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Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Magin
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jetzt«, sagte Joe unvermittelt. »Kommen Sie mit?«
    Sie liefen um die dampfenden Pfützen herum.
    Franziska rutschte auf dem glitschigen Boden aus. Hutter sprang von hinten heran und griff nach ihr, bevor sie stürzte. Er hielt sie mit seinen Armen fest umschlossen. Es fühlte sich gut an.
    »Sie können mich loslassen«, flüsterte Franziska und wandte den Kopf, »ich habe wieder festen Boden unter den Füßen.« Sie lächelte. »Ich muss jetzt Clara von der Tagesmutter abholen. Sie ist dort direkt vom Kindergarten hin und wartet sicher schon auf mich.«
    Vorsichtig gingen sie weiter bis zur Absperrung.
    Auf der Rückfahrt schwieg Joe Hutter, offenbar in Gedanken.Es war ganz still im Wagen. Der Ausbruch schockierte ihn immer noch. Die Erde musste, wenn so etwas geschah, hier viel instabiler sein, als er befürchtet hatte.
    »Darf ich?«, fragte Franziska und drehte das Autoradio an. Es lief Hitparadengedudel, dazwischen Kurznachrichten.
    »War da eben vom Andernacher Geysir die Rede?« Sie war plötzlich ganz hellhörig geworden.
    »Habe ich leider nicht mitgekriegt.«
    Franziska stellte lauter, aber die Meldung war längst vorüber. Phil Collins sang, und Hutter verzog das Gesicht. »Können Sie das bitte leiser stellen?«
    Er parkte direkt vor ihrer Haustür. Sie wollte schon aussteigen, da fragte er noch leise, ob man sich denn auf ein Abendessen treffen könne. »Es sind ja noch so viele Fragen offen.«
    Franziska nickte. Sie hoffte, dass sein Interesse nicht nur Geysiren und Vulkanseen galt. Hutter zückte einen Block und schrieb seine Telefon- und Handynummer in akkurater Handschrift auf ein Blatt. Franziska nahm den Block und kramte nach einem Stift, aber Hutter meinte nur: »Ihre Telefonnummer und Adresse habe ich doch.«
    Reginald MacGinnis ging einmal rund durch den Raum und klatschte rhythmisch in die Hände. »Schneller, meine Herren!«, rief er.
    Am Morgen waren die Teile des eigens für das Team angefertigten Side-Scan-Sonars eingetroffen. Natürlich musste das Gerät nicht Teil für Teil, Schraube für Schraube zusammengebaut werden, aber es bestand dennoch aus mehreren Einzelteilen, die äußerst professionell und präzise zusammengefügt werden mussten. Es handelte sich um ein höchst sensibles Gerät.
    Andrew Neal arbeitete so schnell er konnte, ohne dass die Qualität darunter litt. Er wollte dieses verfluchte Wrackgenauso sehr wie die anderen finden. Er kniete auf dem Boden und ließ verschiedene Kabelstecker in ihre Buchsen einschnappen. Das Sonargerät stellte ein kleines Wunderwerk dar: Es konnte sich aus eigener Kraft bewegen, blieb dank eines ausgeklügelten Mechanismus stets in der gleichen Seetiefe, ließ sich dabei in seinem Kurs fernsteuern. Ältere Geräte benötigten ein Boot, das sie an einem langen Stahl- oder Nylonseil durchs Wasser zog, oder blieben stationär am Ufer verankert. Dieses Sonargerät hatte Neal zum Teil mitentwickelt. Das Miniatur-Echolot, das die Entfernung zur planen Seeoberfläche abtastete und so eine Fahrt in immer gleicher Tiefe garantierte, stammte von ihm.
    Neal nahm die Fernbedienung, einen Computer mit Monitor, in den ein dreidimensionales Modell des Laacher Sees eingegeben worden war. Er trug die gewünschte Fahrstrecke des Sonarroboters ein und testete, ob die Propeller und Seiten- und Höhenruder des Lenk-Mini-U-Boots funktionierten. Ja, das taten sie. Der eigentliche Bodenscanner hing in einer Art Schlitten. Selbst wenn sich das Tauchboot in einer Wendekurve zur Seite neigte, zeigte er absolut senkrecht nach unten. So konnten später beim Erfassen des Seegrundes keine Verzerrungen entstehen. Neal lächelte zufrieden.
    Neben ihm kniete MacGinnis, das Gesicht angestrengt und die Wange unter dem krausen Bart gerötet. »Klappt alles?«, fragte er angespannt.
    »Bis jetzt ja«, antwortete Neal zufrieden.
    »Werden wir unser Ziel damit aufspüren können?« MacGinnis war wie eine Pralinenschachtel: Man wusste nie, was man kriegte, wenn er mit einem sprach. Mal aufbrausend, mal sanftmütig, stets aber auf den Punkt. Die einzige Konstante war sein Missmut, der selbst dann nicht zu überhören war, wenn er am sanftesten sprach – was ja selten genug geschah.
    »Mit Bestimmtheit kann ich nichts versprechen«, erwiderte Neal, »aber mit diesem Gerät erhöht sich die Wahrscheinlichkeitbeträchtlich.« Er war Ingenieur, er dachte in Zahlen, Statistiken, Wahrscheinlichkeiten.
    »Es muss hier schneller gehen, effizienter«, verlangte MacGinnis wieder in seiner

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