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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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klapperte, und Seraphin kam mit einem Tablett zurück, das er neben Gerwin auf einen Schemel stellte. Beim Anblick von saftigem Schinken, frischer Butter, Brot, Feigen und erhitztem Gewürzwein lief Gerwin das Wasser im Mund zusammen.
    »Ich verdanke Euch mein Leben, Herr, und stehe auf ewig in Eurer Schuld«, sagte Seraphin mit fremdartig singendem Tonfall, doch es klang keinesfalls unterwürfig.
    »Du kannst gehen, wann immer es dir beliebt«, erwiderte Jerg und legte dem Jüngling die Hand auf die Schulter, als dieser sich wieder neben ihm niederließ.

    »Ich werde eine Weise aus meiner Heimat spielen, wenn es Euch erfreut.« Würdevoll begann er eine schwermütige Melodie zu spielen, hielt kurz inne und sagte an Gerwin gewandt: »Meine Leute werden Zigeuner genannt und leben heute in vielen Ländern, aber wir haben eine lange Reise hinter uns.« Er untermalte seine Worte mit leisem Lautenspiel. »Durch meine Träume reite ich als Kind auf Elefanten, die Frauen tragen vielerlei Goldschmuck an Händen, Füßen und im Gesicht, und wir beten zu Göttern mit hundert Armen.«
    »Hindustan, das Land, aus dem kostbare Gewürze und Edelsteine kommen«, erklärte Jerg.
    »Seid Ihr dort gewesen?«, fragte Gerwin.
    »Ich nicht, aber unser guter Hippolyt. Von uns vieren bist du am weitesten herumgekommen.«
    Hippolyt kratzte sich den kahlen Schädel. »Nein, die Ehre gebührt wohl Bruder Walter.«
    »Bruder, warum sagt Ihr Bruder?«, fragte Gerwin.
    »Nun, wir waren zusammen in der Abtei Metten, und die Not hat aus vier unschuldigen Jungen verschworene Brüder gemacht, allerdings nicht im Glauben«, erläuterte Jerg mit vorsichtigem Blick zu Hippolyt.
    »Gerwin hat mein Vertrauen. Wenn die Zeit reif ist, werde ich ihn auch in das Geheimnis unserer Bruderschaft einweihen. Hast du von Walter gehört? Das letzte Mal, dass er mir Nachricht gab, war nach der geheimen Konferenz im Siegerland.«
    Um sich nicht an dem Brotstück zu verschlucken, nahm Gerwin einen tiefen Zug aus dem Becher. Der stark gewürzte und gesüßte Wein half ihm, seine Nervosität zu dämpfen.
    »Weißt du, Gerwin, auf Schloss Freudenberg im Siegerland hat sich im letzten April die Delegation der Edlen von Gelderland versammelt, um finanzielle Mittel für ihren Kampf gegen die Besetzung ihres Landes durch die Spanier zu erwirken. Wilhelm von Oranien ist der führende Kopf des Widerstands gegen die Unterdrücker.
Seit König Philipp vor zwei Jahren Herzog Alba zum Statthalter der Niederlande machte, hat sich die Lage dramatisch verschlechtert. Du hast vielleicht vom Blutrat in Brüssel gehört?«
    »Viele Aufständische wurden hingerichtet.« Genaueres wusste Gerwin nicht.
    »Über sechstausend Menschen haben sie gerichtet, gefoltert und abgeschlachtet! Im selben Jahr musste Wilhelm von Oranien zusätzlich eine militärische Niederlage hinnehmen. Deshalb die Delegation der Edlen. Der Widerstand musste besser vorbereitet werden.«
    Die scharfen Linien um Nase und Mund des Freiherrn wirkten tiefer. »Die Schlacht von Heiligerlee, im Norden Frieslands, war unser vorerst letzter Sieg. Ein zweischneidiger Sieg, obwohl der spanische Statthalter de Ligne zweitausend Männer verlor und wir nur fünfzig, aber dafür einige unserer besten. Wilhelms Brüder sind wie er selbst großartige Heerführer. Ludwig von Nassau lenkte die Infanterie, sein Bruder Adolf von Nassau führte die Kavallerie und fand auf dem Schlachtfeld den Tod. De Ligne verlor ebenfalls sein Leben, doch am Ende nahmen die Unsrigen keine Städte ein und mussten sich bei Jemgum geschlagen geben. Walter hat seine Männer fast alle zurückgebracht. Darauf war er stolz, obwohl er nicht zum Soldaten geboren ist, wie er betont.«
    Ein verständnisvolles Lächeln trat auf Hippolyts Gesicht. »Der schöne Walter von Mühlich, zweiter Sohn eines verarmten Barons, als Kartograph auf den Weltmeeren unterwegs - und sollte jetzt mit dem Degen in der Hand unter rauem Soldatenvolk enden? Nein, das passt nicht ins Bild.«
    »Und deshalb hat er sich für die Diplomatie entschieden. Derzeit weilt er am Hof der Königin von England und legt sich für Wilhelm von Oraniens Sache und die Partei des jungen Hugenottenprinzen Heinrich von Navarra ins Zeug, denn die Hugenotten liegen in La Rochelle fest und benötigen dringend Unterstützung. Bruder Hinrik ist Hauptmann des Pfalzgrafen Johann Casimir
und entweder in La Rochelle dabei oder auf dem Weg dorthin.« Jerg von Rechberg nahm eine der Spielfiguren vom Tisch und drehte

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