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Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Titel: Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen
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die sich durch mich mit ihm verschwägern mußten, also daß meine sonst ohnersättlichen fleischlichen Begierden dermalen genugsam contentirt wurden.
    Die dritte Nacht, als sie den ganzen Tag abermal geloffen waren, als wann der Teufel selbst sie gejagt, ging es mir gar nit besser, sondern viel ärger; denn nachdem ich dieselbe kümmerlich überstanden und alle diese Hengste sich müd gerammelt hatten (pfui, ich schämte michs beinahe zu sagen, wann ichs dir, Simplicissime, nit zu Ehren und Gefallen täte), mußte ich vor der Herren Angesicht mich auch von den Knechten treffen lassen. Ich hatte bisher alles mit Geduld gelitten und gedacht, ich hätte es hiebevor verschuldet; aber da es hierzu kam, war mirs ein abscheulicher Greuel, also daß ich anfing zu lamentiren, zu schmälen und Gott um Hülf und Rach anzurufen. Aber ich fand keine Barmherzigkeit bei diesen viehischen Unmenschen, welche, aller Scham und christlichen Ehrbarkeit vergessen, mich zuerst nackend auszogen, wie ich auf diese Welt kommen, und ein paar Handvoll Erbsen auf die Erden schütteten, die ich auflesen mußte, worzu sie mich dann mit Spießruten nötigten. Ja sie würzten mich mit Salz und Pfeffer, daß ich gumpen und plützen mußte wie ein Esel, dem man eine Handvoll Dorn oder Nesseln unter den Schweif gebunden; und ich glaube, wann es nicht Winterszeit gewesen wäre, daß sie mich auch mit Brennesseln gegeißelt hätten.
    Hierauf hielten sie Rat, ob sie mich den Jungen preis geben, oder mir als einer Zauberin den Proceß durch den Henker machen lassen wollten. Das letzte, bedunkte sie, gereiche ihnen allen zu schlechter Ehr, weil sie sich meines Leibs teilhaftig gemacht. Zudem sagten die Verständigsten (wann anders diese Bestien auch noch ein Fünklein des menschlichen Verstands gehabt haben), wenn man ein solche Procedur mit mir hätte vornehmen wollen, so sollte mich der Oberstleutenant gleich anfangs unberührt gelassen und in die Hände der Justitz geliefert haben. Also kam das Urteil heraus, daß man mich den Nachmittag (dann sie lagen denselben Tag in ihrer Sicherheit still) den Reuterjungens preisgeben solle. Als sie sich nun des elenden Spectaculs des Erbsenauflesens satt gesehen, dorfte ich meine Kleider wieder anziehen, und da ich allerdings damit fertig, begehrte ein Cavalier mit dem Obristleutenant zu sprechen, und das war eben derjenige Rittmeister, den ich vor Lutter gefangen bekommen; der hatte von meiner Gefangenschaft gehört. Als dieser den Obristleutenant nach mich fragte und zugleich sagte, er verlange mich zu sehen, weil ich ihn vor Lutter gefangen, führete ihn der Obristleutenant gleich bei der Hand in das Zimmer und sagte: »Da sitzt die Carania; ich will sie jetzt strack den Jungen preisgeben.« Dann er vermeinte nicht anders, als der Rittmeister würde sowohl als er grausame Rach an mir üben wollen. Aber der ehrliche Cavalier war ganz anders gesinnet. Er sah mich kaum so kläglich dort sitzen, als er anfing mit einem Seufzen den Kopf zu schütteln. Ich merkte gleich sein Mitleiden, fiel derowegen auf die Knie nieder und bat ihn um aller seiner adeligen Tugenden willen, daß er sich über mich elende Dame erbarmen und mich vor mehrer Schand beschirmen wolle. Er hub mich bei der Hand auf und sagte zu dem Oberstenleutenant und seinen Cameraden: »Ach, ihr rechtschaffenen Brüder, was habt ihr mit dieser Damen angefangen?«
    Der Obersteleutenant, so sich bereits halber bierschellig gesoffen, fiel ihm in die Red und sagte: »Was, sie ist eine Zauberin!« – »Ach mein Herr verzeihe mir,« antwortet der Rittmeister; »so viel ich von ihr weiß, so bedunkt mich, sie sei des tapferen alten Grafen von T. leibliche Frau Tochter, welcher rechtschaffene Held bei dem gemeinen Wesen Leib und Leben, ja Land und Leut aufgesetzt hat, also daß mein gnädigster König nicht gut heißen wird, wann man dessen Kinder so traktirt, ob sie gleich ein paar Officier von uns auf die kaiserliche Seiten gefangen bekommen. Ja ich dörfte glauben, ihr Herr Vatter richtet auf diese Stunde in Ungarn noch mehr wider den Kaiser aus, als mancher tun mag, der eine fliegende Armada gegen ihn zu Felde führet.« »Ha,« antwortet der flegelhaftige Oberstleutenant, »was hab ich gewußt? Warum hat sie das Maul nicht aufgetan?«
    Die andern Officier, welche den Rittmeister wohl kannten und wußten, daß er nicht allein von einem hohen dänischen Geschlecht, sondern auch bei dem König in höchsten Gnaden war, baten gar demütig, der Rittmeister wolle

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