Die Lazarus-Vendetta
zu. »Aber noch ist nicht alles verloren.«
Der ehemalige SAS-Offizier zog eine kleine Kamera aus einer seiner Manteltaschen und machte einige Aufnahmen vom Gesicht des Toten. Er benutzte dafür einen Super-High-SpeedFilm und brauchte deshalb kein Blitzlicht. Dann schob er die Kamera wieder in die Tasche zurück und brachte einen weiteren kleinen Apparat zum Vorschein, der etwa die Größe eines Taschenbuchs hatte. Er besaß eine flache, displayähnliche Oberfläche und eine Reihe von Bedienungsknöpfen an der Seite. Howell bemerkte, dass Smith das Ding fasziniert anstarrte.
»Das ist ein digitaler Fingerabdruck-Scanner«, erklärte Peter. »Er erledigt das mit hübschen sauberen Elektronen, anstatt mit der alten, ständig verschmierenden Tinte.« Seine Zähne blitzten weiß in der Dunkelheit. »Ich frage mich, was sich unsere Geheimdienstwissenschaftler wohl als Nächstes ausdenken?«
Mit schnellen, routinierten Handgriffen presste er die Hände des Toten auf die Oberfläche des Scanners, zuerst die rechte, dann die linke. Das Gerät leuchtete auf, summte und surrte, während es alle zehn Fingerabdrücke auf seine Speicherkarte lud.
»Sammelst du etwa Erinnerungsfotos für deinen Lebensabend?«, erkundigte sich Smith anzüglich, doch ihm war klar, dass sein Freund wieder für London arbeiten musste. Obwohl angeblich seit Jahren im Ruhestand, wurde Peter hin und wieder in den Dienst für Königin und Vaterland zurückgepresst, gewöhnlich vom MI6, dem britischen Geheimdienst. Er war ein Einzelgänger, der es vorzog, allein zu arbeiten, und so etwas wie eine neuzeitliche Version der exzentrischen, manchmal piratenhaften englischen Abenteurer, die vor langer Zeit geholfen hatten, ein Weltreich zu errichten.
Peter grinste nur.
»Ich will dich ja nicht drängen«, sagte Smith, »aber sollten wir nicht auch verschwinden? Es sei denn, du willst versuchen, der Polizei von Santa Fe das alles hier zu erklären.« Er deutete auf den Toten und die von Einschusslöchern zernarbten Bäume.
Der Engländer warf ihm einen besorgten Blick zu. »Interessante Sache, das«, brummte er und erhob sich. Er deutete auf den winzigen Funkempfänger in seinem Ohr. »Der ist auf den Polizeifunk eingestellt. Und ich kann dir flüstern, dass die Einsatzzentrale der hiesigen Polizei in den letzten Minuten alle Hände voll zu tun hatte … Und immer in den entlegensten Außenbezirken der Stadt. Der nächste Streifenwagen ist noch zehn Minuten entfernt.«
Smith schüttelte ungläubig den Kopf. »Großer Gott! Diese Leute machen keine halben Sachen, würde ich sagen.«
»Genauso sieht es aus, Jon«, erwiderte Peter leise. »Weshalb ich dir auch dringend empfehle, dir ein anderes Hotel für heute Nacht zu suchen. Etwas Diskretes und Verschwiegenes.«
»Oh, mein Gott!«, rief eine Stimme leise hinter ihnen.
Die beiden Männer drehten sich um. Heather Donovan stand dort und starrte auf den Toten im Gras hinab.
»Kennen Sie ihn?«, fragte Smith leise.
Sie nickte widerwillig. »Nicht persönlich. Ich kenne nicht mal seinen Namen. Aber ich habe ihn im Camp der Bewegung und bei der Demonstration gesehen.«
»Und im Kommandozelt von Lazarus«, fügte Peter hinzu. »Wie Sie sehr wohl wissen.«
Die schlanke Frau errötete. »Ja«, gestand sie. »Er gehörte zu einer Gruppe von Aktivisten, die unsere Top-Organisatoren mitgebracht haben – für ›besondere Aufgaben‹, wie sie es nannten.«
»Wie zum Beispiel das Durchschneiden des Zauns, als die Demonstration eskalierte«, erinnerte Peter sie.
»Ja, das stimmt.« Sie stand mit hängenden Schultern vor ihnen. »Aber ich hätte nie gedacht, dass sie Waffen tragen. Oder dass sie versuchen würden, jemanden zu töten.« Sie hob den Blick, und in ihren Augen lag Betroffenheit und Scham. »Von so etwas war nie die Rede!«
»Ich fürchte, es gibt eine ganze Reihe von Dingen in der Lazarus-Bewegung, wovon sie keine Ahnung haben, Miss Donovan«, sagte der grauhaarige Engländer. »Und ich denke, Sie hatten soeben verdammtes Glück, noch einmal knapp davongekommen zu sein.«
»Sie kann auch nicht ins Lazarus-Camp zurück, Peter«, bemerkte Smith. »Das wäre zu gefährlich.«
»Vielleicht, ja«, nickte Peter. »Unsere revolverschwingenden Freunde sind vorläufig von der Bildfläche verschwunden, aber möglicherweise gibt es noch andere, die gar nicht glücklich wären, Miss Donovan so gesund und munter zu sehen.«
Sie wurde blass.
»Haben Sie einen Platz, wo Sie für eine Weile untertauchen können – bei Ihrer
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