiligten Namen unseres Schöpfers in den Mund zu nehmen. Ihr habt Schande über mich und meine Familie gebracht! Im consistoire lachen sie über mich, den Hahnrei, dessen verhurtes Weib sich mit den Papisten vergnügt, sich auf Festen im Louvre herumtreibt und dem Herzog de Guise schöne Augen macht!« Die letzten Worte brüllte er, und die Adern an seiner Stirn traten gefährlich hervor.
    »Aber das ist nicht wahr, es ist doch nicht wahr!«, schluchzte Jeanne.
    »Haltet den Mund. Ihr speit Lügen wie eine Kröte Eier! Ich habe Euch auf dem Fest mit dem Herzog gesehen. Ihr wart bei ihm, oder nicht? Er ist Euer Liebhaber! Ihr schämt Euch nicht, es mit dem Teufel persönlich zu treiben. Dieser Hugenottenschlächter, der auch den Tod Eurer Mutter auf dem Gewissen hat.«
    »Hört auf! Das ist nicht wahr! Ich habe mich im Auftrag von Katharina de Medici mit dem Herzog eingelassen«, wehrte sich die verzweifelte Jeanne.
    »Ihr seid also eine Hure im Dienst der Florentinerin? Es gibt genügend Gerüchte über diese hübschen Hofdamen, die von der alten Hexe als Spioninnen eingesetzt werden! Wer hätte nicht von diesen verderbten Weibern gehört, die aus den höchsten Kreisen stammen. Genau wie Eure Freundin, diese englische Lady, nicht wahr?« Er hob die Rute, und die Schläge prasselten mit geballter Kraft und in rascher Folge auf sie nieder. Nur ihr Gesicht sparte er aus.
    Sie kauerte sich auf den Boden, biss die Zähne zusammen und

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