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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Freunde mit an.
     
    Inzwischen waren einige Tage vergangen, von denen Gerwin den Großteil verschlafen hatte. Die Anstrengungen der Zeit auf Dörnthal und die dramatische Flucht forderten ihren Tribut. Mit schweißnasser Stirn fuhr Gerwin aus einem leichten Schlaf auf und benötigte einige Minuten, um sich zu erinnern, wo er war. Er sank zurück auf das weiche Kissen. Das finstere Gesicht von Ritter Alnbeck, die bleichen Züge des sterbenden Leander und die gebrochenen Augen seines Vaters suchten ihn in seinen Träumen heim. Es hielt ihn nicht länger auf seinem Lager, einem bequemen Vierpfostenbett. Vor dem Fenster, dessen Bleirahmen mit rauchigem Glas versehen waren, hingen dicke Vorhänge, und in einem Kamin brannte den ganzen Tag über ein Feuer. Freiherr von Rechbergs Gut war deutlich kleiner als Dörnthal, doch es bot alle erdenklichen Annehmlichkeiten.
    Gerwin stand auf und goss sich frisches Wasser in eine Schüssel. Nachdem er sich Gesicht und Hände gewaschen hatte, fuhr er sich durch die Haare, warf sich sein neues Wams über und verließ den behaglichen Schlafraum. Über eine Wendeltreppe gelangte er hinunter in die erleuchtete Eingangshalle, die er mit wenigen Schritten durchmaß, um das Jagdzimmer zu betreten, wo sich der Herr des Gutes zumeist mit seinen Gästen aufhielt.

    Gerwin wurde nicht enttäuscht und sah Hippolyt gegenüber Jerg von Rechberg vor dem mannshohen Kamin in einem Lehnstuhl sitzen. Auf einem Kissen zu Füßen des Freiherrn hatte sich dessen Freund und Gesellschafter mit dem exotischen Namen Seraphin niedergelassen. Niemals zuvor hatte Gerwin einen Mann von solcher Schönheit gesehen. Glänzendes schwarzes Haar fiel dem jungen Mann bis auf die Schultern, die von einem offenen, samtenen Wams bedeckt wurden. An einem Ohr hing ein Perlengehänge, an dem anderen funkelte ein heller Edelstein. Das lose geschnürte Hemd gab den Blick auf gemeißelte Brustmuskeln unter glatter Haut frei. Die wohlgeformten Beine steckten in kurzen Pluder- und Strumpfhosen. Den Kopf hatte Seraphin an das Knie des Freiherrn gelehnt und zupfte mit geschlossenen Augen eine Laute.
    Jerg von Rechberg konzentrierte sich auf die Figuren, welche auf einem mit zweifarbig gemusterten Vierecken bedeckten Spielfeld zwischen ihm und Hippolyt standen. Der Raum war mit zahlreichen Jagdtrophäen geschmückt, Wandteppiche und Gemälde zeigten ebenfalls Motive der Jagd. An einer Wand hingen verschiedene Waffen. Am meisten beeindruckte Gerwin die angrenzende Bibliothek. Hunderte von Bänden lockten mit fremdsprachigen Titeln, so dass Gerwin sich wünschte, er dürfte dort das nächste Jahr verbringen und sich dem Studium der Schriften hingeben.
    »Gerwin, setz dich zu uns«, forderte Jerg von Rechberg ihn auf und deutete auf einen Stuhl. Der Freiherr war von schlanker Gestalt, trug das graue Haupthaar und einen Vollbart gestutzt und hatte intelligente, wache blaue Augen. Seine Kleidung glich der Seraphins, wobei Jerg dunkle Brauntöne bevorzugte, während Seraphin Rot und Blau zu lieben schien.
    Hippolyt nickte ihm abwesend zu und murmelte: »Ich werde den Läufer verlieren.«
    »Das Spiel der Könige verzeiht keinen Fehler. Ein Moment der Unaufmerksamkeit, und die Schlacht um den König ist verloren.
« Jerg stützte das Kinn in die Hand, an der ein goldener Siegelring blinkte.
    Plötzlich gab Gerwins Magen ein vernehmliches Knurren von sich. Seraphin öffnete die Augen und legte die Laute zur Seite. Unter langen Wimpern warf er Gerwin einen kühlen Blick zu. »In der Küche findest du sicher noch etwas vom Nachtmahl.«
    Das Knie seines Herrn gab dem schönen Höfling einen sanften Schubs. »Sei nicht so garstig, Seraphin, und hol unserem Gast einen Imbiss.«
    Mit der Anmut einer Wildkatze erhob sich der Gefährte des Freiherrn, um der Anweisung widerwillig Folge zu leisten.
    »Nimm ihn nicht ernst, Gerwin. Er ist wie ein eifersüchtiges Kind, und ich verwöhne ihn zu sehr.« Jerg von Rechberg wartete, bis Hippolyt zog. »Dem Läufer wird dein Turm folgen. Du bist nicht bei der Sache, mein Bruder.«
    »Woher stammt Seraphin?«, fragte Gerwin.
    »Aufgelesen habe ich ihn in Böhmen. Er gehörte zu einer Gauklertruppe, Zigeunern. Leuten aus dem Publikum waren die Geldbörsen entwendet worden, und sie haben Seraphin und zwei weitere Jungen beschuldigt. Ob es stimmt, wer kann das schon sagen, aber Zigeuner sind immer schuldig, also wollten sie die Jungen aufknüpfen. Ich habe sie freigekauft, seitdem ist Seraphin bei mir.«
    Es

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