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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Coulommiers nach Montmirail reisen würden, wo sie ihr erstes Nachtlager aufschlugen.

    Das Etappenziel des nächsten Tages war die Weinstadt Châlons am rechten Ufer der Marne. Auf dem Weg dorthin nahmen die mit Weinreben bepflanzten Hügel zu, und Schomberg erklärte Gerwin, dass der karge Boden der optimale Untergrund für den Anbau der Trauben war. Schließlich unterbrach er sich und sah Gerwin fragend an: »Ihr seid so schweigsam heute. Nicht mehr lange, und wir erreichen Thibie, wo sich unsere Wege eine Weile trennen werden.«
    Schomberg hatte keine Einwände gegen Gerwins Besuch bei Jeanne gehabt. Es war vereinbart, dass Gerwin der Gesandtschaft auf deren Weg nach Metz folgen würde. Da ein Reiter schneller war als der behäbige Zug aus Wagen und Packtieren, würde er den Rückstand bald aufgeholt haben.
    »Ich kann es noch immer nicht verstehen. Jeanne hat Euch wirklich nichts für mich aufgetragen?«
    »Nein. Warum sollte ich Euch etwas vorenthalten?«, entgegnete der Colonel leicht brüskiert. »Die Lautenspielerin lebt. Was wollt Ihr? Es gibt wahrhaftig Wichtigeres! Zum Beispiel wäre da der Herzog de Guise, Liebling der katholischen Massen. Wenn wir zusammen durch die Straßen von Paris reiten, küssen die Leute ihm Hände und Füße, ja sogar die Hufe seines Pferdes!« Schomberg starrte düster auf die Mähne seines edlen Rappen. »Ich bin ihm in Freundschaft verbunden, doch ich sehe wohl die Gefahr in dieser Götzenanbetung durch den Pöbel!«
    »Warum?«
    »Karl IX. lässt sich vom Admiral beschwatzen, und der ist ein schlauer Fuchs! Er träumt von einem Feldzug nach Flandern, um es vom spanischen Joch zu befreien. Das aber würde den Untergang Frankreichs bedeuten, und die Guisen hätten leichtes Spiel, den Thron an sich zu reißen!«
    »Aber Katharina wird das nicht zulassen! Sie will Frieden, immerhin hat sie den Hugenotten Rechte zugesprochen und …« Rüde wurde Gerwin von Schomberg unterbrochen.

    »Und nichts sonst! Es ist noch ein langer und blutiger Weg bis zu einem stabilen Frieden. Ihr werdet noch an meine Worte denken, Medicus. Haltet Euch an die Medizin, und ich schlage mich durch das Dickicht intriganter Politik, eine Arbeit, die rascher zum Tode führen kann als ein schweres Fieber. Auf bald!« Er gab seinem Pferd die Sporen.
    Bis zur Wegkreuzung bei Thibie hing Gerwin seinen Gedanken nach. Schomberg war ihm zu fremd und zu sehr Hofmann, als dass er sich mit ihm über seine Gefühle austauschen wollte. Erleichtert lenkte er daher eine halbe Stunde später sein Pferd auf einen steinigen Feldweg, der ihn zum Gut der Paullets bringen sollte.
    Mit gemischten Gefühlen ließ er seinen Braunen dem Weg entlang der Weinberge folgen. Auf einer Wiese standen die Überreste eines niedergebrannten Gehöftes. Kaum ein Landstrich war vom Krieg verschont geblieben. Jeder Landbesitzer schützte sich nach Kräften, doch nicht immer waren genügend Männer zur Verteidigung in der Nähe. Das Gut von Paullet bestand aus einem Haupthaus im landestypischen Fachwerkstil, Stallungen, Wirtschaftsgebäuden und einem Gemüsegarten. Es war nicht befestigt wie das Anwesen des verstorbenen Jerg von Rechberg, doch schien man zumindest bewaffnet und wachsam, denn als Gerwin den Torbogen erreichte, stellte sich ihm ein junger Knecht mit einem Spieß in den Weg.
    »Was wollt Ihr?«, fragte der Knecht, dessen Kiefer schief stand und seine Aussprache stark behinderte. Außerdem quoll vor der rechten Ohrmuschel eine pflaumengroße Beule hervor.
    Gerwin sprang vom Pferd. »Ich bin ein Wanderchirurg, guter Mann, und auf der Durchreise. Meine Dienste stehen euch allen zur Verfügung.« Bewusst starrte Gerwin auf die Beule im Gesicht des Knechtes.
    »Was glotzt Ihr mich an?«, fragte der Mann verunsichert.
    »Rein berufliches Interesse. Ich verstehe mich auf das Entfernen
solcher Abszesse, die, wenn sie unbehandelt bleiben, nach innen wachsen und den Körper vergiften, aber vielleicht ist das bei dir ja nicht so …« Gerwin winkte einer Magd, die einen Korb Birnen trug. Sie humpelte stark.
    »He, gute Frau. Gib mir eine, und ich seh’ mir dafür dein Bein an!«, rief Gerwin, und die Alte, deren Rücken von einem Buckel verunstaltet war, humpelte auf ihn zu.
    »Ganz langsam, erst kuriert Ihr mich und dann die Alte«, befahl der Knecht und stieß zur Bekräftigung seinen Spieß auf den Boden.
    Gerwin legte den Kopf schief. »Das kostet dich einen halben Silberling!« Er hob die Hand, um den Protest des Knechtes im Keim zu

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